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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.

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Von dem Leiden Jesu selbst.

5. O wenn doch einst die Ueberschrift meines Grabes so wahr
und so ehrenvoll wäre!

42. Theilung der Kleider Jesu.

So bald die Soldaten Jesum ans Kreuz genagelt
hatten, theilten sie seine Kleider unter sich, die ihnen nach
dem römischen Rechten zukamen. Sie machten aus sei-
nem Mantel und Oberkleide vier gleiche Theile; für jeden
einen. Der Unterrock aber konnte nicht wohl getheilt wer-
den, weil er ohne Nath und aus einem Stücke gewebt
war. Da sprachen sie unter einander: wir wollen die-
sen Rock nicht zertheilen. Es ist besser, daß ihn ei-
ner ganz bekömmt. Das Loos soll es entscheiden,
wem er zugehören soll.
Sie wurden darüber eins, und
looßten wegen dieses Rocks. Die Soldaten thaten dis
aus Eigennutz. Allein auch durch diesen geringscheinen-
den Umstand wurde eine Stelle des Propheten erfüllt, in
welcher der Meßias sagt: Sie haben meine Oberklei-
der unter sich getheilet, und über mein Unterkleid
das Loos geworfen.
Und die Soldaten blieben bey
dem Kreuze stehen und bewachten Jesum, damit er nicht
vom Kreuze herabgenommen werden möchte.

Praktische Anmerkungen.

1. Jüden und Heiden, welche bey der Hinrichtung Jesu blos
nach ihren Lüsten handelten, konnten dennoch nichts anders thun,
als was der Rath Gottes zuvor bedacht hatte.

2. Bey allen Mißhandlungen, welche Kinder Gottes von der
Welt erdulden, können sie gewiß seyn, daß sie nichts anders
ausrichten können, als was Gott beschlossen hat.

3. Alle die den Raub ihrer Güter erdulden, können sich mit
diesem Umstande des Leidens Jesu trösten.

4. Die Beraubung der Kleider war für Jesum ein Stück der
tiefsten Erniedrigung und der bittersten Armuth.

5. Wie
S 2
Von dem Leiden Jeſu ſelbſt.

5. O wenn doch einſt die Ueberſchrift meines Grabes ſo wahr
und ſo ehrenvoll wäre!

42. Theilung der Kleider Jeſu.

So bald die Soldaten Jeſum ans Kreuz genagelt
hatten, theilten ſie ſeine Kleider unter ſich, die ihnen nach
dem römiſchen Rechten zukamen. Sie machten aus ſei-
nem Mantel und Oberkleide vier gleiche Theile; für jeden
einen. Der Unterrock aber konnte nicht wohl getheilt wer-
den, weil er ohne Nath und aus einem Stücke gewebt
war. Da ſprachen ſie unter einander: wir wollen die-
ſen Rock nicht zertheilen. Es iſt beſſer, daß ihn ei-
ner ganz bekömmt. Das Loos ſoll es entſcheiden,
wem er zugehören ſoll.
Sie wurden darüber eins, und
looßten wegen dieſes Rocks. Die Soldaten thaten dis
aus Eigennutz. Allein auch durch dieſen geringſcheinen-
den Umſtand wurde eine Stelle des Propheten erfüllt, in
welcher der Meßias ſagt: Sie haben meine Oberklei-
der unter ſich getheilet, und über mein Unterkleid
das Loos geworfen.
Und die Soldaten blieben bey
dem Kreuze ſtehen und bewachten Jeſum, damit er nicht
vom Kreuze herabgenommen werden möchte.

Praktiſche Anmerkungen.

1. Jüden und Heiden, welche bey der Hinrichtung Jeſu blos
nach ihren Lüſten handelten, konnten dennoch nichts anders thun,
als was der Rath Gottes zuvor bedacht hatte.

2. Bey allen Mißhandlungen, welche Kinder Gottes von der
Welt erdulden, können ſie gewiß ſeyn, daß ſie nichts anders
ausrichten können, als was Gott beſchloſſen hat.

3. Alle die den Raub ihrer Güter erdulden, können ſich mit
dieſem Umſtande des Leidens Jeſu tröſten.

4. Die Beraubung der Kleider war für Jeſum ein Stück der
tiefſten Erniedrigung und der bitterſten Armuth.

5. Wie
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[275/0297] Von dem Leiden Jeſu ſelbſt. 5. O wenn doch einſt die Ueberſchrift meines Grabes ſo wahr und ſo ehrenvoll wäre! 42. Theilung der Kleider Jeſu. So bald die Soldaten Jeſum ans Kreuz genagelt hatten, theilten ſie ſeine Kleider unter ſich, die ihnen nach dem römiſchen Rechten zukamen. Sie machten aus ſei- nem Mantel und Oberkleide vier gleiche Theile; für jeden einen. Der Unterrock aber konnte nicht wohl getheilt wer- den, weil er ohne Nath und aus einem Stücke gewebt war. Da ſprachen ſie unter einander: wir wollen die- ſen Rock nicht zertheilen. Es iſt beſſer, daß ihn ei- ner ganz bekömmt. Das Loos ſoll es entſcheiden, wem er zugehören ſoll. Sie wurden darüber eins, und looßten wegen dieſes Rocks. Die Soldaten thaten dis aus Eigennutz. Allein auch durch dieſen geringſcheinen- den Umſtand wurde eine Stelle des Propheten erfüllt, in welcher der Meßias ſagt: Sie haben meine Oberklei- der unter ſich getheilet, und über mein Unterkleid das Loos geworfen. Und die Soldaten blieben bey dem Kreuze ſtehen und bewachten Jeſum, damit er nicht vom Kreuze herabgenommen werden möchte. Praktiſche Anmerkungen. 1. Jüden und Heiden, welche bey der Hinrichtung Jeſu blos nach ihren Lüſten handelten, konnten dennoch nichts anders thun, als was der Rath Gottes zuvor bedacht hatte. 2. Bey allen Mißhandlungen, welche Kinder Gottes von der Welt erdulden, können ſie gewiß ſeyn, daß ſie nichts anders ausrichten können, als was Gott beſchloſſen hat. 3. Alle die den Raub ihrer Güter erdulden, können ſich mit dieſem Umſtande des Leidens Jeſu tröſten. 4. Die Beraubung der Kleider war für Jeſum ein Stück der tiefſten Erniedrigung und der bitterſten Armuth. 5. Wie S 2

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Zitationshilfe: Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/297>, abgerufen am 25.11.2024.