Nach denen Familien würde man nicht so viel Millio- nen heraus bringen, eher aber nach der Anzahl der Manns-Personen. Mich dünckt, daß man schwerlich mehr als 200. Millionen könne heraus bringen, doch scheinet mir diese Anzahl auch nicht unmöglich, und dieses aus Betrachtung der Umstände und der Grösse des Landes. Die Umstände sind so beschaf- fen, daß es sehr volckreich seyn kan, 1.) wegen der Güte des Climats, indem es von keiner Pest was weiß, es müste denn einmahl eine Hunger-Pest ent- stehen. 2.) wegen der guten Lebens-Art und ihrer guten und starcken Natur. Ein Chineser lebt sehr ordentlich und nüchtern. 3.) weil sie andere Völ- cker gering achten und daher wenig reisen. 4.) am meisten aber wegen des fast beständigen Friedens. [m] Du Halde rechnet auch 5.) die Vielheit der Wei- ber hieher, die in China erlaubt ist. Allein diese halte ich eher für eine Hinderniß als für eine Ursach der grossen Vermehrung, es müste denn erst bewie- sen werden, daß dorten mehr und zwar vielmehr Weiber als Männer wären. Vielleicht aber ist die Vielweiberei nur unter denen Vornehmen üblich, und verbiethet sich beym gemeinem Mann von selbst. Seit der letzten Regierung der Ming ist es zwar theils durch eine allgemeine Hungers-Noth, theils durch den Krieg und sonderlich durch die Räuber sehr mitgenommen worden, die sich aufwurffen und den Thron behaupten wolten, die daher gantze Städte niedermetzelten, und nur die junge Mann- schaft heraus nahmen: allein es war doch fast nicht zu mercken, so daß du Halde [n] schreibt, daß
kein
[m]Du Halde Descript. de la Chine. Tom 2. p. 7. ed. Par.
[n]l. c. Tom 1. P. 74.
viel Menſchen auf dem Erdboden leben ꝛc.
Nach denen Familien wuͤrde man nicht ſo viel Millio- nen heraus bringen, eher aber nach der Anzahl der Manns-Perſonen. Mich duͤnckt, daß man ſchwerlich mehr als 200. Millionen koͤnne heraus bringen, doch ſcheinet mir dieſe Anzahl auch nicht unmoͤglich, und dieſes aus Betrachtung der Umſtaͤnde und der Groͤſſe des Landes. Die Umſtaͤnde ſind ſo beſchaf- fen, daß es ſehr volckreich ſeyn kan, 1.) wegen der Guͤte des Climats, indem es von keiner Peſt was weiß, es muͤſte denn einmahl eine Hunger-Peſt ent- ſtehen. 2.) wegen der guten Lebens-Art und ihrer guten und ſtarcken Natur. Ein Chineſer lebt ſehr ordentlich und nuͤchtern. 3.) weil ſie andere Voͤl- cker gering achten und daher wenig reiſen. 4.) am meiſten aber wegen des faſt beſtaͤndigen Friedens. [m] Du Halde rechnet auch 5.) die Vielheit der Wei- ber hieher, die in China erlaubt iſt. Allein dieſe halte ich eher fuͤr eine Hinderniß als fuͤr eine Urſach der groſſen Vermehrung, es muͤſte denn erſt bewie- ſen werden, daß dorten mehr und zwar vielmehr Weiber als Maͤnner waͤren. Vielleicht aber iſt die Vielweiberei nur unter denen Vornehmen uͤblich, und verbiethet ſich beym gemeinem Mann von ſelbſt. Seit der letzten Regierung der Ming iſt es zwar theils durch eine allgemeine Hungers-Noth, theils durch den Krieg und ſonderlich durch die Raͤuber ſehr mitgenommen worden, die ſich aufwurffen und den Thron behaupten wolten, die daher gantze Staͤdte niedermetzelten, und nur die junge Mann- ſchaft heraus nahmen: allein es war doch faſt nicht zu mercken, ſo daß du Halde [n] ſchreibt, daß
kein
[m]Du Halde Deſcript. de la Chine. Tom 2. p. 7. ed. Par.
[n]l. c. Tom 1. P. 74.
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viel Menſchen auf dem Erdboden leben ꝛc.
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Manns-Perſonen. Mich duͤnckt, daß man ſchwerlich
mehr als 200. Millionen koͤnne heraus bringen, doch
ſcheinet mir dieſe Anzahl auch nicht unmoͤglich, und
dieſes aus Betrachtung der Umſtaͤnde und der
Groͤſſe des Landes. Die Umſtaͤnde ſind ſo beſchaf-
fen, daß es ſehr volckreich ſeyn kan, 1.) wegen der
Guͤte des Climats, indem es von keiner Peſt was
weiß, es muͤſte denn einmahl eine Hunger-Peſt ent-
ſtehen. 2.) wegen der guten Lebens-Art und ihrer
guten und ſtarcken Natur. Ein Chineſer lebt ſehr
ordentlich und nuͤchtern. 3.) weil ſie andere Voͤl-
cker gering achten und daher wenig reiſen. 4.) am
meiſten aber wegen des faſt beſtaͤndigen Friedens. [m]
Du Halde rechnet auch 5.) die Vielheit der Wei-
ber hieher, die in China erlaubt iſt. Allein dieſe
halte ich eher fuͤr eine Hinderniß als fuͤr eine Urſach
der groſſen Vermehrung, es muͤſte denn erſt bewie-
ſen werden, daß dorten mehr und zwar vielmehr
Weiber als Maͤnner waͤren. Vielleicht aber iſt die
Vielweiberei nur unter denen Vornehmen uͤblich,
und verbiethet ſich beym gemeinem Mann von ſelbſt.
Seit der letzten Regierung der Ming iſt es zwar
theils durch eine allgemeine Hungers-Noth, theils
durch den Krieg und ſonderlich durch die Raͤuber
ſehr mitgenommen worden, die ſich aufwurffen und
den Thron behaupten wolten, die daher gantze
Staͤdte niedermetzelten, und nur die junge Mann-
ſchaft heraus nahmen: allein es war doch faſt nicht
zu mercken, ſo daß du Halde [n] ſchreibt, daß
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[m] Du Halde Deſcript. de la Chine. Tom 2. p. 7. ed. Par.
[n] l. c. Tom 1. P. 74.
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/139>, abgerufen am 27.11.2024.
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