zuzuschreiben, da er von einer solchen am Schlusse seines Evangeliums nichts erzählt.
Die Ausleger freilich haben sich alle ersinnliche Mü- he gegeben, das Fehlen einer Erzählung von der Himmel- fahrt im ersten und vierten Evangelium auf eine, der Au- ctorität dieser Schriften, wie der historischen Geltung jenes Faktums, unschädliche Weise zu erklären. Die Himmel- fahrt Jesu zu erzählen, soll den Evangelisten, welche sie verschweigen, theils als unnöthig, theils als unmöglich er- schienen sein. Als unnöthig entweder an und für sich, we- gen der minderen Wichtigkeit des Ereignisses 7), oder mit Rücksicht auf die evangelische Überlieferung, durch wel- che sie allgemein bekannt war 8); Johannes insbesondre soll sie aus Markus und Lukas voraussetzen 9); oder end- lich sollen sie dieselbe, als nicht mehr zum irdischen Le- ben Jesu gehörig, in ihren Schriften, die nur der Beschrei- bung dieses Lebens gewidmet waren, übergangen haben 10). Allein zum Leben Jesu, und zwar namentlich zu dem räth- selhaften, wie er es nach der Rückkehr aus dem Grabe geführt haben soll, gehörte die Himmelfahrt so nothwen- dig als Schlusspunkt, dass dieselbe, gleichviel, ob allgemein bekannt oder nicht, ob wichtig oder unwichtig, schon um des ästhetischen Interesses willen, das auch der ungebildete Schriftsteller hat, seiner Erzählung einen Schluss zu ge- ben, von jedem Evangelienschreiber, der von derselben wusste, am Ende seines Berichts, wenn auch noch so sum- marisch, erwähnt werden musste, um den sonderbaren Ein-
7)Olshausen, S. 593 f.
8) Selbst Fritzsche, ermattet am Schlusse seines Geschäfts, schreibt in Matth. p. 835: Matthacus Jesu in coelum abitum non commemoravit, quippe nemini ignotum.
9)Michaelis, a. a. O. S. 352.
10) Die Abhandlung: Warum haben nicht alle Evangelisten die Himme fahrt Jesu ausdrücklich miterzählt? in Flatt's Maga- zin, 8, S. 67.
Fünftes Kapitel. §. 139.
zuzuschreiben, da er von einer solchen am Schlusse seines Evangeliums nichts erzählt.
Die Ausleger freilich haben sich alle ersinnliche Mü- he gegeben, das Fehlen einer Erzählung von der Himmel- fahrt im ersten und vierten Evangelium auf eine, der Au- ctorität dieser Schriften, wie der historischen Geltung jenes Faktums, unschädliche Weise zu erklären. Die Himmel- fahrt Jesu zu erzählen, soll den Evangelisten, welche sie verschweigen, theils als unnöthig, theils als unmöglich er- schienen sein. Als unnöthig entweder an und für sich, we- gen der minderen Wichtigkeit des Ereignisses 7), oder mit Rücksicht auf die evangelische Überlieferung, durch wel- che sie allgemein bekannt war 8); Johannes insbesondre soll sie aus Markus und Lukas voraussetzen 9); oder end- lich sollen sie dieselbe, als nicht mehr zum irdischen Le- ben Jesu gehörig, in ihren Schriften, die nur der Beschrei- bung dieses Lebens gewidmet waren, übergangen haben 10). Allein zum Leben Jesu, und zwar namentlich zu dem räth- selhaften, wie er es nach der Rückkehr aus dem Grabe geführt haben soll, gehörte die Himmelfahrt so nothwen- dig als Schluſspunkt, daſs dieselbe, gleichviel, ob allgemein bekannt oder nicht, ob wichtig oder unwichtig, schon um des ästhetischen Interesses willen, das auch der ungebildete Schriftsteller hat, seiner Erzählung einen Schluſs zu ge- ben, von jedem Evangelienschreiber, der von derselben wuſste, am Ende seines Berichts, wenn auch noch so sum- marisch, erwähnt werden muſste, um den sonderbaren Ein-
7)Olshausen, S. 593 f.
8) Selbst Fritzsche, ermattet am Schlusse seines Geschäfts, schreibt in Matth. p. 835: Matthacus Jesu in coelum abitum non commemoravit, quippe nemini ignotum.
9)Michaelis, a. a. O. S. 352.
10) Die Abhandlung: Warum haben nicht alle Evangelisten die Himme fahrt Jesu ausdrücklich miterzählt? in Flatt's Maga- zin, 8, S. 67.
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Fünftes Kapitel. §. 139.
zuzuschreiben, da er von einer solchen am Schlusse seines
Evangeliums nichts erzählt.
Die Ausleger freilich haben sich alle ersinnliche Mü-
he gegeben, das Fehlen einer Erzählung von der Himmel-
fahrt im ersten und vierten Evangelium auf eine, der Au-
ctorität dieser Schriften, wie der historischen Geltung jenes
Faktums, unschädliche Weise zu erklären. Die Himmel-
fahrt Jesu zu erzählen, soll den Evangelisten, welche sie
verschweigen, theils als unnöthig, theils als unmöglich er-
schienen sein. Als unnöthig entweder an und für sich, we-
gen der minderen Wichtigkeit des Ereignisses 7), oder mit
Rücksicht auf die evangelische Überlieferung, durch wel-
che sie allgemein bekannt war 8); Johannes insbesondre
soll sie aus Markus und Lukas voraussetzen 9); oder end-
lich sollen sie dieselbe, als nicht mehr zum irdischen Le-
ben Jesu gehörig, in ihren Schriften, die nur der Beschrei-
bung dieses Lebens gewidmet waren, übergangen haben 10).
Allein zum Leben Jesu, und zwar namentlich zu dem räth-
selhaften, wie er es nach der Rückkehr aus dem Grabe
geführt haben soll, gehörte die Himmelfahrt so nothwen-
dig als Schluſspunkt, daſs dieselbe, gleichviel, ob allgemein
bekannt oder nicht, ob wichtig oder unwichtig, schon um
des ästhetischen Interesses willen, das auch der ungebildete
Schriftsteller hat, seiner Erzählung einen Schluſs zu ge-
ben, von jedem Evangelienschreiber, der von derselben
wuſste, am Ende seines Berichts, wenn auch noch so sum-
marisch, erwähnt werden muſste, um den sonderbaren Ein-
7) Olshausen, S. 593 f.
8) Selbst Fritzsche, ermattet am Schlusse seines Geschäfts,
schreibt in Matth. p. 835: Matthacus Jesu in coelum abitum
non commemoravit, quippe nemini ignotum.
9) Michaelis, a. a. O. S. 352.
10) Die Abhandlung: Warum haben nicht alle Evangelisten die
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/698>, abgerufen am 23.11.2024.
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