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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Dritter Abschnitt.
Moment seiner Wirksamkeit ausmache, und namentlich durch
den daran geknüpften Hinabgang zum Hades (1 Petr. 3, 19. f.)
die früher Verstorbenen aus demselben befreit worden
seien 24), konnte sich ein Anlass ergeben, gerade durch
den Tod Jesu die Bande des Grabes für die alten Frommen
gesprengt werden zu lassen. Ohnehin wurde durch diese
Stellung noch entschiedener als durch eine Verbindung
mit Jesu Wiederbelebung die Auferweckung der Gerech-
ten nach jüdischer Vorstellung in die erste Parusie des
Messias gesezt, eine Vorstellung, welche in judaisirenden
Kreisen der ersten Christenheit gar wohl noch in einer solchen
Erzählung nachklingen konnte, während ein Paulus und
auch der Verfasser der Apokalypse bereits auch die anasasis
e prote in die zweite, erst zu erwartende Ankunft des
Messias verlegten. Mit Rücksicht auf diese Vorstellung
scheint es dann, dass, wahrscheinlich vom Verfasser des
ersten Evangeliums selbst, das meta ten egersin autou als
Restriction angebracht wurde.

Ihre Beschreibung der Vorgänge bei dem Tode Jesu
schliessen die Synoptiker mit einer Angabe des Eindrucks,
welchen dieselben, zunächst auf den wachhabenden römi-
schen Centurio, gemacht haben. Nach Lukas (V. 47.)
war dieser Eindruck durch to genomenon, d. h., da er die
Finsterniss schon früher, zulezt aber nur das Verschei-
den Jesu mit lautem Gebet gemeldet hat, durch eben die-
ses leztere hervorgebracht, wie denn Markus, den Lukas
gleichsam auslegend, den Hauptmann dadurch, dass Jesus
outo kraxas exepneusen, zu dem Ausruf: o anthropos outos
uios en theou, veranlasst werden lässt (V. 39.). Bei Lukas
nun, der als die lezten Laute Jesu ein Gebet giebt, ist
wohl etwa zu begreifen, wie durch dieses erbauliche Ende
der Hauptmann zu einer vortheilhaften Ansicht von Jesu

24) s. diese Vorstellung weiter ausgeführt im evang. Nicod.
cap. 18 ff.

Dritter Abschnitt.
Moment seiner Wirksamkeit ausmache, und namentlich durch
den daran geknüpften Hinabgang zum Hades (1 Petr. 3, 19. f.)
die früher Verstorbenen aus demselben befreit worden
seien 24), konnte sich ein Anlaſs ergeben, gerade durch
den Tod Jesu die Bande des Grabes für die alten Frommen
gesprengt werden zu lassen. Ohnehin wurde durch diese
Stellung noch entschiedener als durch eine Verbindung
mit Jesu Wiederbelebung die Auferweckung der Gerech-
ten nach jüdischer Vorstellung in die erste Parusie des
Messias gesezt, eine Vorstellung, welche in judaisirenden
Kreisen der ersten Christenheit gar wohl noch in einer solchen
Erzählung nachklingen konnte, während ein Paulus und
auch der Verfasser der Apokalypse bereits auch die ἀνάςασις
ἡ πρώτη in die zweite, erst zu erwartende Ankunft des
Messias verlegten. Mit Rücksicht auf diese Vorstellung
scheint es dann, daſs, wahrscheinlich vom Verfasser des
ersten Evangeliums selbst, das μετὰ τὴν ἔγερσιν αὐτοῦ als
Restriction angebracht wurde.

Ihre Beschreibung der Vorgänge bei dem Tode Jesu
schlieſsen die Synoptiker mit einer Angabe des Eindrucks,
welchen dieselben, zunächst auf den wachhabenden römi-
schen Centurio, gemacht haben. Nach Lukas (V. 47.)
war dieser Eindruck durch τὸ γενόμενον, d. h., da er die
Finsterniſs schon früher, zulezt aber nur das Verschei-
den Jesu mit lautem Gebet gemeldet hat, durch eben die-
ses leztere hervorgebracht, wie denn Markus, den Lukas
gleichsam auslegend, den Hauptmann dadurch, daſs Jesus
οὓτω κράξας ἐξέπνευσεν, zu dem Ausruf: ὁ ἄνϑρωπος οὖτος
υἱὸς ἦν ϑεοῦ, veranlaſst werden läſst (V. 39.). Bei Lukas
nun, der als die lezten Laute Jesu ein Gebet giebt, ist
wohl etwa zu begreifen, wie durch dieses erbauliche Ende
der Hauptmann zu einer vortheilhaften Ansicht von Jesu

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cap. 18 ff.
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[564/0583] Dritter Abschnitt. Moment seiner Wirksamkeit ausmache, und namentlich durch den daran geknüpften Hinabgang zum Hades (1 Petr. 3, 19. f.) die früher Verstorbenen aus demselben befreit worden seien 24), konnte sich ein Anlaſs ergeben, gerade durch den Tod Jesu die Bande des Grabes für die alten Frommen gesprengt werden zu lassen. Ohnehin wurde durch diese Stellung noch entschiedener als durch eine Verbindung mit Jesu Wiederbelebung die Auferweckung der Gerech- ten nach jüdischer Vorstellung in die erste Parusie des Messias gesezt, eine Vorstellung, welche in judaisirenden Kreisen der ersten Christenheit gar wohl noch in einer solchen Erzählung nachklingen konnte, während ein Paulus und auch der Verfasser der Apokalypse bereits auch die ἀνάςασις ἡ πρώτη in die zweite, erst zu erwartende Ankunft des Messias verlegten. Mit Rücksicht auf diese Vorstellung scheint es dann, daſs, wahrscheinlich vom Verfasser des ersten Evangeliums selbst, das μετὰ τὴν ἔγερσιν αὐτοῦ als Restriction angebracht wurde. Ihre Beschreibung der Vorgänge bei dem Tode Jesu schlieſsen die Synoptiker mit einer Angabe des Eindrucks, welchen dieselben, zunächst auf den wachhabenden römi- schen Centurio, gemacht haben. Nach Lukas (V. 47.) war dieser Eindruck durch τὸ γενόμενον, d. h., da er die Finsterniſs schon früher, zulezt aber nur das Verschei- den Jesu mit lautem Gebet gemeldet hat, durch eben die- ses leztere hervorgebracht, wie denn Markus, den Lukas gleichsam auslegend, den Hauptmann dadurch, daſs Jesus οὓτω κράξας ἐξέπνευσεν, zu dem Ausruf: ὁ ἄνϑρωπος οὖτος υἱὸς ἦν ϑεοῦ, veranlaſst werden läſst (V. 39.). Bei Lukas nun, der als die lezten Laute Jesu ein Gebet giebt, ist wohl etwa zu begreifen, wie durch dieses erbauliche Ende der Hauptmann zu einer vortheilhaften Ansicht von Jesu 24) s. diese Vorstellung weiter ausgeführt im evang. Nicod. cap. 18 ff.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/583>, abgerufen am 22.11.2024.