Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

sich jemand hätte einfallen lassen die Korrespondenzen der Baronin Seuriet zu berühren. Aber der Briefträger hatte ihr die Post zuerst gebracht und niemand bekam den Brief früher als sie selbst zu Gesicht.

Dieser flammende stürmische Brief beruhigte sie. Fernand verzichtete nicht auf sie. Stella sollte ihm ins Ministerium schreiben mit einem verabredeten Zeichen auf dem Kuvert. Angeregt durch diese Art der Verführung auf Entfernung, tat sie es auch. In ihrem Zimmer eingeschlossen, in Sicherheit vor brutaler Verwegenheit, gefiel sie sich darin, diese durch jene weibliche Geheimtuerei herauszufordern, die Niemanden gleichgültig läßt. Einige Wochen vergingen für sie ganz angenehm in der Ausübung dieses Spieles, in dem sie Großartiges leistete. Die Antworten Fernands zeigten ihr, wie geschickt sie darin war, er schrieb wie irrsinnig. - Aber ihren Versprechungen und Drohungen zum Trotz kam er nicht sie aufzusuchen.

Vielleicht fürchtete er, daß die Ankündigung seiner Abreise schlecht aufgenommen werden würde. Vielleicht auch verpflichtete ihn das Verhältnis seiner Frau gegenüber zur Schonung.

Stella neckte ihn damit. Da teilte er ihr den Unfall mit, der Alice zugestoßen war ... Infolge

sich jemand hätte einfallen lassen die Korrespondenzen der Baronin Seuriet zu berühren. Aber der Briefträger hatte ihr die Post zuerst gebracht und niemand bekam den Brief früher als sie selbst zu Gesicht.

Dieser flammende stürmische Brief beruhigte sie. Fernand verzichtete nicht auf sie. Stella sollte ihm ins Ministerium schreiben mit einem verabredeten Zeichen auf dem Kuvert. Angeregt durch diese Art der Verführung auf Entfernung, tat sie es auch. In ihrem Zimmer eingeschlossen, in Sicherheit vor brutaler Verwegenheit, gefiel sie sich darin, diese durch jene weibliche Geheimtuerei herauszufordern, die Niemanden gleichgültig läßt. Einige Wochen vergingen für sie ganz angenehm in der Ausübung dieses Spieles, in dem sie Großartiges leistete. Die Antworten Fernands zeigten ihr, wie geschickt sie darin war, er schrieb wie irrsinnig. – Aber ihren Versprechungen und Drohungen zum Trotz kam er nicht sie aufzusuchen.

Vielleicht fürchtete er, daß die Ankündigung seiner Abreise schlecht aufgenommen werden würde. Vielleicht auch verpflichtete ihn das Verhältnis seiner Frau gegenüber zur Schonung.

Stella neckte ihn damit. Da teilte er ihr den Unfall mit, der Alice zugestoßen war … Infolge

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0265" n="264"/>
sich jemand hätte einfallen lassen die Korrespondenzen der Baronin Seuriet zu berühren. Aber der Briefträger hatte ihr die Post zuerst gebracht und niemand bekam den Brief früher als sie selbst zu Gesicht.</p>
        <p>Dieser flammende stürmische Brief beruhigte sie. Fernand verzichtete nicht auf sie. Stella sollte ihm ins Ministerium schreiben mit einem verabredeten Zeichen auf dem Kuvert. Angeregt durch diese Art der Verführung auf Entfernung, tat sie es auch. In ihrem Zimmer eingeschlossen, in Sicherheit vor brutaler Verwegenheit, gefiel sie sich darin, diese durch jene weibliche Geheimtuerei herauszufordern, die Niemanden gleichgültig läßt. Einige Wochen vergingen für sie ganz angenehm in der Ausübung dieses Spieles, in dem sie Großartiges leistete. Die Antworten Fernands zeigten ihr, wie geschickt sie darin war, er schrieb wie irrsinnig. &#x2013; Aber ihren Versprechungen und Drohungen zum Trotz kam er nicht sie aufzusuchen.</p>
        <p>Vielleicht fürchtete er, daß die Ankündigung seiner Abreise schlecht aufgenommen werden würde. Vielleicht auch verpflichtete ihn das Verhältnis seiner Frau gegenüber zur Schonung.</p>
        <p>Stella neckte ihn damit. Da teilte er ihr den Unfall mit, der Alice zugestoßen war &#x2026; Infolge
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0265] sich jemand hätte einfallen lassen die Korrespondenzen der Baronin Seuriet zu berühren. Aber der Briefträger hatte ihr die Post zuerst gebracht und niemand bekam den Brief früher als sie selbst zu Gesicht. Dieser flammende stürmische Brief beruhigte sie. Fernand verzichtete nicht auf sie. Stella sollte ihm ins Ministerium schreiben mit einem verabredeten Zeichen auf dem Kuvert. Angeregt durch diese Art der Verführung auf Entfernung, tat sie es auch. In ihrem Zimmer eingeschlossen, in Sicherheit vor brutaler Verwegenheit, gefiel sie sich darin, diese durch jene weibliche Geheimtuerei herauszufordern, die Niemanden gleichgültig läßt. Einige Wochen vergingen für sie ganz angenehm in der Ausübung dieses Spieles, in dem sie Großartiges leistete. Die Antworten Fernands zeigten ihr, wie geschickt sie darin war, er schrieb wie irrsinnig. – Aber ihren Versprechungen und Drohungen zum Trotz kam er nicht sie aufzusuchen. Vielleicht fürchtete er, daß die Ankündigung seiner Abreise schlecht aufgenommen werden würde. Vielleicht auch verpflichtete ihn das Verhältnis seiner Frau gegenüber zur Schonung. Stella neckte ihn damit. Da teilte er ihr den Unfall mit, der Alice zugestoßen war … Infolge

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/265
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/265>, abgerufen am 12.12.2024.