§. 29. Nähere Umstände der Geburt Jesu sammt der Beschneidung.
Auf die einmal gewählte Grundlage, dass Maria und Joseph als fremde Reisende der Schatzung wegen nach Bethlehem gekommen seien, trägt die Erzählung des Lukas die weiteren Züge folgerecht auf. Wegen des durch die Schatzung verursachten Zusammenflusses vieler Fremden in Bethlehem haben jene beiden im Hause des Gastfreundes keinen Raum, und müssen sich bequemen, in einem Stalle sich einzurichten, wo Maria sofort ihres Erstgeborenen entbunden wird. Aber das auf Erden unter so unschein- baren Umständen in's Dasein getretene Kind ist im Him- mel hoch angesehen: ein Bote von da verkündet Hir- ten, welche nächtlich auf dem Feld ihre Heerden bewa- chen, die Geburt des Messias, und weist sie auf das Kind in der Krippe hin, welches sie, nachdem noch ein Chor himmlischer Heerschaaren mit einem Lobgesang eingefal- len, aufsuchen und finden (2, 6--20.).
Noch weiter haben die apokryphischen Evangelien und die Tradition bei den Kirchenvätern die Geburt Jesu aus- geschmückt. Als nach dem Protevangelium Jacobi1) Jo- seph die Maria auf einem Esel nach Bethlehem zur Schat- zung führt, beginnt sie in der Nähe der Stadt bald trau- rig bald freudig sich zu gebärden, und giebt, hierüber be- fragt, die Auskunft, dass sie (wie einst in Rebekkas Leibe sich zwei feindliche Nationen stiessen, 1. Mos. 25, 23.) zwei Völker, das eine weinend, das andere lachend vor sich se- he, d. h. nach der einen Erklärung 2) die zwei Theile von Israel, davon einem die Erscheinung Jesu (nach Luc. 2, 34.) eis ptosin, dem andern eis anasasin gereichen sollte; nach der andern aber das Volk der Juden, welche Jesum her-
1) Cap. 17 ff. Vgl. Historia de nativ. Mariae et de infantia Ser- vatoris c. 13.
2)Fabricius, im Codex Apocryph. N. T. 1, S. 105. not. y.
Erster Abschnitt.
§. 29. Nähere Umstände der Geburt Jesu sammt der Beschneidung.
Auf die einmal gewählte Grundlage, daſs Maria und Joseph als fremde Reisende der Schatzung wegen nach Bethlehem gekommen seien, trägt die Erzählung des Lukas die weiteren Züge folgerecht auf. Wegen des durch die Schatzung verursachten Zusammenflusses vieler Fremden in Bethlehem haben jene beiden im Hause des Gastfreundes keinen Raum, und müssen sich bequemen, in einem Stalle sich einzurichten, wo Maria sofort ihres Erstgeborenen entbunden wird. Aber das auf Erden unter so unschein- baren Umständen in's Dasein getretene Kind ist im Him- mel hoch angesehen: ein Bote von da verkündet Hir- ten, welche nächtlich auf dem Feld ihre Heerden bewa- chen, die Geburt des Messias, und weist sie auf das Kind in der Krippe hin, welches sie, nachdem noch ein Chor himmlischer Heerschaaren mit einem Lobgesang eingefal- len, aufsuchen und finden (2, 6—20.).
Noch weiter haben die apokryphischen Evangelien und die Tradition bei den Kirchenvätern die Geburt Jesu aus- geschmückt. Als nach dem Protevangelium Jacobi1) Jo- seph die Maria auf einem Esel nach Bethlehem zur Schat- zung führt, beginnt sie in der Nähe der Stadt bald trau- rig bald freudig sich zu gebärden, und giebt, hierüber be- fragt, die Auskunft, daſs sie (wie einst in Rebekkas Leibe sich zwei feindliche Nationen stieſsen, 1. Mos. 25, 23.) zwei Völker, das eine weinend, das andere lachend vor sich se- he, d. h. nach der einen Erklärung 2) die zwei Theile von Israël, davon einem die Erscheinung Jesu (nach Luc. 2, 34.) εἰς πτῶσιν, dem andern εἰς ανάςασιν gereichen sollte; nach der andern aber das Volk der Juden, welche Jesum her-
1) Cap. 17 ff. Vgl. Historia de nativ. Mariae et de infantia Ser- vatoris c. 13.
2)Fabricius, im Codex Apocryph. N. T. 1, S. 105. not. y.
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Erster Abschnitt.
§. 29.
Nähere Umstände der Geburt Jesu sammt der Beschneidung.
Auf die einmal gewählte Grundlage, daſs Maria und
Joseph als fremde Reisende der Schatzung wegen nach
Bethlehem gekommen seien, trägt die Erzählung des Lukas
die weiteren Züge folgerecht auf. Wegen des durch die
Schatzung verursachten Zusammenflusses vieler Fremden in
Bethlehem haben jene beiden im Hause des Gastfreundes
keinen Raum, und müssen sich bequemen, in einem Stalle
sich einzurichten, wo Maria sofort ihres Erstgeborenen
entbunden wird. Aber das auf Erden unter so unschein-
baren Umständen in's Dasein getretene Kind ist im Him-
mel hoch angesehen: ein Bote von da verkündet Hir-
ten, welche nächtlich auf dem Feld ihre Heerden bewa-
chen, die Geburt des Messias, und weist sie auf das Kind
in der Krippe hin, welches sie, nachdem noch ein Chor
himmlischer Heerschaaren mit einem Lobgesang eingefal-
len, aufsuchen und finden (2, 6—20.).
Noch weiter haben die apokryphischen Evangelien und
die Tradition bei den Kirchenvätern die Geburt Jesu aus-
geschmückt. Als nach dem Protevangelium Jacobi 1) Jo-
seph die Maria auf einem Esel nach Bethlehem zur Schat-
zung führt, beginnt sie in der Nähe der Stadt bald trau-
rig bald freudig sich zu gebärden, und giebt, hierüber be-
fragt, die Auskunft, daſs sie (wie einst in Rebekkas Leibe
sich zwei feindliche Nationen stieſsen, 1. Mos. 25, 23.) zwei
Völker, das eine weinend, das andere lachend vor sich se-
he, d. h. nach der einen Erklärung 2) die zwei Theile von
Israël, davon einem die Erscheinung Jesu (nach Luc. 2, 34.)
εἰς πτῶσιν, dem andern εἰς ανάςασιν gereichen sollte; nach
der andern aber das Volk der Juden, welche Jesum her-
1) Cap. 17 ff. Vgl. Historia de nativ. Mariae et de infantia Ser-
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2) Fabricius, im Codex Apocryph. N. T. 1, S. 105. not. y.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/232>, abgerufen am 24.11.2024.
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