gnug geschienen. Er will Leuten von allerhand Stand Platz genug einräumen, und dennoch soll es 55. Millionen Menschen enthalten können, und er schreibt, daß er bereits allerley Mittel ausgesonnen, Engellands Einwohner in 25. Jahren zu verdoppeln, und in ohngefehr 36. Jahren zu vervielfältigen. [q]
§. 19.
Es ist aber ferner bekandt, daß eben dasselbe Land zu einer weit grössern Fruchtbarkeit, und also zur Nahrung mehrerer Menschen kan zubereitet wer- den. Diese grössere Fruchtbarkeit ist keines ausser- ordentlichen Segens benöthiget. Der Schöpfer hat dem Geträyde bereits eine weit grössere natür- liche Kraft beygeleget, als man wohl ordentlicher Weise wahrnimmt. Es liegt nur an dem Erdreich und an dessen Zubereitung, daß man hundertfältige Frucht bekomme. Wem ist unbekandt, daß ein in gehöriger Tiefe umgegrabenes Land weit fruchtbah- rer sey als ein nach jetziger Art gepflügtes? Man hat zu unsern Zeiten gnug bewiesen, daß das Ge- trayde sich sehr vervielfältige, wenn es in seiner Tie- fe und Distantz gestecket wird. Allein dieses erfor- dert mehr Menschen zur Arbeit, so lange die uns aber fehlen, müssen wir es bey dem alten lassen. Gewönne man mehr Getrayde, könte man auch mehr Vieh halten, und man bekäme auch mehr Mist zur Düngung. Die Susianischen und Babyloni- schen Felder gaben ehedem 100 ja 200 fältige Frucht nach dem Zeugniß des Strabo, Herodotus und an- derer. Wer wolte zweiffeln, daß wir nicht in gu-
tem
[q]Philosophical Transactions. Num. 330. p. 266. und in des B. Motte abridgment Vol. 2. part. 4. p. 241. sq.
Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie
gnug geſchienen. Er will Leuten von allerhand Stand Platz genug einraͤumen, und dennoch ſoll es 55. Millionen Menſchen enthalten koͤnnen, und er ſchreibt, daß er bereits allerley Mittel ausgeſonnen, Engellands Einwohner in 25. Jahren zu verdoppeln, und in ohngefehr 36. Jahren zu vervielfaͤltigen. [q]
§. 19.
Es iſt aber ferner bekandt, daß eben daſſelbe Land zu einer weit groͤſſern Fruchtbarkeit, und alſo zur Nahrung mehrerer Menſchen kan zubereitet wer- den. Dieſe groͤſſere Fruchtbarkeit iſt keines auſſer- ordentlichen Segens benoͤthiget. Der Schoͤpfer hat dem Getraͤyde bereits eine weit groͤſſere natuͤr- liche Kraft beygeleget, als man wohl ordentlicher Weiſe wahrnimmt. Es liegt nur an dem Erdreich und an deſſen Zubereitung, daß man hundertfaͤltige Frucht bekomme. Wem iſt unbekandt, daß ein in gehoͤriger Tiefe umgegrabenes Land weit fruchtbah- rer ſey als ein nach jetziger Art gepfluͤgtes? Man hat zu unſern Zeiten gnug bewieſen, daß das Ge- trayde ſich ſehr vervielfaͤltige, wenn es in ſeiner Tie- fe und Diſtantz geſtecket wird. Allein dieſes erfor- dert mehr Menſchen zur Arbeit, ſo lange die uns aber fehlen, muͤſſen wir es bey dem alten laſſen. Gewoͤnne man mehr Getrayde, koͤnte man auch mehr Vieh halten, und man bekaͤme auch mehr Miſt zur Duͤngung. Die Suſianiſchen und Babyloni- ſchen Felder gaben ehedem 100 ja 200 faͤltige Frucht nach dem Zeugniß des Strabo, Herodotus und an- derer. Wer wolte zweiffeln, daß wir nicht in gu-
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[q]Philoſophical Transactions. Num. 330. p. 266. und in des B. Motte abridgment Vol. 2. part. 4. p. 241. ſq.
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Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie
gnug geſchienen. Er will Leuten von allerhand
Stand Platz genug einraͤumen, und dennoch ſoll es
55. Millionen Menſchen enthalten koͤnnen, und er
ſchreibt, daß er bereits allerley Mittel ausgeſonnen,
Engellands Einwohner in 25. Jahren zu verdoppeln,
und in ohngefehr 36. Jahren zu vervielfaͤltigen. [q]
§. 19.
Es iſt aber ferner bekandt, daß eben daſſelbe
Land zu einer weit groͤſſern Fruchtbarkeit, und alſo
zur Nahrung mehrerer Menſchen kan zubereitet wer-
den. Dieſe groͤſſere Fruchtbarkeit iſt keines auſſer-
ordentlichen Segens benoͤthiget. Der Schoͤpfer
hat dem Getraͤyde bereits eine weit groͤſſere natuͤr-
liche Kraft beygeleget, als man wohl ordentlicher
Weiſe wahrnimmt. Es liegt nur an dem Erdreich
und an deſſen Zubereitung, daß man hundertfaͤltige
Frucht bekomme. Wem iſt unbekandt, daß ein in
gehoͤriger Tiefe umgegrabenes Land weit fruchtbah-
rer ſey als ein nach jetziger Art gepfluͤgtes? Man
hat zu unſern Zeiten gnug bewieſen, daß das Ge-
trayde ſich ſehr vervielfaͤltige, wenn es in ſeiner Tie-
fe und Diſtantz geſtecket wird. Allein dieſes erfor-
dert mehr Menſchen zur Arbeit, ſo lange die uns
aber fehlen, muͤſſen wir es bey dem alten laſſen.
Gewoͤnne man mehr Getrayde, koͤnte man auch
mehr Vieh halten, und man bekaͤme auch mehr Miſt
zur Duͤngung. Die Suſianiſchen und Babyloni-
ſchen Felder gaben ehedem 100 ja 200 faͤltige Frucht
nach dem Zeugniß des Strabo, Herodotus und an-
derer. Wer wolte zweiffeln, daß wir nicht in gu-
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[q] Philoſophical Transactions. Num. 330. p. 266. und in des
B. Motte abridgment Vol. 2. part. 4. p. 241. ſq.
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/116>, abgerufen am 25.06.2024.
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