Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

des Menschlichen Geschlechts.
ob Pest und Krieg nothwendige Ubel zur Verhin-
derung der gar zu grossen Menge Menschen, und der
hieraus entstehenden grössern Ubeln?

Das Dritte Capitel.
Ob Krieg und Pest nothwendig, und
wie viel Menschen auf dem Erdboden

leben und leben können?
§. 17.

Die Frage, so ich anjetzt beantworten will, ist die-
se: Ob Krieg und Pest nothwendig sind zur
Unterhaltung des Gleichgewichts der Menschen,
oder ob der Erdboden gegenwärtig zu voll werden
würde, wenn der Vermehrung nicht Einhalt geschä-
he? Es sind viele der Meinung, daß solches noth-
wendig geschehen müsse. Der Engelländer Rud-
yard [n] ist so dreiste, daß er gesagt, es können nicht
hundert Jahre ohne Krieg oder Pest hingehen, wenn
anders die andern Geschöpfe zum Unterhalt der
Menschen sollen hinreichend seyn. Hr. Derham [o]
hält diese Ubel nicht nur vor gerechte Straffen der
Laster, sondern auch für weise Mittel der Vorsehung
zur Erhaltung des Gleichgewichts des menschlichen
Geschlechts auf dem Erdboden. Dem curieusen und
geschickten Herrn Struyck [p] hat der Erdboden so
voll geschienen, daß er gemeinet, die Menschen blie-

ben
[n] cf. Acta Erudit. Lips. lat. an. 1686. p. 245. und the rise
and the growth of the first church of God by Thom Tanner.
[o] Physico-theol. p. 254. Edit. fr.
[p] in seinen Gissingen over den Staat van het menschelyk
Geslagt,
bey seiner Inleiding tot de algemeene Geographie.
Amsterd. 1740. P. 2. p.
328.
E 2

des Menſchlichen Geſchlechts.
ob Peſt und Krieg nothwendige Ubel zur Verhin-
derung der gar zu groſſen Menge Menſchen, und der
hieraus entſtehenden groͤſſern Ubeln?

Das Dritte Capitel.
Ob Krieg und Peſt nothwendig, und
wie viel Menſchen auf dem Erdboden

leben und leben koͤnnen?
§. 17.

Die Frage, ſo ich anjetzt beantworten will, iſt die-
ſe: Ob Krieg und Peſt nothwendig ſind zur
Unterhaltung des Gleichgewichts der Menſchen,
oder ob der Erdboden gegenwaͤrtig zu voll werden
wuͤrde, wenn der Vermehrung nicht Einhalt geſchaͤ-
he? Es ſind viele der Meinung, daß ſolches noth-
wendig geſchehen muͤſſe. Der Engellaͤnder Rud-
yard [n] iſt ſo dreiſte, daß er geſagt, es koͤnnen nicht
hundert Jahre ohne Krieg oder Peſt hingehen, wenn
anders die andern Geſchoͤpfe zum Unterhalt der
Menſchen ſollen hinreichend ſeyn. Hr. Derham [o]
haͤlt dieſe Ubel nicht nur vor gerechte Straffen der
Laſter, ſondern auch fuͤr weiſe Mittel der Vorſehung
zur Erhaltung des Gleichgewichts des menſchlichen
Geſchlechts auf dem Erdboden. Dem curieuſen und
geſchickten Herrn Struyck [p] hat der Erdboden ſo
voll geſchienen, daß er gemeinet, die Menſchen blie-

ben
[n] cf. Acta Erudit. Lipſ. lat. an. 1686. p. 245. und the riſe
and the growth of the firſt church of God by Thom Tanner.
[o] Phyſico-theol. p. 254. Edit. fr.
[p] in ſeinen Giſſingen over den Staat van het menſchelyk
Geſlagt,
bey ſeiner Inleiding tot de algemeene Geographie.
Amſterd. 1740. P. 2. p.
328.
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0113" n="67"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechts.</hi></fw><lb/>
ob Pe&#x017F;t und Krieg nothwendige Ubel zur Verhin-<lb/>
derung der gar zu gro&#x017F;&#x017F;en Menge Men&#x017F;chen, und der<lb/>
hieraus ent&#x017F;tehenden gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Ubeln?</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#fr">Das Dritte Capitel.</hi><lb/><hi rendition="#b">Ob Krieg und Pe&#x017F;t nothwendig, und<lb/>
wie viel Men&#x017F;chen auf dem Erdboden</hi><lb/>
leben und leben ko&#x0364;nnen?</head><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 17.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Frage, &#x017F;o ich anjetzt beantworten will, i&#x017F;t die-<lb/>
&#x017F;e: Ob Krieg und Pe&#x017F;t nothwendig &#x017F;ind zur<lb/>
Unterhaltung des Gleichgewichts der Men&#x017F;chen,<lb/>
oder ob der Erdboden gegenwa&#x0364;rtig zu voll werden<lb/>
wu&#x0364;rde, wenn der Vermehrung nicht Einhalt ge&#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
he? Es &#x017F;ind viele der Meinung, daß &#x017F;olches noth-<lb/>
wendig ge&#x017F;chehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Der Engella&#x0364;nder Rud-<lb/>
yard <note place="foot" n="[n]"><hi rendition="#aq">cf. Acta Erudit. Lip&#x017F;. lat. an. 1686. p.</hi> 245. und <hi rendition="#aq">the ri&#x017F;e<lb/>
and the growth of the fir&#x017F;t church of God by Thom Tanner.</hi></note> i&#x017F;t &#x017F;o drei&#x017F;te, daß er ge&#x017F;agt, es ko&#x0364;nnen nicht<lb/>
hundert Jahre ohne Krieg oder Pe&#x017F;t hingehen, wenn<lb/>
anders die andern Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe zum Unterhalt der<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;ollen hinreichend &#x017F;eyn. Hr. Derham <note place="foot" n="[o]"><hi rendition="#aq">Phy&#x017F;ico-theol. p. 254. Edit. fr.</hi></note><lb/>
ha&#x0364;lt die&#x017F;e Ubel nicht nur vor gerechte Straffen der<lb/>
La&#x017F;ter, &#x017F;ondern auch fu&#x0364;r wei&#x017F;e Mittel der Vor&#x017F;ehung<lb/>
zur Erhaltung des Gleichgewichts des men&#x017F;chlichen<lb/>
Ge&#x017F;chlechts auf dem Erdboden. Dem curieu&#x017F;en und<lb/>
ge&#x017F;chickten Herrn Struyck <note place="foot" n="[p]">in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Gi&#x017F;&#x017F;ingen over den Staat van het men&#x017F;chelyk<lb/>
Ge&#x017F;lagt,</hi> bey &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Inleiding tot de algemeene Geographie.<lb/>
Am&#x017F;terd. 1740. P. 2. p.</hi> 328.</note> hat der Erdboden &#x017F;o<lb/>
voll ge&#x017F;chienen, daß er gemeinet, die Men&#x017F;chen blie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0113] des Menſchlichen Geſchlechts. ob Peſt und Krieg nothwendige Ubel zur Verhin- derung der gar zu groſſen Menge Menſchen, und der hieraus entſtehenden groͤſſern Ubeln? Das Dritte Capitel. Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie viel Menſchen auf dem Erdboden leben und leben koͤnnen? §. 17. Die Frage, ſo ich anjetzt beantworten will, iſt die- ſe: Ob Krieg und Peſt nothwendig ſind zur Unterhaltung des Gleichgewichts der Menſchen, oder ob der Erdboden gegenwaͤrtig zu voll werden wuͤrde, wenn der Vermehrung nicht Einhalt geſchaͤ- he? Es ſind viele der Meinung, daß ſolches noth- wendig geſchehen muͤſſe. Der Engellaͤnder Rud- yard [n] iſt ſo dreiſte, daß er geſagt, es koͤnnen nicht hundert Jahre ohne Krieg oder Peſt hingehen, wenn anders die andern Geſchoͤpfe zum Unterhalt der Menſchen ſollen hinreichend ſeyn. Hr. Derham [o] haͤlt dieſe Ubel nicht nur vor gerechte Straffen der Laſter, ſondern auch fuͤr weiſe Mittel der Vorſehung zur Erhaltung des Gleichgewichts des menſchlichen Geſchlechts auf dem Erdboden. Dem curieuſen und geſchickten Herrn Struyck [p] hat der Erdboden ſo voll geſchienen, daß er gemeinet, die Menſchen blie- ben [n] cf. Acta Erudit. Lipſ. lat. an. 1686. p. 245. und the riſe and the growth of the firſt church of God by Thom Tanner. [o] Phyſico-theol. p. 254. Edit. fr. [p] in ſeinen Giſſingen over den Staat van het menſchelyk Geſlagt, bey ſeiner Inleiding tot de algemeene Geographie. Amſterd. 1740. P. 2. p. 328. E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/113
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/113>, abgerufen am 03.05.2024.