meiner Himmelfahrt seyn, wie es der Oelberg bey mei- nem Jesu war.
Möchte ich doch auch von meinem Erlöser die Kunst lernen, ruhig und selig zu sterben! Ich werde aber, so glücklich im Tode, wie er, seyn können, wenn ich mit Wahrheit sagen kann: Vater, ich habe dich verkläret auf Erden, und vollendet das Werk, das du mir gegeben hast, das ich thun sollte. Joh. 17, 4. Mein Heiland gieng nicht eher zu seinem Tode, als bis er alles gethan hatte, was sein Mittleramt und die Verbindung mit seinen Jüngern von ihm for- derte. Er wendete noch die letzten Tage seines Lebens dazu an, seine Jünger zu warnen, zu unterrichten und zu trösten. Nun, ich will ihm hierinn nachfolgen. Je un- gewisser die Stunde meines Todes ist, desto mehr will ich jeden Tag zur Vollendung meines Geschäftes an- wenden. Ich will bey Zeiten mein Hauß, meine Fa- milie und meine Seele besorgen. Alsdann kann ich so gelassen, wie Jesus, zum Tode gehen, und ich darf vor keinem Leiden, welches ich auf mich anrücken sehe, verzagt werden. Ich kann vielmehr diejenigen, die mir in guten Tagen zur Freude gereichten, meine Kinder, meine Freunde und meine Gesellschafter aufmuntern, auch in der bösen Stunde getrost zu seyn.
Und wie ungemein tröstlich ist mir dieses Stück des Leidens Jesu! Dieser Gang meines Erlösers hat den Grund zu allen Seligkeiten gelegt, die ich seinem verdienstlichen Leiden zu danken habe. Ohne diesen frey- willigen Hingang zum Tode würde ich ohne Errettung geblieben seyn. Aber da er sich nicht scheute, seinem Leiden entgegen zu gehen, so kann ich nun meiner Er- lösung völlig versichert seyn.
Treu-
Sturms Leidensgeschichte B
Hingang Jeſu zum Oelberg.
meiner Himmelfahrt ſeyn, wie es der Oelberg bey mei- nem Jeſu war.
Möchte ich doch auch von meinem Erlöſer die Kunſt lernen, ruhig und ſelig zu ſterben! Ich werde aber, ſo glücklich im Tode, wie er, ſeyn können, wenn ich mit Wahrheit ſagen kann: Vater, ich habe dich verkläret auf Erden, und vollendet das Werk, das du mir gegeben haſt, das ich thun ſollte. Joh. 17, 4. Mein Heiland gieng nicht eher zu ſeinem Tode, als bis er alles gethan hatte, was ſein Mittleramt und die Verbindung mit ſeinen Jüngern von ihm for- derte. Er wendete noch die letzten Tage ſeines Lebens dazu an, ſeine Jünger zu warnen, zu unterrichten und zu tröſten. Nun, ich will ihm hierinn nachfolgen. Je un- gewiſſer die Stunde meines Todes iſt, deſto mehr will ich jeden Tag zur Vollendung meines Geſchäftes an- wenden. Ich will bey Zeiten mein Hauß, meine Fa- milie und meine Seele beſorgen. Alsdann kann ich ſo gelaſſen, wie Jeſus, zum Tode gehen, und ich darf vor keinem Leiden, welches ich auf mich anrücken ſehe, verzagt werden. Ich kann vielmehr diejenigen, die mir in guten Tagen zur Freude gereichten, meine Kinder, meine Freunde und meine Geſellſchafter aufmuntern, auch in der böſen Stunde getroſt zu ſeyn.
Und wie ungemein tröſtlich iſt mir dieſes Stück des Leidens Jeſu! Dieſer Gang meines Erlöſers hat den Grund zu allen Seligkeiten gelegt, die ich ſeinem verdienſtlichen Leiden zu danken habe. Ohne dieſen frey- willigen Hingang zum Tode würde ich ohne Errettung geblieben ſeyn. Aber da er ſich nicht ſcheute, ſeinem Leiden entgegen zu gehen, ſo kann ich nun meiner Er- löſung völlig verſichert ſeyn.
Treu-
Sturms Leidensgeſchichte B
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Hingang Jeſu zum Oelberg.
meiner Himmelfahrt ſeyn, wie es der Oelberg bey mei-
nem Jeſu war.
Möchte ich doch auch von meinem Erlöſer die
Kunſt lernen, ruhig und ſelig zu ſterben! Ich werde
aber, ſo glücklich im Tode, wie er, ſeyn können, wenn
ich mit Wahrheit ſagen kann: Vater, ich habe
dich verkläret auf Erden, und vollendet das Werk,
das du mir gegeben haſt, das ich thun ſollte.
Joh. 17, 4. Mein Heiland gieng nicht eher zu ſeinem
Tode, als bis er alles gethan hatte, was ſein Mittleramt
und die Verbindung mit ſeinen Jüngern von ihm for-
derte. Er wendete noch die letzten Tage ſeines Lebens
dazu an, ſeine Jünger zu warnen, zu unterrichten und
zu tröſten. Nun, ich will ihm hierinn nachfolgen. Je un-
gewiſſer die Stunde meines Todes iſt, deſto mehr will
ich jeden Tag zur Vollendung meines Geſchäftes an-
wenden. Ich will bey Zeiten mein Hauß, meine Fa-
milie und meine Seele beſorgen. Alsdann kann ich
ſo gelaſſen, wie Jeſus, zum Tode gehen, und ich darf
vor keinem Leiden, welches ich auf mich anrücken ſehe,
verzagt werden. Ich kann vielmehr diejenigen, die mir
in guten Tagen zur Freude gereichten, meine Kinder,
meine Freunde und meine Geſellſchafter aufmuntern,
auch in der böſen Stunde getroſt zu ſeyn.
Und wie ungemein tröſtlich iſt mir dieſes Stück
des Leidens Jeſu! Dieſer Gang meines Erlöſers hat
den Grund zu allen Seligkeiten gelegt, die ich ſeinem
verdienſtlichen Leiden zu danken habe. Ohne dieſen frey-
willigen Hingang zum Tode würde ich ohne Errettung
geblieben ſeyn. Aber da er ſich nicht ſcheute, ſeinem
Leiden entgegen zu gehen, ſo kann ich nun meiner Er-
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/39>, abgerufen am 22.07.2024.
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