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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.

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Viertes Kapitel. §. 30.
scene in Verbindung, welche aber nicht von Herodes, son-
dern von dem König Jannäus veranstaltet worden sein und
nicht Kinder, sondern Rabbinen betroffen haben soll 25).
Dabei liegt aber eine Verwechselung des ihnen aus der
christlichen Tradition bekannten Datums mit einer frühe-
ren Begebenheit zu Grunde, da jener Jannäus schon 40
Jahre vor Christi Geburt starb 26). Den herodischen Kin-
dermord berührt nur der einzige Macrobius aus dem vier-
ten Jahrhundert, doch in einem Zusammenhang, welcher
deutlich zeigt, dass ihm die von Herodes befohlne Ermor-
dung seines Sohnes Antipater, der kein Kind mehr war 27),
mit dem bethlehemitischen Kindermord, der ihm von christ-
licher Seite bekannt geworden sein mochte, zusammen-
floss 28). Mag man nun auch durch die Erinnerung an die
geringe Zahl von Knaben des bezeichneten Alters, welche
in dem kleinen Bethlehem sich vorfinden mochten, das Auf-
fallende jenes Stillschweigens zu vermindern suchen, und
ferner bemerken, dass unter den vielen Greuelthaten des
Herodes diese That wie ein Tropfen im Meere verschwun-
den sei 29): so ist hiebei das specifisch Abscheuliche des
Hinwürgens wenn auch nur weniger unschuldigen Kinder
übersehen, um dessen willen diese That, wenn sie wirk-
lich vorgefallen war, schwerlich so ganz würde vergessen
worden sein 30). -- Auch hiezu wird wieder eine Pro-
phetenstelle (Jerem. 31, 15.), als eine, durch diesen
Kindermord erfüllte Weissagung angeführt (V. 17. 18.),

25) Babylon. Sanhedr. f. 107, 2, bei Lightfoot, horae, S. 207.
26) S. Schöttgen, horae, 2, S. 533.
27) Joseph. Antiq. 17, 7.
28) Macrob. Saturnal. 2, 4: Quum audisset (Augustus) inter
pueros, quos in Syria Herodes rex Judaeorum intra bimatum
jussit interfici, filium quoque ejus occisum, ait: melius est,
Herodis porcum esse quam filium.
29) S. Wetstein, Kuinöl, Olshausen z. d. St.
30) Fritzsche, Comm. in Matth. S. 93 f.

Viertes Kapitel. §. 30.
scene in Verbindung, welche aber nicht von Herodes, son-
dern von dem König Jannäus veranstaltet worden sein und
nicht Kinder, sondern Rabbinen betroffen haben soll 25).
Dabei liegt aber eine Verwechselung des ihnen aus der
christlichen Tradition bekannten Datums mit einer frühe-
ren Begebenheit zu Grunde, da jener Jannäus schon 40
Jahre vor Christi Geburt starb 26). Den herodischen Kin-
dermord berührt nur der einzige Macrobius aus dem vier-
ten Jahrhundert, doch in einem Zusammenhang, welcher
deutlich zeigt, daſs ihm die von Herodes befohlne Ermor-
dung seines Sohnes Antipater, der kein Kind mehr war 27),
mit dem bethlehemitischen Kindermord, der ihm von christ-
licher Seite bekannt geworden sein mochte, zusammen-
floſs 28). Mag man nun auch durch die Erinnerung an die
geringe Zahl von Knaben des bezeichneten Alters, welche
in dem kleinen Bethlehem sich vorfinden mochten, das Auf-
fallende jenes Stillschweigens zu vermindern suchen, und
ferner bemerken, daſs unter den vielen Greuelthaten des
Herodes diese That wie ein Tropfen im Meere verschwun-
den sei 29): so ist hiebei das specifisch Abscheuliche des
Hinwürgens wenn auch nur weniger unschuldigen Kinder
übersehen, um dessen willen diese That, wenn sie wirk-
lich vorgefallen war, schwerlich so ganz würde vergessen
worden sein 30). — Auch hiezu wird wieder eine Pro-
phetenstelle (Jerem. 31, 15.), als eine, durch diesen
Kindermord erfüllte Weissagung angeführt (V. 17. 18.),

25) Babylon. Sanhedr. f. 107, 2, bei Lightfoot, horae, S. 207.
26) S. Schöttgen, horae, 2, S. 533.
27) Joseph. Antiq. 17, 7.
28) Macrob. Saturnal. 2, 4: Quum audisset (Augustus) inter
pueros, quos in Syria Herodes rex Judaeorum intra bimatum
jussit interfici, filium quoque ejus occisum, ait: melius est,
Herodis porcum esse quam filium.
29) S. Wetstein, Kuinöl, Olshausen z. d. St.
30) Fritzsche, Comm. in Matth. S. 93 f.
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[233/0257] Viertes Kapitel. §. 30. scene in Verbindung, welche aber nicht von Herodes, son- dern von dem König Jannäus veranstaltet worden sein und nicht Kinder, sondern Rabbinen betroffen haben soll 25). Dabei liegt aber eine Verwechselung des ihnen aus der christlichen Tradition bekannten Datums mit einer frühe- ren Begebenheit zu Grunde, da jener Jannäus schon 40 Jahre vor Christi Geburt starb 26). Den herodischen Kin- dermord berührt nur der einzige Macrobius aus dem vier- ten Jahrhundert, doch in einem Zusammenhang, welcher deutlich zeigt, daſs ihm die von Herodes befohlne Ermor- dung seines Sohnes Antipater, der kein Kind mehr war 27), mit dem bethlehemitischen Kindermord, der ihm von christ- licher Seite bekannt geworden sein mochte, zusammen- floſs 28). Mag man nun auch durch die Erinnerung an die geringe Zahl von Knaben des bezeichneten Alters, welche in dem kleinen Bethlehem sich vorfinden mochten, das Auf- fallende jenes Stillschweigens zu vermindern suchen, und ferner bemerken, daſs unter den vielen Greuelthaten des Herodes diese That wie ein Tropfen im Meere verschwun- den sei 29): so ist hiebei das specifisch Abscheuliche des Hinwürgens wenn auch nur weniger unschuldigen Kinder übersehen, um dessen willen diese That, wenn sie wirk- lich vorgefallen war, schwerlich so ganz würde vergessen worden sein 30). — Auch hiezu wird wieder eine Pro- phetenstelle (Jerem. 31, 15.), als eine, durch diesen Kindermord erfüllte Weissagung angeführt (V. 17. 18.), 25) Babylon. Sanhedr. f. 107, 2, bei Lightfoot, horae, S. 207. 26) S. Schöttgen, horae, 2, S. 533. 27) Joseph. Antiq. 17, 7. 28) Macrob. Saturnal. 2, 4: Quum audisset (Augustus) inter pueros, quos in Syria Herodes rex Judaeorum intra bimatum jussit interfici, filium quoque ejus occisum, ait: melius est, Herodis porcum esse quam filium. 29) S. Wetstein, Kuinöl, Olshausen z. d. St. 30) Fritzsche, Comm. in Matth. S. 93 f.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/257>, abgerufen am 22.11.2024.