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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.

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Fünftes Kapitel. §. 70.
Zwölfen herauslesen. Was nun das Auskommen Jesu und
seiner Gesellschaft betrifft, so liegen in der Gastfreundlich-
keit des Orients, welche bei den Juden besonders dem
Rabbinen zu Gute kam; in der Begleitung begüterter Frauen,
aitiues diekonoun auto apo ton uparkhonton autais (Luc.
8, 2 f.); endlich in dem nur vom vierten Evangelisten er-
wähnten glossokomon (12, 6. 13, 29.), aus welchem neben
den Bedürfnissen der Gesellschaft auch noch den Armen
Unterstützung gereicht werden konnte, und in welches,
wie wir denken müssen, bemittelte Freunde Jesu Beiträge
gaben, wie es scheint, Subsistenzmittel genug. Wer diese
jedoch entweder ohne eigenen Erwerb der Jünger nicht
für zureichend hält, oder überhaupt eine gänzliche Los-
sagung der Zwölfe von ihren bürgerlichen Geschäften
nicht wahrscheinlich findet, der muss nur seine Ansicht
nicht auch den Evangelien aufzwingen wollen, welche
vielmehr durch das grosse Gewicht, welches sie auf das
aphekamen panta von Seiten der Apostel legen (Matth. 19,
27 ff.) deutlich die entgegengesezte zu erkennen geben.

So weit uns über den Stand der zwölf Jünger Jesu
etwas aufbehalten ist, gehörten sie sämmtlich der niederen
Klasse an: vier Fischer und ein Zolleinnehmer, und auch
für die übrigen macht die Bildungsstufe, welche sie zei-
gen, so wie Jesu überall sich äussernde Vorliebe für die
ptokhous und nepious (Matth. 5, 3. 11, 5. 25.) wahrschein-
lich, dass sie aus ähnlichem Stande gewesen seien.

§. 70.
Die Zwölfe einzeln betrachtet. Die drei oder vier vertrautesten
Jünger Jesu.

Wir haben im N. T. vier Apostelkataloge, je bei den
drei Synoptikern einen und einen in der Apostelgeschichte
(Matth. 10, 2--4. Marc. 3, 16--19. Luc. 6, 14--16. A. G.
1, 13). Jedes der vier Verzeichnisse lässt sich in drei Te-
traden theilen, deren Flügelmänner, und bei der lezten

Fünftes Kapitel. §. 70.
Zwölfen herauslesen. Was nun das Auskommen Jesu und
seiner Gesellschaft betrifft, so liegen in der Gastfreundlich-
keit des Orients, welche bei den Juden besonders dem
Rabbinen zu Gute kam; in der Begleitung begüterter Frauen,
αἴτιυες διηκόνουν αὐτῷ ἀπὸ τῶν ὑπαρχόντων αὐταῖς (Luc.
8, 2 f.); endlich in dem nur vom vierten Evangelisten er-
wähnten γλωσσόκομον (12, 6. 13, 29.), aus welchem neben
den Bedürfnissen der Gesellschaft auch noch den Armen
Unterstützung gereicht werden konnte, und in welches,
wie wir denken müssen, bemittelte Freunde Jesu Beiträge
gaben, wie es scheint, Subsistenzmittel genug. Wer diese
jedoch entweder ohne eigenen Erwerb der Jünger nicht
für zureichend hält, oder überhaupt eine gänzliche Los-
sagung der Zwölfe von ihren bürgerlichen Geschäften
nicht wahrscheinlich findet, der muſs nur seine Ansicht
nicht auch den Evangelien aufzwingen wollen, welche
vielmehr durch das groſse Gewicht, welches sie auf das
ἀφήκαμεν πάντα von Seiten der Apostel legen (Matth. 19,
27 ff.) deutlich die entgegengesezte zu erkennen geben.

So weit uns über den Stand der zwölf Jünger Jesu
etwas aufbehalten ist, gehörten sie sämmtlich der niederen
Klasse an: vier Fischer und ein Zolleinnehmer, und auch
für die übrigen macht die Bildungsstufe, welche sie zei-
gen, so wie Jesu überall sich äussernde Vorliebe für die
πτωχοὺς und νηπίους (Matth. 5, 3. 11, 5. 25.) wahrschein-
lich, daſs sie aus ähnlichem Stande gewesen seien.

§. 70.
Die Zwölfe einzeln betrachtet. Die drei oder vier vertrautesten
Jünger Jesu.

Wir haben im N. T. vier Apostelkataloge, je bei den
drei Synoptikern einen und einen in der Apostelgeschichte
(Matth. 10, 2—4. Marc. 3, 16—19. Luc. 6, 14—16. A. G.
1, 13). Jedes der vier Verzeichnisse läſst sich in drei Te-
traden theilen, deren Flügelmänner, und bei der lezten

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[553/0577] Fünftes Kapitel. §. 70. Zwölfen herauslesen. Was nun das Auskommen Jesu und seiner Gesellschaft betrifft, so liegen in der Gastfreundlich- keit des Orients, welche bei den Juden besonders dem Rabbinen zu Gute kam; in der Begleitung begüterter Frauen, αἴτιυες διηκόνουν αὐτῷ ἀπὸ τῶν ὑπαρχόντων αὐταῖς (Luc. 8, 2 f.); endlich in dem nur vom vierten Evangelisten er- wähnten γλωσσόκομον (12, 6. 13, 29.), aus welchem neben den Bedürfnissen der Gesellschaft auch noch den Armen Unterstützung gereicht werden konnte, und in welches, wie wir denken müssen, bemittelte Freunde Jesu Beiträge gaben, wie es scheint, Subsistenzmittel genug. Wer diese jedoch entweder ohne eigenen Erwerb der Jünger nicht für zureichend hält, oder überhaupt eine gänzliche Los- sagung der Zwölfe von ihren bürgerlichen Geschäften nicht wahrscheinlich findet, der muſs nur seine Ansicht nicht auch den Evangelien aufzwingen wollen, welche vielmehr durch das groſse Gewicht, welches sie auf das ἀφήκαμεν πάντα von Seiten der Apostel legen (Matth. 19, 27 ff.) deutlich die entgegengesezte zu erkennen geben. So weit uns über den Stand der zwölf Jünger Jesu etwas aufbehalten ist, gehörten sie sämmtlich der niederen Klasse an: vier Fischer und ein Zolleinnehmer, und auch für die übrigen macht die Bildungsstufe, welche sie zei- gen, so wie Jesu überall sich äussernde Vorliebe für die πτωχοὺς und νηπίους (Matth. 5, 3. 11, 5. 25.) wahrschein- lich, daſs sie aus ähnlichem Stande gewesen seien. §. 70. Die Zwölfe einzeln betrachtet. Die drei oder vier vertrautesten Jünger Jesu. Wir haben im N. T. vier Apostelkataloge, je bei den drei Synoptikern einen und einen in der Apostelgeschichte (Matth. 10, 2—4. Marc. 3, 16—19. Luc. 6, 14—16. A. G. 1, 13). Jedes der vier Verzeichnisse läſst sich in drei Te- traden theilen, deren Flügelmänner, und bei der lezten

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/577>, abgerufen am 25.11.2024.