kat' idian zu den Jüngern sich wenden, und sie glücklich preisen lässt, dass sie sehen und hören dürfen, wonach viele Propheten und Könige vergeblich sich gesehnt hät- ten (V. 23 f.), was zu dem Vorangegangenen wenigstens nicht so specifisch, wie das bei Matthäus damit Verbun- dene, passt, auch bei diesem 13, 16 f. in einer Verbin- dung steht, welche mit der bei Lukas sich jedenfalls messen kann.
§. 74. Die Parabeln.
Wenn Matthäus K. 13. Jesum sieben Parabeln, sämmt- lich die basileia ton ouranon betreffend, vortragen lässt: so ist die neuere Kritik bedenklich geworden, ob wirklich Jesus so viele Gleichnisse in Einem Zuge gesprochen haben möge 1)? Die Parabel, hat man erinnert, sei eine Aufga- be, welche durch eigenes Nachdenken gelöst zu werden verlange, desswegen nach jeder ein Ruhepunkt nöthig, wenn man durch dieselben wahrhaft belehren, und nicht vielmehr durch den Wechsel unverstandener Bilder zer- streuen wolle 2). Gewiss würde daher, hat man geschlos- sen, Jesus das Lob der Lehrweisheit nicht verdienen, wenn er jene Gleichnissreden alle, so wie Matthäus es darstellt, in einem Zuge gesprochen hätte 3). Sah man hienach auch an dieser Stelle eine Zusammenstellung gleichartiger, aber zu verschiedenen Zeiten gesprochener Reden: so erhob sich sofort auch hier die Debatte, ob sie Matthäus mit Be- wusstsein von diesem lezteren Umstand, oder in der Mei- nung, zusammenhängend Vorgetragenes zu geben, veran- staltet habe? wovon das Leztere aus der Anfangsformel (V. 3.): kai elalesen autois polla en parabolais, und dem Schlusse (V. 53.): ote etelesen o I. tas parabolas
1)Schulz, über das Abendmahl, S. 314.
2)Olshausen, b. Comm. 1, S. 437.
3)Schneckenburger, über den Ursprung u. s. f. S. 33.
Das Leben Jesu I. Band. 38
Sechstes Kapitel. §. 74.
κατ' ἰδίαν zu den Jüngern sich wenden, und sie glücklich preisen läſst, daſs sie sehen und hören dürfen, wonach viele Propheten und Könige vergeblich sich gesehnt hät- ten (V. 23 f.), was zu dem Vorangegangenen wenigstens nicht so specifisch, wie das bei Matthäus damit Verbun- dene, paſst, auch bei diesem 13, 16 f. in einer Verbin- dung steht, welche mit der bei Lukas sich jedenfalls messen kann.
§. 74. Die Parabeln.
Wenn Matthäus K. 13. Jesum sieben Parabeln, sämmt- lich die βασιλεία τῶν οὐρανῶν betreffend, vortragen läſst: so ist die neuere Kritik bedenklich geworden, ob wirklich Jesus so viele Gleichnisse in Einem Zuge gesprochen haben möge 1)? Die Parabel, hat man erinnert, sei eine Aufga- be, welche durch eigenes Nachdenken gelöst zu werden verlange, deſswegen nach jeder ein Ruhepunkt nöthig, wenn man durch dieselben wahrhaft belehren, und nicht vielmehr durch den Wechsel unverstandener Bilder zer- streuen wolle 2). Gewiſs würde daher, hat man geschlos- sen, Jesus das Lob der Lehrweisheit nicht verdienen, wenn er jene Gleichniſsreden alle, so wie Matthäus es darstellt, in einem Zuge gesprochen hätte 3). Sah man hienach auch an dieser Stelle eine Zusammenstellung gleichartiger, aber zu verschiedenen Zeiten gesprochener Reden: so erhob sich sofort auch hier die Debatte, ob sie Matthäus mit Be- wuſstsein von diesem lezteren Umstand, oder in der Mei- nung, zusammenhängend Vorgetragenes zu geben, veran- staltet habe? wovon das Leztere aus der Anfangsformel (V. 3.): καὶ ἐλάλησεν αὐτοῖς πολλὰ ἐν παραβολαῖς, und dem Schlusse (V. 53.): ὅτε ἐτέλεσεν ὁ Ἰ. τὰς παραβολὰς
1)Schulz, über das Abendmahl, S. 314.
2)Olshausen, b. Comm. 1, S. 437.
3)Schneckenburger, über den Ursprung u. s. f. S. 33.
Das Leben Jesu I. Band. 38
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Sechstes Kapitel. §. 74.
κατ' ἰδίαν zu den Jüngern sich wenden, und sie glücklich
preisen läſst, daſs sie sehen und hören dürfen, wonach
viele Propheten und Könige vergeblich sich gesehnt hät-
ten (V. 23 f.), was zu dem Vorangegangenen wenigstens
nicht so specifisch, wie das bei Matthäus damit Verbun-
dene, paſst, auch bei diesem 13, 16 f. in einer Verbin-
dung steht, welche mit der bei Lukas sich jedenfalls
messen kann.
§. 74.
Die Parabeln.
Wenn Matthäus K. 13. Jesum sieben Parabeln, sämmt-
lich die βασιλεία τῶν οὐρανῶν betreffend, vortragen läſst:
so ist die neuere Kritik bedenklich geworden, ob wirklich
Jesus so viele Gleichnisse in Einem Zuge gesprochen haben
möge 1)? Die Parabel, hat man erinnert, sei eine Aufga-
be, welche durch eigenes Nachdenken gelöst zu werden
verlange, deſswegen nach jeder ein Ruhepunkt nöthig,
wenn man durch dieselben wahrhaft belehren, und nicht
vielmehr durch den Wechsel unverstandener Bilder zer-
streuen wolle 2). Gewiſs würde daher, hat man geschlos-
sen, Jesus das Lob der Lehrweisheit nicht verdienen, wenn
er jene Gleichniſsreden alle, so wie Matthäus es darstellt,
in einem Zuge gesprochen hätte 3). Sah man hienach auch
an dieser Stelle eine Zusammenstellung gleichartiger, aber
zu verschiedenen Zeiten gesprochener Reden: so erhob
sich sofort auch hier die Debatte, ob sie Matthäus mit Be-
wuſstsein von diesem lezteren Umstand, oder in der Mei-
nung, zusammenhängend Vorgetragenes zu geben, veran-
staltet habe? wovon das Leztere aus der Anfangsformel
(V. 3.): καὶ ἐλάλησεν αὐτοῖς πολλὰ ἐν παραβολαῖς, und
dem Schlusse (V. 53.): ὅτε ἐτέλεσεν ὁ Ἰ. τὰς παραβολὰς
1) Schulz, über das Abendmahl, S. 314.
2) Olshausen, b. Comm. 1, S. 437.
3) Schneckenburger, über den Ursprung u. s. f. S. 33.
Das Leben Jesu I. Band. 38
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/617>, abgerufen am 24.11.2024.
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