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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.

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Einleitung. §. 6.
scheinungen 4). Auch hier führt er Alles auf die bildliche
Sprache der Bibel zurück, in welcher, was z. B. den lez-
ten Punkt betrifft, bald ein glückliches Ungefähr ein ret-
tender, bald eine geistige Freudigkeit ein grüssender, bald
eine innere Beruhigung ein tröstender Engel genannt wor-
den sei. In Bezug auf die Evangelien werden wir unten
das Auffallende sehen, dass Eichhorn theils die richtige
Einsicht in die Unzulässigkeit der natürlichen Erklärung
hatte, theils bei manchen Erzählungen selbst zu einer hö-
heren fortgeschritten war.

Viele Schriften in ähnlichem Geiste erschienen, welche
zum Theil auch das neue Testament in den Kreis ihrer
Erklärungen zogen 5); aber den vollen Ruhm eines christ-
lichen Euemerus sollte sich erst Dr. Paulus erwerben in
seinem von 1800 an erschienenen Commentar zum N. T.
Gleich in der Einleitung dieses Werkes 6) stellt er es als
die erste Anforderung an den Forscher der biblischen Ge-
schichte hin, zu unterscheiden, was in derselben Faktum
und was Urtheil sei? Faktum ist ihm dasjenige, was den
bei einer Begebenheit betheiligten Personen als äussere oder
innere Erfahrung gegeben war; Urtheil die Art, wie sie
oder die Erzähler jene Erfahrung deuteten und auf ihre
vermeintlichen Ursachen zurückführten. Diese beiden Be-
standtheile mischen und verschlingen sich nun aber nach
Paulus sowohl in den ursprünglich Betheiligten als in den
Nacherzählern und Geschichtschreibern leicht so, dass
das Urtheil vom Faktum nicht mehr unterschieden, und
mit eben der historischen Sicherheit wie dieses geglaubt

4) Ebend. 3. Bd. S. 381 ff.
5) Z. B. Eck, Versuch über die Wundergeschichten des N. T.
1795. (Venturini) die Wunder des N. T. in ihrer wahren
Gestalt für ächte Christusverehrer, 1799.
6) 1. Bd. S. 5 ff. Vgl. das als neue Auflage des Commentars
zu betrachtende exegetische Handbuch über die drei ersten
Evangelien 1830--33. 1. Bd. 1. Abthl. S. 4 ff.

Einleitung. §. 6.
scheinungen 4). Auch hier führt er Alles auf die bildliche
Sprache der Bibel zurück, in welcher, was z. B. den lez-
ten Punkt betrifft, bald ein glückliches Ungefähr ein ret-
tender, bald eine geistige Freudigkeit ein grüſsender, bald
eine innere Beruhigung ein tröstender Engel genannt wor-
den sei. In Bezug auf die Evangelien werden wir unten
das Auffallende sehen, daſs Eichhorn theils die richtige
Einsicht in die Unzulässigkeit der natürlichen Erklärung
hatte, theils bei manchen Erzählungen selbst zu einer hö-
heren fortgeschritten war.

Viele Schriften in ähnlichem Geiste erschienen, welche
zum Theil auch das neue Testament in den Kreis ihrer
Erklärungen zogen 5); aber den vollen Ruhm eines christ-
lichen Euemerus sollte sich erst Dr. Paulus erwerben in
seinem von 1800 an erschienenen Commentar zum N. T.
Gleich in der Einleitung dieses Werkes 6) stellt er es als
die erste Anforderung an den Forscher der biblischen Ge-
schichte hin, zu unterscheiden, was in derselben Faktum
und was Urtheil sei? Faktum ist ihm dasjenige, was den
bei einer Begebenheit betheiligten Personen als äussere oder
innere Erfahrung gegeben war; Urtheil die Art, wie sie
oder die Erzähler jene Erfahrung deuteten und auf ihre
vermeintlichen Ursachen zurückführten. Diese beiden Be-
standtheile mischen und verschlingen sich nun aber nach
Paulus sowohl in den ursprünglich Betheiligten als in den
Nacherzählern und Geschichtschreibern leicht so, daſs
das Urtheil vom Faktum nicht mehr unterschieden, und
mit eben der historischen Sicherheit wie dieses geglaubt

4) Ebend. 3. Bd. S. 381 ff.
5) Z. B. Eck, Versuch über die Wundergeschichten des N. T.
1795. (Venturini) die Wunder des N. T. in ihrer wahren
Gestalt für ächte Christusverehrer, 1799.
6) 1. Bd. S. 5 ff. Vgl. das als neue Auflage des Commentars
zu betrachtende exegetische Handbuch über die drei ersten
Evangelien 1830—33. 1. Bd. 1. Abthl. S. 4 ff.
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[20/0044] Einleitung. §. 6. scheinungen 4). Auch hier führt er Alles auf die bildliche Sprache der Bibel zurück, in welcher, was z. B. den lez- ten Punkt betrifft, bald ein glückliches Ungefähr ein ret- tender, bald eine geistige Freudigkeit ein grüſsender, bald eine innere Beruhigung ein tröstender Engel genannt wor- den sei. In Bezug auf die Evangelien werden wir unten das Auffallende sehen, daſs Eichhorn theils die richtige Einsicht in die Unzulässigkeit der natürlichen Erklärung hatte, theils bei manchen Erzählungen selbst zu einer hö- heren fortgeschritten war. Viele Schriften in ähnlichem Geiste erschienen, welche zum Theil auch das neue Testament in den Kreis ihrer Erklärungen zogen 5); aber den vollen Ruhm eines christ- lichen Euemerus sollte sich erst Dr. Paulus erwerben in seinem von 1800 an erschienenen Commentar zum N. T. Gleich in der Einleitung dieses Werkes 6) stellt er es als die erste Anforderung an den Forscher der biblischen Ge- schichte hin, zu unterscheiden, was in derselben Faktum und was Urtheil sei? Faktum ist ihm dasjenige, was den bei einer Begebenheit betheiligten Personen als äussere oder innere Erfahrung gegeben war; Urtheil die Art, wie sie oder die Erzähler jene Erfahrung deuteten und auf ihre vermeintlichen Ursachen zurückführten. Diese beiden Be- standtheile mischen und verschlingen sich nun aber nach Paulus sowohl in den ursprünglich Betheiligten als in den Nacherzählern und Geschichtschreibern leicht so, daſs das Urtheil vom Faktum nicht mehr unterschieden, und mit eben der historischen Sicherheit wie dieses geglaubt 4) Ebend. 3. Bd. S. 381 ff. 5) Z. B. Eck, Versuch über die Wundergeschichten des N. T. 1795. (Venturini) die Wunder des N. T. in ihrer wahren Gestalt für ächte Christusverehrer, 1799. 6) 1. Bd. S. 5 ff. Vgl. das als neue Auflage des Commentars zu betrachtende exegetische Handbuch über die drei ersten Evangelien 1830—33. 1. Bd. 1. Abthl. S. 4 ff.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/44>, abgerufen am 23.11.2024.