Richterstühle der Grossen; mit welcher Freude ließ er sich hernach von einem Richterstuhl zum andern, aus ei- ner Provinz in die andere schleppen, und bald von Juden, bald von Römern vor Gericht fordern! War er dort zu furchtsam sein Leben für Jesum aufzuopfern: mit welcher Freudigkeit gab er hernach sein Leben in den Tod dahin, und mit welcher Freywilligkeit würde er tausend Leben, wenn er sie in seiner Gewalt gehabt hätte, Jesu zum Opfer darge- bracht haben!
Möchte doch meine Busse, meine Reue, möchten meine Thränen diese Wirkung haben! Möchte ich, der ich bisher Jesum gering geschätzt und verläugnet habe, in der Zukunft ihn desto zärtlicher lieben, ihm desto treuer an- hangen! Jedoch, was vermögen meine Wünsche? Je- su! deine allmächtige Kraft muß mich geneigt machen, gu- te Entschlüssungen zu fassen, und mich stärken, sie auszu- führen. Der du deinen Petrum, als er weinend Gnade suchte, nicht verstiessest, mitleidiger, gnadenvoller Erloser, laß mich auch dein Antlitz finden, wenn ich mein Herz in Thränen und Klagen vor dir ausschütte. Befestige in mir den Vorsatz, mich dir aufzuopfern: und wie ich bisher ein Eigenthum der Welt, ein Diener der Sünde, und ein Opfer der Lüste gewesen bin, so laß mich künftighin dein Eigenthum, deinen Diener und dein Opfer seyn, und es bleiben in Ewigkeit.
Siebzehnte Betrachtung. Gottheit des leidenden Jesu.
Lucä 22. 66. u. f. Als es Tag ward, sammleten sich die Aeltesten des Volks, die Hohenpriester und Schriftgelehrten, und führten ihn hinauf
vor
Petri Buſſe.
Richterſtühle der Groſſen; mit welcher Freude ließ er ſich hernach von einem Richterſtuhl zum andern, aus ei- ner Provinz in die andere ſchleppen, und bald von Juden, bald von Römern vor Gericht fordern! War er dort zu furchtſam ſein Leben für Jeſum aufzuopfern: mit welcher Freudigkeit gab er hernach ſein Leben in den Tod dahin, und mit welcher Freywilligkeit würde er tauſend Leben, wenn er ſie in ſeiner Gewalt gehabt hätte, Jeſu zum Opfer darge- bracht haben!
Möchte doch meine Buſſe, meine Reue, möchten meine Thränen dieſe Wirkung haben! Möchte ich, der ich bisher Jeſum gering geſchätzt und verläugnet habe, in der Zukunft ihn deſto zärtlicher lieben, ihm deſto treuer an- hangen! Jedoch, was vermögen meine Wünſche? Je- ſu! deine allmächtige Kraft muß mich geneigt machen, gu- te Entſchlüſſungen zu faſſen, und mich ſtärken, ſie auszu- führen. Der du deinen Petrum, als er weinend Gnade ſuchte, nicht verſtieſſeſt, mitleidiger, gnadenvoller Erloſer, laß mich auch dein Antlitz finden, wenn ich mein Herz in Thränen und Klagen vor dir ausſchütte. Befeſtige in mir den Vorſatz, mich dir aufzuopfern: und wie ich bisher ein Eigenthum der Welt, ein Diener der Sünde, und ein Opfer der Lüſte geweſen bin, ſo laß mich künftighin dein Eigenthum, deinen Diener und dein Opfer ſeyn, und es bleiben in Ewigkeit.
Siebzehnte Betrachtung. Gottheit des leidenden Jeſu.
Lucä 22. 66. u. f. Als es Tag ward, ſammleten ſich die Aelteſten des Volks, die Hohenprieſter und Schriftgelehrten, und führten ihn hinauf
vor
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Petri Buſſe.
Richterſtühle der Groſſen; mit welcher Freude ließ er
ſich hernach von einem Richterſtuhl zum andern, aus ei-
ner Provinz in die andere ſchleppen, und bald von Juden,
bald von Römern vor Gericht fordern! War er dort zu
furchtſam ſein Leben für Jeſum aufzuopfern: mit welcher
Freudigkeit gab er hernach ſein Leben in den Tod dahin, und
mit welcher Freywilligkeit würde er tauſend Leben, wenn er
ſie in ſeiner Gewalt gehabt hätte, Jeſu zum Opfer darge-
bracht haben!
Möchte doch meine Buſſe, meine Reue, möchten
meine Thränen dieſe Wirkung haben! Möchte ich, der
ich bisher Jeſum gering geſchätzt und verläugnet habe, in
der Zukunft ihn deſto zärtlicher lieben, ihm deſto treuer an-
hangen! Jedoch, was vermögen meine Wünſche? Je-
ſu! deine allmächtige Kraft muß mich geneigt machen, gu-
te Entſchlüſſungen zu faſſen, und mich ſtärken, ſie auszu-
führen. Der du deinen Petrum, als er weinend Gnade
ſuchte, nicht verſtieſſeſt, mitleidiger, gnadenvoller Erloſer,
laß mich auch dein Antlitz finden, wenn ich mein Herz in
Thränen und Klagen vor dir ausſchütte. Befeſtige in mir
den Vorſatz, mich dir aufzuopfern: und wie ich bisher ein
Eigenthum der Welt, ein Diener der Sünde, und ein
Opfer der Lüſte geweſen bin, ſo laß mich künftighin dein
Eigenthum, deinen Diener und dein Opfer ſeyn, und es
bleiben in Ewigkeit.
Siebzehnte Betrachtung.
Gottheit des leidenden Jeſu.
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Als es Tag ward, ſammleten ſich die Aelteſten des Volks, die
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/101>, abgerufen am 23.07.2024.
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