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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.

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Neunzehnte Betr. Erweis der gerechten etc.
Spott, mit welchem sie mich kränken, wird auf sie zurück-
fallen. Die Unruhen, welche sie mir verursachen, werden
mein Glück befördern. Und sollte es auch der Tod seyn,
durch welchen sie mir zu schaden suchen, so wird er mir zum
Eingang in jenes beßre Leben behülflich seyn. Nur müsse
unter allen mir verhängten Schicksalen mein Herz so gesin-
net seyn, wie das Herz Jesu war. Ich müsse beständig
so voll Zuversicht, so treu, so gelassen, so gehorsam bleiben,
wie mein Jesus war. Ich müsse so frey von allen Vor-
würfen des Gewissens seyn. Dann kann ich unverdros-
sen an mein Verhängnis gehn. Dann kann ich versichert
seyn, daß alle Rathschlüsse meines Gottes sich in Gnade
und Herrlichkeit endigen werden. Denn wenn ich dir, o
Gott und Vater, treu bleibe, so hältst du mich bey
meiner rechten Hand, so leitest du mich nach deinem Rath,
und nimmst mich endlich zu Ehren an.



Neunzehnte Betrachtung.
Erweis der gerechten Sache Jesu
aus der Lästerung seiner Feinde.
Luc. 23, 3.
Sie fiengen an, ihn zu verklagen, und sprachen: Diesen fin-
den wir, daß er das Volk abwendet, und verbeut den Schoß
dem Kayser zu geben; und spricht: er sey Christus, ein
König.

Welche unselige Verblendung und Bosheit offenba-
baren hier die Feinde Jesu! Bisher hatten sie
noch einige Beschuldigungen gegen Jesum vor-
gebracht, die bey schwachen und partheyischen Gemü-

thern
F 4

Neunzehnte Betr. Erweis der gerechten ꝛc.
Spott, mit welchem ſie mich kränken, wird auf ſie zurück-
fallen. Die Unruhen, welche ſie mir verurſachen, werden
mein Glück befördern. Und ſollte es auch der Tod ſeyn,
durch welchen ſie mir zu ſchaden ſuchen, ſo wird er mir zum
Eingang in jenes beßre Leben behülflich ſeyn. Nur müſſe
unter allen mir verhängten Schickſalen mein Herz ſo geſin-
net ſeyn, wie das Herz Jeſu war. Ich müſſe beſtändig
ſo voll Zuverſicht, ſo treu, ſo gelaſſen, ſo gehorſam bleiben,
wie mein Jeſus war. Ich müſſe ſo frey von allen Vor-
würfen des Gewiſſens ſeyn. Dann kann ich unverdroſ-
ſen an mein Verhängnis gehn. Dann kann ich verſichert
ſeyn, daß alle Rathſchlüſſe meines Gottes ſich in Gnade
und Herrlichkeit endigen werden. Denn wenn ich dir, o
Gott und Vater, treu bleibe, ſo hältſt du mich bey
meiner rechten Hand, ſo leiteſt du mich nach deinem Rath,
und nimmſt mich endlich zu Ehren an.



Neunzehnte Betrachtung.
Erweis der gerechten Sache Jeſu
aus der Läſterung ſeiner Feinde.
Luc. 23, 3.
Sie fiengen an, ihn zu verklagen, und ſprachen: Dieſen fin-
den wir, daß er das Volk abwendet, und verbeut den Schoß
dem Kayſer zu geben; und ſpricht: er ſey Chriſtus, ein
König.

Welche unſelige Verblendung und Bosheit offenba-
baren hier die Feinde Jeſu! Bisher hatten ſie
noch einige Beſchuldigungen gegen Jeſum vor-
gebracht, die bey ſchwachen und partheyiſchen Gemü-

thern
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[87/0109] Neunzehnte Betr. Erweis der gerechten ꝛc. Spott, mit welchem ſie mich kränken, wird auf ſie zurück- fallen. Die Unruhen, welche ſie mir verurſachen, werden mein Glück befördern. Und ſollte es auch der Tod ſeyn, durch welchen ſie mir zu ſchaden ſuchen, ſo wird er mir zum Eingang in jenes beßre Leben behülflich ſeyn. Nur müſſe unter allen mir verhängten Schickſalen mein Herz ſo geſin- net ſeyn, wie das Herz Jeſu war. Ich müſſe beſtändig ſo voll Zuverſicht, ſo treu, ſo gelaſſen, ſo gehorſam bleiben, wie mein Jeſus war. Ich müſſe ſo frey von allen Vor- würfen des Gewiſſens ſeyn. Dann kann ich unverdroſ- ſen an mein Verhängnis gehn. Dann kann ich verſichert ſeyn, daß alle Rathſchlüſſe meines Gottes ſich in Gnade und Herrlichkeit endigen werden. Denn wenn ich dir, o Gott und Vater, treu bleibe, ſo hältſt du mich bey meiner rechten Hand, ſo leiteſt du mich nach deinem Rath, und nimmſt mich endlich zu Ehren an. Neunzehnte Betrachtung. Erweis der gerechten Sache Jeſu aus der Läſterung ſeiner Feinde. Luc. 23, 3. Sie fiengen an, ihn zu verklagen, und ſprachen: Dieſen fin- den wir, daß er das Volk abwendet, und verbeut den Schoß dem Kayſer zu geben; und ſpricht: er ſey Chriſtus, ein König. Welche unſelige Verblendung und Bosheit offenba- baren hier die Feinde Jeſu! Bisher hatten ſie noch einige Beſchuldigungen gegen Jeſum vor- gebracht, die bey ſchwachen und partheyiſchen Gemü- thern F 4

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Zitationshilfe: Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/109>, abgerufen am 22.11.2024.