Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Zweyter Abs. Von dem Leiden Jesu selbst. ständige Art zu beerdigen. Und weil sie besorgten, ermöchte Anhängern Jesu zur Ausführung ihrer Absichten noch weiter behülflich seyn, so wandten sie sich des folgen- den Tages aufs neue an ihn und thaten folgende Vorstel- lung: Wir erinnern uns, daß dieser Verführer noch bey seinem Leben versichert hat, er werde nach dreyen Tagen auferstehen. Ertheile daher Be- fehl, daß sein Grab bis an den dritten Tag mit ei- ner Wache besetzt werde. Denn wir befürchten, seine Anhänger möchten ihn des Nachts heimlich wegschaffen, und hernach den Pöbel bereden, er wäre, wie er es vorhergesagt hätte, auferstanden. Denn würde das Volk noch mehr verleitet werden, ihm anzuhangen, als es bey seinen Lebzeiten gesche- hen. Pilatus bequemte sich auch hierinn nach ihren Willen. Ihr könnt, sagte er, zur Besetzung des Grabes einen Theil der Soldaten nehmen, die in den Festtagen den Tempel bewachen. Sie thaten dis nicht allein, sondern, damit auch die Soldaten, wenn sie etwa bestochen würden, niemand den Leib Jesu geben könnten, so versiegelten sie den Stein, welcher vor den Eingang des Grabes gesetzt worden war. Praktische Anmerkungen. 1. Auch noch nach dem Tode mußte Jesus sich beschimpfen 2. Die Feinde Jesu suchten die Auferstehung Jesu zu verhin- 3. Jeder Umstand des Leidens, des Todes und des Begräb- Sammlung
Zweyter Abſ. Von dem Leiden Jeſu ſelbſt. ſtändige Art zu beerdigen. Und weil ſie beſorgten, ermöchte Anhängern Jeſu zur Ausführung ihrer Abſichten noch weiter behülflich ſeyn, ſo wandten ſie ſich des folgen- den Tages aufs neue an ihn und thaten folgende Vorſtel- lung: Wir erinnern uns, daß dieſer Verführer noch bey ſeinem Leben verſichert hat, er werde nach dreyen Tagen auferſtehen. Ertheile daher Be- fehl, daß ſein Grab bis an den dritten Tag mit ei- ner Wache beſetzt werde. Denn wir befürchten, ſeine Anhänger möchten ihn des Nachts heimlich wegſchaffen, und hernach den Pöbel bereden, er wäre, wie er es vorhergeſagt hätte, auferſtanden. Denn würde das Volk noch mehr verleitet werden, ihm anzuhangen, als es bey ſeinen Lebzeiten geſche- hen. Pilatus bequemte ſich auch hierinn nach ihren Willen. Ihr könnt, ſagte er, zur Beſetzung des Grabes einen Theil der Soldaten nehmen, die in den Feſttagen den Tempel bewachen. Sie thaten dis nicht allein, ſondern, damit auch die Soldaten, wenn ſie etwa beſtochen würden, niemand den Leib Jeſu geben könnten, ſo verſiegelten ſie den Stein, welcher vor den Eingang des Grabes geſetzt worden war. Praktiſche Anmerkungen. 1. Auch noch nach dem Tode mußte Jeſus ſich beſchimpfen 2. Die Feinde Jeſu ſuchten die Auferſtehung Jeſu zu verhin- 3. Jeder Umſtand des Leidens, des Todes und des Begräb- Sammlung
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0312" n="290"/><fw place="top" type="header">Zweyter Abſ. Von dem Leiden Jeſu ſelbſt.</fw><lb/> ſtändige Art zu beerdigen. Und weil ſie beſorgten, er<lb/> möchte Anhängern Jeſu zur Ausführung ihrer Abſichten<lb/> noch weiter behülflich ſeyn, ſo wandten ſie ſich des folgen-<lb/> den Tages aufs neue an ihn und thaten folgende Vorſtel-<lb/> lung: <hi rendition="#fr">Wir erinnern uns, daß dieſer Verführer noch<lb/> bey ſeinem Leben verſichert hat, er werde nach<lb/> dreyen Tagen auferſtehen. Ertheile daher Be-<lb/> fehl, daß ſein Grab bis an den dritten Tag mit ei-<lb/> ner Wache beſetzt werde. Denn wir befürchten,<lb/> ſeine Anhänger möchten ihn des Nachts heimlich<lb/> wegſchaffen, und hernach den Pöbel bereden, er<lb/> wäre, wie er es vorhergeſagt hätte, auferſtanden.<lb/> Denn würde das Volk noch mehr verleitet werden,<lb/> ihm anzuhangen, als es bey ſeinen Lebzeiten geſche-<lb/> hen.</hi> Pilatus bequemte ſich auch hierinn nach ihren<lb/> Willen. <hi rendition="#fr">Ihr könnt,</hi> ſagte er, <hi rendition="#fr">zur Beſetzung des<lb/> Grabes einen Theil der Soldaten nehmen, die in<lb/> den Feſttagen den Tempel bewachen.</hi> Sie thaten<lb/> dis nicht allein, ſondern, damit auch die Soldaten, wenn<lb/> ſie etwa beſtochen würden, niemand den Leib Jeſu geben<lb/> könnten, ſo verſiegelten ſie den Stein, welcher vor den<lb/> Eingang des Grabes geſetzt worden war.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#fr">Praktiſche Anmerkungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Auch noch nach dem Tode mußte Jeſus ſich beſchimpfen<lb/> und verläſtern laſſen. Wie kann es mich befremden, wenn ich<lb/> auch noch im Grabe von meinen Feinden geſchmäht werde?</p><lb/> <p>2. Die Feinde Jeſu ſuchten die Auferſtehung Jeſu zu verhin-<lb/> dern: allein eigentlich thaten ſie nichts weiter, als daß ſie die<lb/> Wahrheit derſelben auſſer Zweifel ſetzten. So weislich weiß<lb/> Gott die Anſchläge ſeiner Feinde zu nichte zu machen.</p><lb/> <p>3. Jeder Umſtand des Leidens, des Todes und des Begräb-<lb/> niſſes Jeſu dienet zur Beveſtigung meines Glaubens, daß er der<lb/> Sohn Gottes und der Heiland der Menſchen ſey.</p> </div> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Sammlung</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [290/0312]
Zweyter Abſ. Von dem Leiden Jeſu ſelbſt.
ſtändige Art zu beerdigen. Und weil ſie beſorgten, er
möchte Anhängern Jeſu zur Ausführung ihrer Abſichten
noch weiter behülflich ſeyn, ſo wandten ſie ſich des folgen-
den Tages aufs neue an ihn und thaten folgende Vorſtel-
lung: Wir erinnern uns, daß dieſer Verführer noch
bey ſeinem Leben verſichert hat, er werde nach
dreyen Tagen auferſtehen. Ertheile daher Be-
fehl, daß ſein Grab bis an den dritten Tag mit ei-
ner Wache beſetzt werde. Denn wir befürchten,
ſeine Anhänger möchten ihn des Nachts heimlich
wegſchaffen, und hernach den Pöbel bereden, er
wäre, wie er es vorhergeſagt hätte, auferſtanden.
Denn würde das Volk noch mehr verleitet werden,
ihm anzuhangen, als es bey ſeinen Lebzeiten geſche-
hen. Pilatus bequemte ſich auch hierinn nach ihren
Willen. Ihr könnt, ſagte er, zur Beſetzung des
Grabes einen Theil der Soldaten nehmen, die in
den Feſttagen den Tempel bewachen. Sie thaten
dis nicht allein, ſondern, damit auch die Soldaten, wenn
ſie etwa beſtochen würden, niemand den Leib Jeſu geben
könnten, ſo verſiegelten ſie den Stein, welcher vor den
Eingang des Grabes geſetzt worden war.
Praktiſche Anmerkungen.
1. Auch noch nach dem Tode mußte Jeſus ſich beſchimpfen
und verläſtern laſſen. Wie kann es mich befremden, wenn ich
auch noch im Grabe von meinen Feinden geſchmäht werde?
2. Die Feinde Jeſu ſuchten die Auferſtehung Jeſu zu verhin-
dern: allein eigentlich thaten ſie nichts weiter, als daß ſie die
Wahrheit derſelben auſſer Zweifel ſetzten. So weislich weiß
Gott die Anſchläge ſeiner Feinde zu nichte zu machen.
3. Jeder Umſtand des Leidens, des Todes und des Begräb-
niſſes Jeſu dienet zur Beveſtigung meines Glaubens, daß er der
Sohn Gottes und der Heiland der Menſchen ſey.
Sammlung
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |