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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Dritter Abschnitt.
me des Romulus, bei'm Tode Cäsars 5), und ähnlichen Er-
eignissen, stattgefunden; er führt Stellen an, welche die
Vorstellung aussprechen, dass Sonnenfinsternisse den Sturz
von Reichen, den Tod von Königen bedeuten; endlich weist
er A. T.liche (Jes. 50, 3. Joel 3, 20. Amos 8, 9. vgl. Jer.
15, 9.) und rabbinische Stellen nach, in welchen theils die
Verfinsterung des Tageslichts als das göttliche Trauerco-
stüm beschrieben 6), theils der Tod grosser Lehrer mit dem
plözlichen Untergang der Sonne am Mittag verglichen 7),
theils die Ansicht vorgetragen wird, dass bei dem Tode
hoher hierarchischen Beamten, wenn ihnen die lezte Eh-
re nicht erwiesen werde, die Sonne sich zu verfinstern
pflege 8). Aber statt Stützen der Glaubwürdigkeit der
evangelischen Erzählung zu sein, sind diese Parallelen eben-
so viele Prämissen zu dem Schlusse, dass wir auch hier
nur eine aus verbreiteten Vorstellungen entsprungene christ-
liche Sage haben, welche den tragischen Tod des Messias
von der ganzen Natur durch ihr solennes Trauercostüm
mitfeiern lassen wollte 9).

Das zweite Prodigium ist das Zerreissen des Tem-
pelvorhangs, ohne Zweifel des inneren, vor dem Allerhei-
ligsten, indem das diesen bezeichnende p'aroket von der LXX.
durch katapetasma wiedergegeben zu werden pflegt. Auch
diess Zerreissen des Vorhangs glaubte man als natürliches

5) Serv. ad Virgil. Georg. 1,465 ff.: Constat, occiso Caesare in
Senatu pridie Idus Martiarum, solis fuisse defectum ab ho-
ra sexta usque ad noctem.
6) Echa R. 3, 28.
7) R. Bechai Cod. Hakkema: Cum insignis Rabbinus fato con-
cederet, dixit quidam: iste dies gravis est Israeli, ut cum
sol occidit ipso meridie.
8) Succa, f. 29, 1: Dixerunt doctores: quatuor de causis sol
deficit: prima, ob patrem domus judicii mortuum, cui exe-
quiae non fiunt ut decet etc.
9) s. Fritzsche, z. d. St.

Dritter Abschnitt.
me des Romulus, bei'm Tode Cäsars 5), und ähnlichen Er-
eignissen, stattgefunden; er führt Stellen an, welche die
Vorstellung aussprechen, daſs Sonnenfinsternisse den Sturz
von Reichen, den Tod von Königen bedeuten; endlich weist
er A. T.liche (Jes. 50, 3. Joël 3, 20. Amos 8, 9. vgl. Jer.
15, 9.) und rabbinische Stellen nach, in welchen theils die
Verfinsterung des Tageslichts als das göttliche Trauerco-
stüm beschrieben 6), theils der Tod groſser Lehrer mit dem
plözlichen Untergang der Sonne am Mittag verglichen 7),
theils die Ansicht vorgetragen wird, daſs bei dem Tode
hoher hierarchischen Beamten, wenn ihnen die lezte Eh-
re nicht erwiesen werde, die Sonne sich zu verfinstern
pflege 8). Aber statt Stützen der Glaubwürdigkeit der
evangelischen Erzählung zu sein, sind diese Parallelen eben-
so viele Prämissen zu dem Schlusse, daſs wir auch hier
nur eine aus verbreiteten Vorstellungen entsprungene christ-
liche Sage haben, welche den tragischen Tod des Messias
von der ganzen Natur durch ihr solennes Trauercostüm
mitfeiern lassen wollte 9).

Das zweite Prodigium ist das Zerreissen des Tem-
pelvorhangs, ohne Zweifel des inneren, vor dem Allerhei-
ligsten, indem das diesen bezeichnende פָּרֹכֶת von der LXX.
durch καταπέτασμα wiedergegeben zu werden pflegt. Auch
dieſs Zerreissen des Vorhangs glaubte man als natürliches

5) Serv. ad Virgil. Georg. 1,465 ff.: Constat, occiso Caesare in
Senatu pridie Idus Martiarum, solis fuisse defectum ab ho-
ra sexta usque ad noctem.
6) Echa R. 3, 28.
7) R. Bechai Cod. Hakkema: Cum insignis Rabbinus fato con-
cederet, dixit quidam: iste dies gravis est Israëli, ut cum
sol occidit ipso meridie.
8) Succa, f. 29, 1: Dixerunt doctores: quatuor de causis sol
deficit: prima, ob patrem domus judicii mortuum, cui exe-
quiae non fiunt ut decet etc.
9) s. Fritzsche, z. d. St.
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[556/0575] Dritter Abschnitt. me des Romulus, bei'm Tode Cäsars 5), und ähnlichen Er- eignissen, stattgefunden; er führt Stellen an, welche die Vorstellung aussprechen, daſs Sonnenfinsternisse den Sturz von Reichen, den Tod von Königen bedeuten; endlich weist er A. T.liche (Jes. 50, 3. Joël 3, 20. Amos 8, 9. vgl. Jer. 15, 9.) und rabbinische Stellen nach, in welchen theils die Verfinsterung des Tageslichts als das göttliche Trauerco- stüm beschrieben 6), theils der Tod groſser Lehrer mit dem plözlichen Untergang der Sonne am Mittag verglichen 7), theils die Ansicht vorgetragen wird, daſs bei dem Tode hoher hierarchischen Beamten, wenn ihnen die lezte Eh- re nicht erwiesen werde, die Sonne sich zu verfinstern pflege 8). Aber statt Stützen der Glaubwürdigkeit der evangelischen Erzählung zu sein, sind diese Parallelen eben- so viele Prämissen zu dem Schlusse, daſs wir auch hier nur eine aus verbreiteten Vorstellungen entsprungene christ- liche Sage haben, welche den tragischen Tod des Messias von der ganzen Natur durch ihr solennes Trauercostüm mitfeiern lassen wollte 9). Das zweite Prodigium ist das Zerreissen des Tem- pelvorhangs, ohne Zweifel des inneren, vor dem Allerhei- ligsten, indem das diesen bezeichnende פָּרֹכֶת von der LXX. durch καταπέτασμα wiedergegeben zu werden pflegt. Auch dieſs Zerreissen des Vorhangs glaubte man als natürliches 5) Serv. ad Virgil. Georg. 1,465 ff.: Constat, occiso Caesare in Senatu pridie Idus Martiarum, solis fuisse defectum ab ho- ra sexta usque ad noctem. 6) Echa R. 3, 28. 7) R. Bechai Cod. Hakkema: Cum insignis Rabbinus fato con- cederet, dixit quidam: iste dies gravis est Israëli, ut cum sol occidit ipso meridie. 8) Succa, f. 29, 1: Dixerunt doctores: quatuor de causis sol deficit: prima, ob patrem domus judicii mortuum, cui exe- quiae non fiunt ut decet etc. 9) s. Fritzsche, z. d. St.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/575>, abgerufen am 23.11.2024.