Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.Sie saßen noch beim Frühstück mit einander, aber Franzi brachte kaum ein Krümchen über ihre Lippen. Dann stieg er in den Wagen. "Vergiß es nicht; drei Tage!" rief er ihr noch zurück, und fort rollte das Gefährte über die Haide; mit lautem Bellen sprang der Hund voraus. Lange stand sie und blickte mit unbeweglichen Augen hinterher, bis nur noch die dunkle Linie des Steppenzuges sich am Horizonte abhob. Am Nachmittag trat Richard zu seinem Freunde, dem Bürgermeister, in das Zimmer. "Nun, Waldmensch!" rief dieser, ihm drohend die kleine runde Hand entgegenschüttelnd; "was treibst du denn für Streiche?" "Du hast also meinen Brief erhalten?" "Freilich! Wie du Einen alteriren kannst! Es sind natürlich lauter Scherze!" "Ich bin in vollem Ernst zu dir gekommen." "Höchst merkwürdig!" sagte der Bürgermeister; Sie saßen noch beim Frühstück mit einander, aber Franzi brachte kaum ein Krümchen über ihre Lippen. Dann stieg er in den Wagen. „Vergiß es nicht; drei Tage!“ rief er ihr noch zurück, und fort rollte das Gefährte über die Haide; mit lautem Bellen sprang der Hund voraus. Lange stand sie und blickte mit unbeweglichen Augen hinterher, bis nur noch die dunkle Linie des Steppenzuges sich am Horizonte abhob. Am Nachmittag trat Richard zu seinem Freunde, dem Bürgermeister, in das Zimmer. „Nun, Waldmensch!“ rief dieser, ihm drohend die kleine runde Hand entgegenschüttelnd; „was treibst du denn für Streiche?“ „Du hast also meinen Brief erhalten?“ „Freilich! Wie du Einen alteriren kannst! Es sind natürlich lauter Scherze!“ „Ich bin in vollem Ernst zu dir gekommen.“ „Höchst merkwürdig!“ sagte der Bürgermeister; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0099" n="95"/> <p>Sie saßen noch beim Frühstück mit einander, aber Franzi brachte kaum ein Krümchen über ihre Lippen. Dann stieg er in den Wagen. „Vergiß es nicht; drei Tage!“ rief er ihr noch zurück, und fort rollte das Gefährte über die Haide; mit lautem Bellen sprang der Hund voraus.</p> <p>Lange stand sie und blickte mit unbeweglichen Augen hinterher, bis nur noch die dunkle Linie des Steppenzuges sich am Horizonte abhob.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Am Nachmittag trat Richard zu seinem Freunde, dem Bürgermeister, in das Zimmer.</p> <p>„Nun, Waldmensch!“ rief dieser, ihm drohend die kleine runde Hand entgegenschüttelnd; „was treibst du denn für Streiche?“</p> <p>„Du hast also meinen Brief erhalten?“</p> <p>„Freilich! Wie du Einen alteriren kannst! Es sind natürlich lauter Scherze!“</p> <p>„Ich bin in vollem Ernst zu dir gekommen.“</p> <p>„Höchst merkwürdig!“ sagte der Bürgermeister; </p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0099]
Sie saßen noch beim Frühstück mit einander, aber Franzi brachte kaum ein Krümchen über ihre Lippen. Dann stieg er in den Wagen. „Vergiß es nicht; drei Tage!“ rief er ihr noch zurück, und fort rollte das Gefährte über die Haide; mit lautem Bellen sprang der Hund voraus.
Lange stand sie und blickte mit unbeweglichen Augen hinterher, bis nur noch die dunkle Linie des Steppenzuges sich am Horizonte abhob.
Am Nachmittag trat Richard zu seinem Freunde, dem Bürgermeister, in das Zimmer.
„Nun, Waldmensch!“ rief dieser, ihm drohend die kleine runde Hand entgegenschüttelnd; „was treibst du denn für Streiche?“
„Du hast also meinen Brief erhalten?“
„Freilich! Wie du Einen alteriren kannst! Es sind natürlich lauter Scherze!“
„Ich bin in vollem Ernst zu dir gekommen.“
„Höchst merkwürdig!“ sagte der Bürgermeister;
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