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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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er war groß und schlank, mit einer natürlichen Eleganz, welche das Provinzleben in eine gewisse Nachlässigkeit, die nicht ohne Anmut war, verwandelt hatte.

Er kleidete sich gut, wenn auch mit auffallend englischem Geschmack; aber die einfache Vornehmheit seiner Haltung milderte die etwas übertriebenen Nuancen, welche in dem Provinzmilieu nicht richtig verstanden wurden.

Er war sehr begehrt, viel geliebt, wie er wohl merkte, und widerstand den zahlreichen Verführungen. Die Art seiner Schönheit, seine liebenswürdigen Manieren verwirrten die Frauen.

Alle sprachen sie von ihm, hinter dem Fächer, mit geheimnisvollem Lächeln. Doch mißfiel ihm dieses Leben keineswegs; er hätte es noch länger fortgeführt, als er sich plötzlich vor eine Heirat gestellt sah, deren Ablehnung seine Karriere möglicherweise unterbunden hätte. Er hatte außerdem auch gar keinen Grund, um sich ihr zu entziehen. Frau von Eulenburg, die Mutter, die gleichfalls entzückt war, kam eines Tages in ihrem alten sehr heruntergekommenen Wagen, um Alicens Hand zu erbitten, liebenswürdig und herablassend, wie jemand der weiß, das er mit aller Rücksicht,

er war groß und schlank, mit einer natürlichen Eleganz, welche das Provinzleben in eine gewisse Nachlässigkeit, die nicht ohne Anmut war, verwandelt hatte.

Er kleidete sich gut, wenn auch mit auffallend englischem Geschmack; aber die einfache Vornehmheit seiner Haltung milderte die etwas übertriebenen Nuancen, welche in dem Provinzmilieu nicht richtig verstanden wurden.

Er war sehr begehrt, viel geliebt, wie er wohl merkte, und widerstand den zahlreichen Verführungen. Die Art seiner Schönheit, seine liebenswürdigen Manieren verwirrten die Frauen.

Alle sprachen sie von ihm, hinter dem Fächer, mit geheimnisvollem Lächeln. Doch mißfiel ihm dieses Leben keineswegs; er hätte es noch länger fortgeführt, als er sich plötzlich vor eine Heirat gestellt sah, deren Ablehnung seine Karriere möglicherweise unterbunden hätte. Er hatte außerdem auch gar keinen Grund, um sich ihr zu entziehen. Frau von Eulenburg, die Mutter, die gleichfalls entzückt war, kam eines Tages in ihrem alten sehr heruntergekommenen Wagen, um Alicens Hand zu erbitten, liebenswürdig und herablassend, wie jemand der weiß, das er mit aller Rücksicht,

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[166/0167] er war groß und schlank, mit einer natürlichen Eleganz, welche das Provinzleben in eine gewisse Nachlässigkeit, die nicht ohne Anmut war, verwandelt hatte. Er kleidete sich gut, wenn auch mit auffallend englischem Geschmack; aber die einfache Vornehmheit seiner Haltung milderte die etwas übertriebenen Nuancen, welche in dem Provinzmilieu nicht richtig verstanden wurden. Er war sehr begehrt, viel geliebt, wie er wohl merkte, und widerstand den zahlreichen Verführungen. Die Art seiner Schönheit, seine liebenswürdigen Manieren verwirrten die Frauen. Alle sprachen sie von ihm, hinter dem Fächer, mit geheimnisvollem Lächeln. Doch mißfiel ihm dieses Leben keineswegs; er hätte es noch länger fortgeführt, als er sich plötzlich vor eine Heirat gestellt sah, deren Ablehnung seine Karriere möglicherweise unterbunden hätte. Er hatte außerdem auch gar keinen Grund, um sich ihr zu entziehen. Frau von Eulenburg, die Mutter, die gleichfalls entzückt war, kam eines Tages in ihrem alten sehr heruntergekommenen Wagen, um Alicens Hand zu erbitten, liebenswürdig und herablassend, wie jemand der weiß, das er mit aller Rücksicht,

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/167>, abgerufen am 25.11.2024.