liche Citat V. 17. zeigt, den Akt Jesu vorzugsweise aus dem Gesichtspunkt eines heiligen zelos auf: Versuchung genug, in Ausmalung der Scene Alles möglichst zelotisch anzulegen.
In Bezug auf die chronologische Differenz dürfen wir uns nur erinnern, wie der vierte Evangelist die Anerken- nung Jesu als des Messias von Seiten der Jünger und die Belegung des Simon mit dem Namen Petrus viel zu frühe gesezt hat, um von der allgemeinen Präsumtion sei- ner vorzüglichen chronologischen Genauigkeit, welche man zu Gunsten seiner Stellung der Tempelreinigung geltend macht, zurückzukommen. Für diesen besondern Fall aber wird man nicht Einen Grund aufzubringen im Stande sein, um dessen willen die fragliche Begebenheit besser in die Zeit des ersten, als in die des lezten von Jesu besuchten Pascha taugen sollte, wohl aber ist in entgegengeseztem Sinn nicht Ungegründetes geltend gemacht worden. Zwar, wenn man es unwahrscheinlich fand, dass Jesus so frühe schon, wie er nach der Deutung des Johannes durch den Ausspruch vom abzubrechenden und wiederaufzubauenden Tempel gethan hätte, auf seinen Tod und seine Auferstehung hingewiesen haben sollte 11): so werden wir seinesorts se- hen, dass eben diese Beziehung auf den Tod nur durch den Evangelisten in jene Worte hineingetragen ist. Das aber ist kein unerheblicher Grund gegen die johanneische Stellung der Begebenheit, dass Jesus bei seinem besonne- nen Takte schwerlich so frühe schon einen so gewaltsa- samen Akt seiner messianischen Auktorität werde ausge- übt haben 12). Denn nicht nur gab er sich in jener ersten Zeit noch gar nicht als den Messias, und unter andrer als mes- sianischer Auktorität hätte damals kaum ein solcher Schritt gewagt werden mögen, sondern er traf auch von Anfang
11) So englische Ausleger, bei Lücke, 1, S. 435 f. Anm.
12) Englische Ausleger a. a. O.
Zweiter Abschnitt.
liche Citat V. 17. zeigt, den Akt Jesu vorzugsweise aus dem Gesichtspunkt eines heiligen ζῆλος auf: Versuchung genug, in Ausmalung der Scene Alles möglichst zelotisch anzulegen.
In Bezug auf die chronologische Differenz dürfen wir uns nur erinnern, wie der vierte Evangelist die Anerken- nung Jesu als des Messias von Seiten der Jünger und die Belegung des Simon mit dem Namen Petrus viel zu frühe gesezt hat, um von der allgemeinen Präsumtion sei- ner vorzüglichen chronologischen Genauigkeit, welche man zu Gunsten seiner Stellung der Tempelreinigung geltend macht, zurückzukommen. Für diesen besondern Fall aber wird man nicht Einen Grund aufzubringen im Stande sein, um dessen willen die fragliche Begebenheit besser in die Zeit des ersten, als in die des lezten von Jesu besuchten Pascha taugen sollte, wohl aber ist in entgegengeseztem Sinn nicht Ungegründetes geltend gemacht worden. Zwar, wenn man es unwahrscheinlich fand, daſs Jesus so frühe schon, wie er nach der Deutung des Johannes durch den Ausspruch vom abzubrechenden und wiederaufzubauenden Tempel gethan hätte, auf seinen Tod und seine Auferstehung hingewiesen haben sollte 11): so werden wir seinesorts se- hen, daſs eben diese Beziehung auf den Tod nur durch den Evangelisten in jene Worte hineingetragen ist. Das aber ist kein unerheblicher Grund gegen die johanneische Stellung der Begebenheit, daſs Jesus bei seinem besonne- nen Takte schwerlich so frühe schon einen so gewaltsa- samen Akt seiner messianischen Auktorität werde ausge- übt haben 12). Denn nicht nur gab er sich in jener ersten Zeit noch gar nicht als den Messias, und unter andrer als mes- sianischer Auktorität hätte damals kaum ein solcher Schritt gewagt werden mögen, sondern er traf auch von Anfang
11) So englische Ausleger, bei Lücke, 1, S. 435 f. Anm.
12) Englische Ausleger a. a. O.
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Zweiter Abschnitt.
liche Citat V. 17. zeigt, den Akt Jesu vorzugsweise aus
dem Gesichtspunkt eines heiligen ζῆλος auf: Versuchung
genug, in Ausmalung der Scene Alles möglichst zelotisch
anzulegen.
In Bezug auf die chronologische Differenz dürfen wir
uns nur erinnern, wie der vierte Evangelist die Anerken-
nung Jesu als des Messias von Seiten der Jünger und
die Belegung des Simon mit dem Namen Petrus viel zu
frühe gesezt hat, um von der allgemeinen Präsumtion sei-
ner vorzüglichen chronologischen Genauigkeit, welche man
zu Gunsten seiner Stellung der Tempelreinigung geltend
macht, zurückzukommen. Für diesen besondern Fall aber
wird man nicht Einen Grund aufzubringen im Stande sein,
um dessen willen die fragliche Begebenheit besser in die
Zeit des ersten, als in die des lezten von Jesu besuchten
Pascha taugen sollte, wohl aber ist in entgegengeseztem
Sinn nicht Ungegründetes geltend gemacht worden. Zwar,
wenn man es unwahrscheinlich fand, daſs Jesus so frühe
schon, wie er nach der Deutung des Johannes durch den
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Tempel gethan hätte, auf seinen Tod und seine Auferstehung
hingewiesen haben sollte 11): so werden wir seinesorts se-
hen, daſs eben diese Beziehung auf den Tod nur durch
den Evangelisten in jene Worte hineingetragen ist. Das
aber ist kein unerheblicher Grund gegen die johanneische
Stellung der Begebenheit, daſs Jesus bei seinem besonne-
nen Takte schwerlich so frühe schon einen so gewaltsa-
samen Akt seiner messianischen Auktorität werde ausge-
übt haben 12). Denn nicht nur gab er sich in jener ersten Zeit
noch gar nicht als den Messias, und unter andrer als mes-
sianischer Auktorität hätte damals kaum ein solcher Schritt
gewagt werden mögen, sondern er traf auch von Anfang
11) So englische Ausleger, bei Lücke, 1, S. 435 f. Anm.
12) Englische Ausleger a. a. O.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/730>, abgerufen am 26.11.2024.
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