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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Viertes Kapitel. §. 136.
Auferstehung Jesu als objektive Thatsache erscheint, sind
ihrer aufgezeigten Widersprüche wegen nicht als Zeug-
nisse zu gebrauchen, überhaupt ist ihr Bericht über den
Wandel Jesu nach seiner Auferstehung kein in sich zu-
sammenhängender, der uns eine klare historische An-
schauung der Sache gäbe, sondern ein fragmentarischer 11),
der uns mehr eine Reihe von Visionen, als eine fortlau-
fende Geschichte zur Anschauung bringt.

Vergleicht man mit diesem Bericht über die Wieder-
belebung Jesu den bestimmten in sich einstimmigen über
seinen Tod: so muss man in dem oben gestellten Dilemma
auf die andre Seite sich neigen, und eher die Realität der
Auferstehung, als die des Todes in Anspruch zu nehmen
sich veranlasst finden. Auf diese Seite ist daher schon Cel-
sus getreten, indem er die angeblichen Erscheinungen Jesu
nach der Auferstehung entweder aus Selbsttäuschung sei-
ner Anhänger, namentlich der Weiber, im Traum oder
Wachen, oder was ihm noch wahrscheinlicher war, aus ab-
sichtlichem Betrug ableitete 12), und Neuere, wie na-
mentlich der Wolfenbüttler Fragmentist, haben sich an die
jüdische Beschuldigung bei Matthäus angeschlossen, dass
die Jünger den Leichnam Jesu gestohlen, und hernach
die Erzählungen von seiner Auferstehung und den Erschei-
nungen nach derselben auf übel zusammenstimmende Weise

11) Hase, L. J. §. 149.
12) Bei Orig. c. Cels. 2, 55: tis touto eide; (die durchbohrten
Hände Jesu, und überhaupt seine Erscheinungen nach der Auf-
erstehung) gune paroisros, os phate, kai ei tis allos ton ek
tes autes goeteias, etoi kata tina diathesin oneiroxas, e kata
ten autou boulesin doxe peplanemene phantasiotheis, oper de mu-
riois sumbebeken; e, oper mallon, ekplexai tous loipous te tera-
teia taute thelesas, kai dia tou toioutou pseusmatos aphormen al-
lois agurtais paraskhein.
Bogen 41. ist S. 653 u. 654 auszuschneiden u. dieses Blatt einzubinden.

Viertes Kapitel. §. 136.
Auferstehung Jesu als objektive Thatsache erscheint, sind
ihrer aufgezeigten Widersprüche wegen nicht als Zeug-
nisse zu gebrauchen, überhaupt ist ihr Bericht über den
Wandel Jesu nach seiner Auferstehung kein in sich zu-
sammenhängender, der uns eine klare historische An-
schauung der Sache gäbe, sondern ein fragmentarischer 11),
der uns mehr eine Reihe von Visionen, als eine fortlau-
fende Geschichte zur Anschauung bringt.

Vergleicht man mit diesem Bericht über die Wieder-
belebung Jesu den bestimmten in sich einstimmigen über
seinen Tod: so muſs man in dem oben gestellten Dilemma
auf die andre Seite sich neigen, und eher die Realität der
Auferstehung, als die des Todes in Anspruch zu nehmen
sich veranlaſst finden. Auf diese Seite ist daher schon Cel-
sus getreten, indem er die angeblichen Erscheinungen Jesu
nach der Auferstehung entweder aus Selbsttäuschung sei-
ner Anhänger, namentlich der Weiber, im Traum oder
Wachen, oder was ihm noch wahrscheinlicher war, aus ab-
sichtlichem Betrug ableitete 12), und Neuere, wie na-
mentlich der Wolfenbüttler Fragmentist, haben sich an die
jüdische Beschuldigung bei Matthäus angeschlossen, daſs
die Jünger den Leichnam Jesu gestohlen, und hernach
die Erzählungen von seiner Auferstehung und den Erschei-
nungen nach derselben auf übel zusammenstimmende Weise

11) Hase, L. J. §. 149.
12) Bei Orig. c. Cels. 2, 55: τίς τοῦτο εἶδε; (die durchbohrten
Hände Jesu, und überhaupt seine Erscheinungen nach der Auf-
erstehung) γυνὴ πάροιςρος, ὡς φατὲ, καὶ εἴ τις ἄλλος τῶν ἐκ
τῆς αὐτῆς γοητείας, ἤτοι κατά τινα διάϑεσιν ὀνειρώξας, ἢ κατὰ
τὴν αὐτοῦ βου̍λησιν δόξῃ πεπλανημένῃ φαντασιωϑεὶς, ὅπερ δὴ μυ-
ρίοις συμβέβηκεν· ἢ, ὅπερ μᾶλλον, ἐκπλῆξαι τοὺς λοιποὺς τῇ τερα-
τείᾳ ταύτῃ ϑελήσας, καὶ διὰ τοῦ τοιούτου ψεύσματος ἀφορμὴν ἄλ-
λοις ἀγύρταις παρασχεῖν.
Bogen 41. ist S. 653 u. 654 auszuschneiden u. dieses Blatt einzubinden.
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[653/0672] Viertes Kapitel. §. 136. Auferstehung Jesu als objektive Thatsache erscheint, sind ihrer aufgezeigten Widersprüche wegen nicht als Zeug- nisse zu gebrauchen, überhaupt ist ihr Bericht über den Wandel Jesu nach seiner Auferstehung kein in sich zu- sammenhängender, der uns eine klare historische An- schauung der Sache gäbe, sondern ein fragmentarischer 11), der uns mehr eine Reihe von Visionen, als eine fortlau- fende Geschichte zur Anschauung bringt. Vergleicht man mit diesem Bericht über die Wieder- belebung Jesu den bestimmten in sich einstimmigen über seinen Tod: so muſs man in dem oben gestellten Dilemma auf die andre Seite sich neigen, und eher die Realität der Auferstehung, als die des Todes in Anspruch zu nehmen sich veranlaſst finden. Auf diese Seite ist daher schon Cel- sus getreten, indem er die angeblichen Erscheinungen Jesu nach der Auferstehung entweder aus Selbsttäuschung sei- ner Anhänger, namentlich der Weiber, im Traum oder Wachen, oder was ihm noch wahrscheinlicher war, aus ab- sichtlichem Betrug ableitete 12), und Neuere, wie na- mentlich der Wolfenbüttler Fragmentist, haben sich an die jüdische Beschuldigung bei Matthäus angeschlossen, daſs die Jünger den Leichnam Jesu gestohlen, und hernach die Erzählungen von seiner Auferstehung und den Erschei- nungen nach derselben auf übel zusammenstimmende Weise 11) Hase, L. J. §. 149. 12) Bei Orig. c. Cels. 2, 55: τίς τοῦτο εἶδε; (die durchbohrten Hände Jesu, und überhaupt seine Erscheinungen nach der Auf- erstehung) γυνὴ πάροιςρος, ὡς φατὲ, καὶ εἴ τις ἄλλος τῶν ἐκ τῆς αὐτῆς γοητείας, ἤτοι κατά τινα διάϑεσιν ὀνειρώξας, ἢ κατὰ τὴν αὐτοῦ βου̍λησιν δόξῃ πεπλανημένῃ φαντασιωϑεὶς, ὅπερ δὴ μυ- ρίοις συμβέβηκεν· ἢ, ὅπερ μᾶλλον, ἐκπλῆξαι τοὺς λοιποὺς τῇ τερα- τείᾳ ταύτῃ ϑελήσας, καὶ διὰ τοῦ τοιούτου ψεύσματος ἀφορμὴν ἄλ- λοις ἀγύρταις παρασχεῖν. Bogen 41. ist S. 653 u. 654 auszuschneiden u. dieses Blatt einzubinden.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/672>, abgerufen am 23.11.2024.