Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

dich für sehr ungeschickt halten, erlaube mir, dir das zu sagen, wenn du die Zügel zu straff anspanntest. Vollblut geht leicht durch. Habe eine leichte Hand, lasse nach, so lange du in diesem Zustand bist, damit er nicht bemerkt, daß du stärker wirst, und daß ihn der Gedanke an deine Bürde nicht beeinfluße. Wenn du ihn aber den Zaum fühlen läßt, wird er sich bäumen und Purzelbäume machen. Deine Schwiegermutter hat dadurch, daß sie so eifersüchtig ist, eine besondere Ungeschicklichkeit begangen. Paß nur auf, daß dein Mann nichts davon erfährt."

"Du hast vielleicht Recht" antwortete Alice, die zu der vollen Unschuld und Aufrichtigkeit der Baronin gelangte.

"Aber es ist doch bitter zu sehen wie er sich eilt, von mir fortzukommen, um den Vergnügungen nachzulaufen, an denen ich nicht teilnehmen kann. So habe ich heute alles getan was möglich war, um ihn zurückzuhalten. Ach ja! Bei Kannenbergs wird Tennis gespielt. Glaubst du, daß es wirklich so notwendig war, daß Fernand hinging um sich bei ihnen zu unterhalten?"

"Du lieber Gott! Da oder wo anders, das ist um Bewegung zu machen," antwortete Stella, die

dich für sehr ungeschickt halten, erlaube mir, dir das zu sagen, wenn du die Zügel zu straff anspanntest. Vollblut geht leicht durch. Habe eine leichte Hand, lasse nach, so lange du in diesem Zustand bist, damit er nicht bemerkt, daß du stärker wirst, und daß ihn der Gedanke an deine Bürde nicht beeinfluße. Wenn du ihn aber den Zaum fühlen läßt, wird er sich bäumen und Purzelbäume machen. Deine Schwiegermutter hat dadurch, daß sie so eifersüchtig ist, eine besondere Ungeschicklichkeit begangen. Paß nur auf, daß dein Mann nichts davon erfährt.“

„Du hast vielleicht Recht“ antwortete Alice, die zu der vollen Unschuld und Aufrichtigkeit der Baronin gelangte.

„Aber es ist doch bitter zu sehen wie er sich eilt, von mir fortzukommen, um den Vergnügungen nachzulaufen, an denen ich nicht teilnehmen kann. So habe ich heute alles getan was möglich war, um ihn zurückzuhalten. Ach ja! Bei Kannenbergs wird Tennis gespielt. Glaubst du, daß es wirklich so notwendig war, daß Fernand hinging um sich bei ihnen zu unterhalten?“

„Du lieber Gott! Da oder wo anders, das ist um Bewegung zu machen,“ antwortete Stella, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0232" n="231"/>
dich für sehr ungeschickt halten, erlaube mir, dir das zu sagen, wenn du die Zügel zu straff anspanntest. Vollblut geht leicht durch. Habe eine leichte Hand, lasse nach, so lange du in diesem Zustand bist, damit er nicht bemerkt, daß du stärker wirst, und daß ihn der Gedanke an deine Bürde nicht beeinfluße. Wenn du ihn aber den Zaum fühlen läßt, wird er sich bäumen und Purzelbäume machen. Deine Schwiegermutter hat dadurch, daß sie so eifersüchtig ist, eine besondere Ungeschicklichkeit begangen. Paß nur auf, daß dein Mann nichts davon erfährt.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Du hast vielleicht Recht&#x201C; antwortete Alice, die zu der vollen Unschuld und Aufrichtigkeit der Baronin gelangte.</p>
        <p>&#x201E;Aber es ist doch bitter zu sehen wie er sich eilt, von mir fortzukommen, um den Vergnügungen nachzulaufen, an denen ich nicht teilnehmen kann. So habe ich heute alles getan was möglich war, um ihn zurückzuhalten. Ach ja! Bei Kannenbergs wird Tennis gespielt. Glaubst du, daß es wirklich so notwendig war, daß Fernand hinging um sich bei ihnen zu unterhalten?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Du lieber Gott! Da oder wo anders, das ist um Bewegung zu machen,&#x201C; antwortete Stella, die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0232] dich für sehr ungeschickt halten, erlaube mir, dir das zu sagen, wenn du die Zügel zu straff anspanntest. Vollblut geht leicht durch. Habe eine leichte Hand, lasse nach, so lange du in diesem Zustand bist, damit er nicht bemerkt, daß du stärker wirst, und daß ihn der Gedanke an deine Bürde nicht beeinfluße. Wenn du ihn aber den Zaum fühlen läßt, wird er sich bäumen und Purzelbäume machen. Deine Schwiegermutter hat dadurch, daß sie so eifersüchtig ist, eine besondere Ungeschicklichkeit begangen. Paß nur auf, daß dein Mann nichts davon erfährt.“ „Du hast vielleicht Recht“ antwortete Alice, die zu der vollen Unschuld und Aufrichtigkeit der Baronin gelangte. „Aber es ist doch bitter zu sehen wie er sich eilt, von mir fortzukommen, um den Vergnügungen nachzulaufen, an denen ich nicht teilnehmen kann. So habe ich heute alles getan was möglich war, um ihn zurückzuhalten. Ach ja! Bei Kannenbergs wird Tennis gespielt. Glaubst du, daß es wirklich so notwendig war, daß Fernand hinging um sich bei ihnen zu unterhalten?“ „Du lieber Gott! Da oder wo anders, das ist um Bewegung zu machen,“ antwortete Stella, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/232
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/232>, abgerufen am 24.11.2024.