Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

läßt. Ein junges Mädchen, daß errötet ... gesteht."

Und Mira, noch so jung, kaum dreißig Jahre alt, würde sie nicht schon die sonst ihrem Alter eigene Unruhe an einem kritischen Tage dazu drängen ein neues Leben, eine neue Sommerzeit der Liebe herbeizusehnen? Ob sie wohl daran dachte?

Herr Deaken richtete sich zu einer verliebten, stillschweigend geduldeten Pose stolz auf. Als er einen Augenblick mit Frau von Ellissen allein war, erkühnte er sich sogar sanft ihren Arm zu drücken und ihr eine seiner schmeichelhaftesten Phrasen zuzuflüstern. Aber sie unterbrach ihn mit einer fast zornigen Bewegung.

"Nein, nein, jetzt ist's genug, Herr Deaken! Bis heute habe ich dieses Spiel geduldet, weil ... weil ich noch nicht so alt war, als daß mir ein wenig harmlose Galanterie mißfallen hätte ... Aber heute ..."

"Nun wohl, heute? Niemals sind Sie schöner gewesen, niemals begehrlicher."

"Spotten Sie nicht, mein Freund, das heißt lügen Sie nicht, um mich zu trösten."

"Ich lügen ... ! Sie trösten! Worüber?"

läßt. Ein junges Mädchen, daß errötet … gesteht.“

Und Mira, noch so jung, kaum dreißig Jahre alt, würde sie nicht schon die sonst ihrem Alter eigene Unruhe an einem kritischen Tage dazu drängen ein neues Leben, eine neue Sommerzeit der Liebe herbeizusehnen? Ob sie wohl daran dachte?

Herr Deaken richtete sich zu einer verliebten, stillschweigend geduldeten Pose stolz auf. Als er einen Augenblick mit Frau von Ellissen allein war, erkühnte er sich sogar sanft ihren Arm zu drücken und ihr eine seiner schmeichelhaftesten Phrasen zuzuflüstern. Aber sie unterbrach ihn mit einer fast zornigen Bewegung.

„Nein, nein, jetzt ist’s genug, Herr Deaken! Bis heute habe ich dieses Spiel geduldet, weil … weil ich noch nicht so alt war, als daß mir ein wenig harmlose Galanterie mißfallen hätte … Aber heute …“

„Nun wohl, heute? Niemals sind Sie schöner gewesen, niemals begehrlicher.“

„Spotten Sie nicht, mein Freund, das heißt lügen Sie nicht, um mich zu trösten.“

„Ich lügen … ! Sie trösten! Worüber?“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0212" n="211"/>
läßt. Ein junges Mädchen, daß errötet &#x2026; gesteht.&#x201C;</p>
        <p>Und Mira, noch so jung, kaum dreißig Jahre alt, würde sie nicht schon die sonst ihrem Alter eigene Unruhe an einem kritischen Tage dazu drängen ein neues Leben, eine neue Sommerzeit der Liebe herbeizusehnen? Ob sie wohl daran dachte?</p>
        <p>Herr Deaken richtete sich zu einer verliebten, stillschweigend geduldeten Pose stolz auf. Als er einen Augenblick mit Frau von Ellissen allein war, erkühnte er sich sogar sanft ihren Arm zu drücken und ihr eine seiner schmeichelhaftesten Phrasen zuzuflüstern. Aber sie unterbrach ihn mit einer fast zornigen Bewegung.</p>
        <p>&#x201E;Nein, nein, jetzt ist&#x2019;s genug, Herr Deaken! Bis heute habe ich dieses Spiel geduldet, weil &#x2026; weil ich noch nicht so alt war, als daß mir ein wenig harmlose Galanterie mißfallen hätte &#x2026; Aber heute &#x2026;&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Nun wohl, heute? Niemals sind Sie schöner gewesen, niemals begehrlicher.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Spotten Sie nicht, mein Freund, das heißt lügen Sie nicht, um mich zu trösten.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich lügen &#x2026; ! Sie trösten! Worüber?&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0212] läßt. Ein junges Mädchen, daß errötet … gesteht.“ Und Mira, noch so jung, kaum dreißig Jahre alt, würde sie nicht schon die sonst ihrem Alter eigene Unruhe an einem kritischen Tage dazu drängen ein neues Leben, eine neue Sommerzeit der Liebe herbeizusehnen? Ob sie wohl daran dachte? Herr Deaken richtete sich zu einer verliebten, stillschweigend geduldeten Pose stolz auf. Als er einen Augenblick mit Frau von Ellissen allein war, erkühnte er sich sogar sanft ihren Arm zu drücken und ihr eine seiner schmeichelhaftesten Phrasen zuzuflüstern. Aber sie unterbrach ihn mit einer fast zornigen Bewegung. „Nein, nein, jetzt ist’s genug, Herr Deaken! Bis heute habe ich dieses Spiel geduldet, weil … weil ich noch nicht so alt war, als daß mir ein wenig harmlose Galanterie mißfallen hätte … Aber heute …“ „Nun wohl, heute? Niemals sind Sie schöner gewesen, niemals begehrlicher.“ „Spotten Sie nicht, mein Freund, das heißt lügen Sie nicht, um mich zu trösten.“ „Ich lügen … ! Sie trösten! Worüber?“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/212
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/212>, abgerufen am 26.11.2024.