könnte der zweite Saz sein, welcher mit eigentlichen Wor- ten von einer Änderung der mosaischen Religionsverfas- sung spricht, und statt dessen Stephanus wohl in der oben ausgeführten figürlichen Bedeutung gesagt haben: kai palin oikodomesei aiton, oder kai allon (akheiropoieton) oikodomesei.
Hatte nun in diesem Sinne auch schon Jesus jenen Ausspruch, aber ohne die Bestimmung der drei Tage, ge- than, und dadurch unter den Juden bedeutenden Anstoss erregt, so lag es nach seiner Auferstehung nahe, den zu zerstörenden und wiederaufzubauenden Tempel als Bezeich- nung des Leibes Jesu aufzufassen, um theils den jüdischen Beschuldigungen auszuweichen, theils eine Weissagung der Auferstehung mehr zu haben. Einmal aber den Ausspruch auf die Auferstehung bezogen, ergab es sich von selbst, dass zuerst auch das bei der Bestimmung von dieser solenne en trisin emerais hineingetragen, und dann weiterhin das allon in auton, das oikodomeso in egero verwandelt wurde.
Wie hier durch das Bild vom abzubrechenden und neu aufzubauenden Tempel, so soll Jesus bei einer andern Ge- legenheit durch das Vorbild des Propheten Jonas auf seine Auferstehung im Voraus hingedeutet haben (Matth. 12, 39 ff. vgl. 16, 4. Luc. 11, 29 ff.). Als die Schriftgelehrten und Pharisäer ein semeion von ihm zu sehen verlangten, soll Jesus ihr Ansinnen durch die Erwiederung zurückgewiesen haben, dass einer so schlimmen genea kein Zeichen gege- ben werde, als to semeion Iona tou prophetou, welches in der ersten Stelle bei Matthäus Jesus selbst dahin erklärt: wie Jonas drei Tage und drei Nächte en te koilia tou ketous ge- wesen sei, so werde auch des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte en te kardia tes ges zubringen. An der zweiten Stelle, wo Matthäus Jesu diesen Ausspruch leiht, wiederholt er die angegebene Deutung nicht; Lukas aber in der Parallelstelle erklärt denselben nur so: kathos gar egeneto Ionas semeion tois Nineuitais, outos esai kai o uios
Dritter Abschnitt.
könnte der zweite Saz sein, welcher mit eigentlichen Wor- ten von einer Änderung der mosaischen Religionsverfas- sung spricht, und statt dessen Stephanus wohl in der oben ausgeführten figürlichen Bedeutung gesagt haben: καὶ πάλιν οἰκοδομήσει αἰτὸν, oder καὶ ἄλλον (ἀχειροποίητον) οἰκοδομήσει.
Hatte nun in diesem Sinne auch schon Jesus jenen Ausspruch, aber ohne die Bestimmung der drei Tage, ge- than, und dadurch unter den Juden bedeutenden Anstoſs erregt, so lag es nach seiner Auferstehung nahe, den zu zerstörenden und wiederaufzubauenden Tempel als Bezeich- nung des Leibes Jesu aufzufassen, um theils den jüdischen Beschuldigungen auszuweichen, theils eine Weissagung der Auferstehung mehr zu haben. Einmal aber den Ausspruch auf die Auferstehung bezogen, ergab es sich von selbst, daſs zuerst auch das bei der Bestimmung von dieser solenne ἐν τρισὶν ἡμέραις hineingetragen, und dann weiterhin das ἄλλον in αὐτὸν, das οἰκοδομήσω in ἐγερῶ verwandelt wurde.
Wie hier durch das Bild vom abzubrechenden und neu aufzubauenden Tempel, so soll Jesus bei einer andern Ge- legenheit durch das Vorbild des Propheten Jonas auf seine Auferstehung im Voraus hingedeutet haben (Matth. 12, 39 ff. vgl. 16, 4. Luc. 11, 29 ff.). Als die Schriftgelehrten und Pharisäer ein σημεῖον von ihm zu sehen verlangten, soll Jesus ihr Ansinnen durch die Erwiederung zurückgewiesen haben, daſs einer so schlimmen γενεὰ kein Zeichen gege- ben werde, als τὸ σημεῖον Ἰωνᾶ τοῦ προφήτου, welches in der ersten Stelle bei Matthäus Jesus selbst dahin erklärt: wie Jonas drei Tage und drei Nächte ἐν τῇ κοιλίᾳ τοῦ κήτους ge- wesen sei, so werde auch des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte ἐν τῇ καρδίᾳ τῆς γῆς zubringen. An der zweiten Stelle, wo Matthäus Jesu diesen Ausspruch leiht, wiederholt er die angegebene Deutung nicht; Lukas aber in der Parallelstelle erklärt denselben nur so: καϑὼς γὰρ ἐγένετο Ἰωνᾶς σημεῖον τοῖς Νινευΐταις, οὑτως ἔςαι καὶ ὁ υιὸς
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[334/0353]
Dritter Abschnitt.
könnte der zweite Saz sein, welcher mit eigentlichen Wor-
ten von einer Änderung der mosaischen Religionsverfas-
sung spricht, und statt dessen Stephanus wohl in der oben
ausgeführten figürlichen Bedeutung gesagt haben: καὶ
πάλιν οἰκοδομήσει αἰτὸν, oder καὶ ἄλλον (ἀχειροποίητον)
οἰκοδομήσει.
Hatte nun in diesem Sinne auch schon Jesus jenen
Ausspruch, aber ohne die Bestimmung der drei Tage, ge-
than, und dadurch unter den Juden bedeutenden Anstoſs
erregt, so lag es nach seiner Auferstehung nahe, den zu
zerstörenden und wiederaufzubauenden Tempel als Bezeich-
nung des Leibes Jesu aufzufassen, um theils den jüdischen
Beschuldigungen auszuweichen, theils eine Weissagung der
Auferstehung mehr zu haben. Einmal aber den Ausspruch
auf die Auferstehung bezogen, ergab es sich von selbst,
daſs zuerst auch das bei der Bestimmung von dieser solenne
ἐν τρισὶν ἡμέραις hineingetragen, und dann weiterhin das
ἄλλον in αὐτὸν, das οἰκοδομήσω in ἐγερῶ verwandelt wurde.
Wie hier durch das Bild vom abzubrechenden und neu
aufzubauenden Tempel, so soll Jesus bei einer andern Ge-
legenheit durch das Vorbild des Propheten Jonas auf seine
Auferstehung im Voraus hingedeutet haben (Matth. 12, 39 ff.
vgl. 16, 4. Luc. 11, 29 ff.). Als die Schriftgelehrten und
Pharisäer ein σημεῖον von ihm zu sehen verlangten, soll
Jesus ihr Ansinnen durch die Erwiederung zurückgewiesen
haben, daſs einer so schlimmen γενεὰ kein Zeichen gege-
ben werde, als τὸ σημεῖον Ἰωνᾶ τοῦ προφήτου, welches in der
ersten Stelle bei Matthäus Jesus selbst dahin erklärt: wie
Jonas drei Tage und drei Nächte ἐν τῇ κοιλίᾳ τοῦ κήτους ge-
wesen sei, so werde auch des Menschen Sohn drei Tage
und drei Nächte ἐν τῇ καρδίᾳ τῆς γῆς zubringen. An der
zweiten Stelle, wo Matthäus Jesu diesen Ausspruch leiht,
wiederholt er die angegebene Deutung nicht; Lukas aber
in der Parallelstelle erklärt denselben nur so: καϑὼς γὰρ
ἐγένετο Ἰωνᾶς σημεῖον τοῖς Νινευΐταις, οὑτως ἔςαι καὶ ὁ υιὸς
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/353>, abgerufen am 25.11.2024.
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