Achtes Kapitel. Begebenheiten aus dem öffentlichen Leben Jesu (mit Ausschluss der Wundergeschichten).
§. 80. Vergleichung der Erzählungsweise der verschiedenen Evan- gelisten im Allgemeinen.
Vergleichen wir, ehe wir uns zur Betrachtung des Einzelnen wenden, zuvor den allgemeinen Charakter und Ton der Geschichtserzählung in den verschiedenen Evan- gelien: so treten hier Differenzen theils zwischen Mat- thäus und den beiden andern Synoptikern, theils zwischen sämmtlichen drei ersten Evangelisten und dem vierten hervor.
Unter den Vorwürfen, mit welchen die neuere Kri- tik das Matthäusevangelium überhäuft hat, nimmt eine Hauptstelle der des Mangels an Anschaulichkeit, an in- dividualisirender Lebendigkeit ein, ein Mangel, aus wel- chem man, da sich sonst der Augenzeuge gerade im Wie- dergeben des Bestimmten und Einzelnen zeige, schliessen zu dürfen glaubte, der Verfasser sei kein Augenzeuge gewesen 1). Und gewiss, wenn man in diesem Evange- lium die Unbestimmtheit seiner Zeit-, Orts- und Personal- angaben, das so häufig wiederkehrende tote, paragon
1)Schulz, über das Abendmahl, S. 303 ff. Sieffert, über den Urspr. S. 58. 73, u. s. Schneckenburger, über den Urspr. S. 73.
Achtes Kapitel. §. 80.
Achtes Kapitel. Begebenheiten aus dem öffentlichen Leben Jesu (mit Ausschluſs der Wundergeschichten).
§. 80. Vergleichung der Erzählungsweise der verschiedenen Evan- gelisten im Allgemeinen.
Vergleichen wir, ehe wir uns zur Betrachtung des Einzelnen wenden, zuvor den allgemeinen Charakter und Ton der Geschichtserzählung in den verschiedenen Evan- gelien: so treten hier Differenzen theils zwischen Mat- thäus und den beiden andern Synoptikern, theils zwischen sämmtlichen drei ersten Evangelisten und dem vierten hervor.
Unter den Vorwürfen, mit welchen die neuere Kri- tik das Matthäusevangelium überhäuft hat, nimmt eine Hauptstelle der des Mangels an Anschaulichkeit, an in- dividualisirender Lebendigkeit ein, ein Mangel, aus wel- chem man, da sich sonst der Augenzeuge gerade im Wie- dergeben des Bestimmten und Einzelnen zeige, schlieſsen zu dürfen glaubte, der Verfasser sei kein Augenzeuge gewesen 1). Und gewiſs, wenn man in diesem Evange- lium die Unbestimmtheit seiner Zeit-, Orts- und Personal- angaben, das so häufig wiederkehrende τότε, παράγων
1)Schulz, über das Abendmahl, S. 303 ff. Sieffert, über den Urspr. S. 58. 73, u. s. Schneckenburger, über den Urspr. S. 73.
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Achtes Kapitel. §. 80.
Achtes Kapitel.
Begebenheiten aus dem öffentlichen
Leben Jesu
(mit Ausschluſs der Wundergeschichten).
§. 80.
Vergleichung der Erzählungsweise der verschiedenen Evan-
gelisten im Allgemeinen.
Vergleichen wir, ehe wir uns zur Betrachtung des
Einzelnen wenden, zuvor den allgemeinen Charakter und
Ton der Geschichtserzählung in den verschiedenen Evan-
gelien: so treten hier Differenzen theils zwischen Mat-
thäus und den beiden andern Synoptikern, theils zwischen
sämmtlichen drei ersten Evangelisten und dem vierten
hervor.
Unter den Vorwürfen, mit welchen die neuere Kri-
tik das Matthäusevangelium überhäuft hat, nimmt eine
Hauptstelle der des Mangels an Anschaulichkeit, an in-
dividualisirender Lebendigkeit ein, ein Mangel, aus wel-
chem man, da sich sonst der Augenzeuge gerade im Wie-
dergeben des Bestimmten und Einzelnen zeige, schlieſsen
zu dürfen glaubte, der Verfasser sei kein Augenzeuge
gewesen 1). Und gewiſs, wenn man in diesem Evange-
lium die Unbestimmtheit seiner Zeit-, Orts- und Personal-
angaben, das so häufig wiederkehrende τότε, παράγων
1) Schulz, über das Abendmahl, S. 303 ff. Sieffert, über den
Urspr. S. 58. 73, u. s. Schneckenburger, über den Urspr.
S. 73.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/701>, abgerufen am 22.11.2024.
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