Der Tod Jesu war nach den evangelischen Berichten von ausserordentlichen Erscheinungen begleitet. Schon drei Stunden vorher soll eine Finsterniss sich verbreitet, und bis zu seinem Verscheiden gedauert haben (Matth. 27, 45. parall.); im Augenblick des Todes sei der Vorhang im Tempel von oben an bis unten aus zerrissen, die Erde ha- be gebebt, die Felsen sich gespalten, die Gräber sich auf- gethan, und viele Leiber heiliger Verstorbenen seien aufer- standen, in die Stadt gekommen, und Vielen erschienen (Matth. V. 51 ff. parall.). In diese Nachrichten theilen sich übrigens die Evangelien sehr ungleich: nur das erste enthält sie alle; das zweite und dritte bloss die Finster- niss und den zerrissenen Vorhang; das vierte aber weiss von allen diesen Zeichen nichts.
Nehmen wir sie einzeln nach der Reihe vor, so kann zuerst das skotos, welches, während Jesus am Kreuze hieng, entstanden sein soll, keine gewöhnliche, durch Dazwi- sehenkunft des Mondes vermittelte Sonnenfinsterniss gewe- sen sein 1), da es ja am Pascha, also um die Zeit des Voll-
1) Das Evang. Nicodemi lässt die Juden sehr unverständig be- haupten: ekleipsis eliou gegone kata to eiothos. c. 11, p. 592 bei Thilo.
Dritter Abschnitt.
Viertes Kapitel. Tod und Auferstehung Jesu.
§. 129. Die Naturerscheinungen bei'm Tode Jesu.
Der Tod Jesu war nach den evangelischen Berichten von ausserordentlichen Erscheinungen begleitet. Schon drei Stunden vorher soll eine Finsterniſs sich verbreitet, und bis zu seinem Verscheiden gedauert haben (Matth. 27, 45. parall.); im Augenblick des Todes sei der Vorhang im Tempel von oben an bis unten aus zerrissen, die Erde ha- be gebebt, die Felsen sich gespalten, die Gräber sich auf- gethan, und viele Leiber heiliger Verstorbenen seien aufer- standen, in die Stadt gekommen, und Vielen erschienen (Matth. V. 51 ff. parall.). In diese Nachrichten theilen sich übrigens die Evangelien sehr ungleich: nur das erste enthält sie alle; das zweite und dritte bloſs die Finster- niſs und den zerrissenen Vorhang; das vierte aber weiſs von allen diesen Zeichen nichts.
Nehmen wir sie einzeln nach der Reihe vor, so kann zuerst das σκότος, welches, während Jesus am Kreuze hieng, entstanden sein soll, keine gewöhnliche, durch Dazwi- sehenkunft des Mondes vermittelte Sonnenfinsterniſs gewe- sen sein 1), da es ja am Pascha, also um die Zeit des Voll-
1) Das Evang. Nicodemi lässt die Juden sehr unverständig be- haupten: ἔκλειψις ἡλίου γέγονε κατὰ τὸ εἰωϑός. c. 11, p. 592 bei Thilo.
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Dritter Abschnitt.
Viertes Kapitel.
Tod und Auferstehung Jesu.
§. 129.
Die Naturerscheinungen bei'm Tode Jesu.
Der Tod Jesu war nach den evangelischen Berichten
von ausserordentlichen Erscheinungen begleitet. Schon drei
Stunden vorher soll eine Finsterniſs sich verbreitet, und
bis zu seinem Verscheiden gedauert haben (Matth. 27, 45.
parall.); im Augenblick des Todes sei der Vorhang im
Tempel von oben an bis unten aus zerrissen, die Erde ha-
be gebebt, die Felsen sich gespalten, die Gräber sich auf-
gethan, und viele Leiber heiliger Verstorbenen seien aufer-
standen, in die Stadt gekommen, und Vielen erschienen
(Matth. V. 51 ff. parall.). In diese Nachrichten theilen
sich übrigens die Evangelien sehr ungleich: nur das erste
enthält sie alle; das zweite und dritte bloſs die Finster-
niſs und den zerrissenen Vorhang; das vierte aber weiſs
von allen diesen Zeichen nichts.
Nehmen wir sie einzeln nach der Reihe vor, so kann
zuerst das σκότος, welches, während Jesus am Kreuze hieng,
entstanden sein soll, keine gewöhnliche, durch Dazwi-
sehenkunft des Mondes vermittelte Sonnenfinsterniſs gewe-
sen sein 1), da es ja am Pascha, also um die Zeit des Voll-
1) Das Evang. Nicodemi lässt die Juden sehr unverständig be-
haupten: ἔκλειψις ἡλίου γέγονε κατὰ τὸ εἰωϑός. c. 11, p. 592
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/573>, abgerufen am 22.11.2024.
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