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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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Und je nach der Antwort, ob blau, ob rosa, oder weiß, richtete man sich ein, anders und besser gekleidet zu erscheinen.

Stella kannte diese Art von Sorge nicht. Ihre Kleider kamen aus Paris, und obgleich sehr einfach, hoben sie ihre angeborene Grazie durch unbestreitbare Eleganz. Übrigens stand sie noch ganz im Anfang ihrer gesellschaftlichen Laufbahn. Erst seit ihrem siebzehnten Jahre war sie nicht mehr auf "Lämmerhüpfen" und "weiße Bälle" beschränkt; das heißt: an diesem Abend kleidete man sie zu ihrem zweiten großen offiziellen Feste. Das erste Mal hatte sie nach Provinz-Sitte in schneeweißen Gazewolken erscheinen müssen; für diesmal wählte sie eine reizende Zusammenstellung aus hellgrünem Surah mit silbergetupftem Tüll. In ihren Haaren trug sie nur einen Tuff Flughafer, aus dem sich, schlank und zart wie Flaum, ein Zweig wilder Clematis hervorhob.

Nachdem sie aus den Händen der für etwaige Änderungen so notwendigen ersten Schneiderin entlassen war, hatte sie sich den geschickten Fingern der Friseurin überliefert; der Friseurin, die die Bräute frisiert und mit dem Ernste eines Folterknechts die verschiedengestaltigen Brenneisen handhabt.

Und je nach der Antwort, ob blau, ob rosa, oder weiß, richtete man sich ein, anders und besser gekleidet zu erscheinen.

Stella kannte diese Art von Sorge nicht. Ihre Kleider kamen aus Paris, und obgleich sehr einfach, hoben sie ihre angeborene Grazie durch unbestreitbare Eleganz. Übrigens stand sie noch ganz im Anfang ihrer gesellschaftlichen Laufbahn. Erst seit ihrem siebzehnten Jahre war sie nicht mehr auf „Lämmerhüpfen“ und „weiße Bälle“ beschränkt; das heißt: an diesem Abend kleidete man sie zu ihrem zweiten großen offiziellen Feste. Das erste Mal hatte sie nach Provinz-Sitte in schneeweißen Gazewolken erscheinen müssen; für diesmal wählte sie eine reizende Zusammenstellung aus hellgrünem Surah mit silbergetupftem Tüll. In ihren Haaren trug sie nur einen Tuff Flughafer, aus dem sich, schlank und zart wie Flaum, ein Zweig wilder Clematis hervorhob.

Nachdem sie aus den Händen der für etwaige Änderungen so notwendigen ersten Schneiderin entlassen war, hatte sie sich den geschickten Fingern der Friseurin überliefert; der Friseurin, die die Bräute frisiert und mit dem Ernste eines Folterknechts die verschiedengestaltigen Brenneisen handhabt.

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[68/0069] Und je nach der Antwort, ob blau, ob rosa, oder weiß, richtete man sich ein, anders und besser gekleidet zu erscheinen. Stella kannte diese Art von Sorge nicht. Ihre Kleider kamen aus Paris, und obgleich sehr einfach, hoben sie ihre angeborene Grazie durch unbestreitbare Eleganz. Übrigens stand sie noch ganz im Anfang ihrer gesellschaftlichen Laufbahn. Erst seit ihrem siebzehnten Jahre war sie nicht mehr auf „Lämmerhüpfen“ und „weiße Bälle“ beschränkt; das heißt: an diesem Abend kleidete man sie zu ihrem zweiten großen offiziellen Feste. Das erste Mal hatte sie nach Provinz-Sitte in schneeweißen Gazewolken erscheinen müssen; für diesmal wählte sie eine reizende Zusammenstellung aus hellgrünem Surah mit silbergetupftem Tüll. In ihren Haaren trug sie nur einen Tuff Flughafer, aus dem sich, schlank und zart wie Flaum, ein Zweig wilder Clematis hervorhob. Nachdem sie aus den Händen der für etwaige Änderungen so notwendigen ersten Schneiderin entlassen war, hatte sie sich den geschickten Fingern der Friseurin überliefert; der Friseurin, die die Bräute frisiert und mit dem Ernste eines Folterknechts die verschiedengestaltigen Brenneisen handhabt.

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/69>, abgerufen am 22.11.2024.