Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.sehen; aber morgen oder übermorgen werde sie gewiß schon eine bringen können. Ihre Augen glänzten, ihre Wangen waren heiß. Er ergriff ihre Hand und wollte sie an sich ziehen. "Du hast wohl sehr weit umher gesucht!" sagte er. Aber er fühlte ein leises Widerstreben "O, ziemlich weit! Es war ein wenig feucht, ich muß die Schuhe wechseln" "So thue das erst, komm' aber bald zurück! Ich habe fast um dich gesorgt." "Um mich? Das war nicht nöthig." "Ja, Franzi, wenn man krank im Lehnstuhl sitzt! - Ich hörte schießen, drüben vom Waldwasser her. Hast du es nicht gehört?" "Ich? Nein, ich hörte nichts." Sie hatte im selben Augenblick den Kopf gewandt. "Ich komme gleich zurück," sagte sie, ohne umzusehen, und ging rasch zur Thür hinaus. Als sie gegangen war, kam der Hund herein, der es bald gelernt hatte, mit seiner breiten Pfote die Zimmerthür zu öffnen. Er legte den Kopf aus seines Herrn Schooß und blickte ihn wie fragend mit den sehen; aber morgen oder übermorgen werde sie gewiß schon eine bringen können. Ihre Augen glänzten, ihre Wangen waren heiß. Er ergriff ihre Hand und wollte sie an sich ziehen. „Du hast wohl sehr weit umher gesucht!“ sagte er. Aber er fühlte ein leises Widerstreben „O, ziemlich weit! Es war ein wenig feucht, ich muß die Schuhe wechseln“ „So thue das erst, komm' aber bald zurück! Ich habe fast um dich gesorgt.“ „Um mich? Das war nicht nöthig.“ „Ja, Franzi, wenn man krank im Lehnstuhl sitzt! – Ich hörte schießen, drüben vom Waldwasser her. Hast du es nicht gehört?“ „Ich? Nein, ich hörte nichts.“ Sie hatte im selben Augenblick den Kopf gewandt. „Ich komme gleich zurück,“ sagte sie, ohne umzusehen, und ging rasch zur Thür hinaus. Als sie gegangen war, kam der Hund herein, der es bald gelernt hatte, mit seiner breiten Pfote die Zimmerthür zu öffnen. Er legte den Kopf aus seines Herrn Schooß und blickte ihn wie fragend mit den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="85"/> sehen; aber morgen oder übermorgen werde sie gewiß schon eine bringen können.</p> <p>Ihre Augen glänzten, ihre Wangen waren heiß. Er ergriff ihre Hand und wollte sie an sich ziehen.</p> <p>„Du hast wohl sehr weit umher gesucht!“ sagte er.</p> <p>Aber er fühlte ein leises Widerstreben „O, ziemlich weit! Es war ein wenig feucht, ich muß die Schuhe wechseln“</p> <p>„So thue das erst, komm' aber bald zurück! Ich habe fast um dich gesorgt.“</p> <p>„Um mich? Das war nicht nöthig.“</p> <p>„Ja, Franzi, wenn man krank im Lehnstuhl sitzt! – Ich hörte schießen, drüben vom Waldwasser her. Hast du es nicht gehört?“</p> <p>„Ich? Nein, ich hörte nichts.“ Sie hatte im selben Augenblick den Kopf gewandt. „Ich komme gleich zurück,“ sagte sie, ohne umzusehen, und ging rasch zur Thür hinaus.</p> <p>Als sie gegangen war, kam der Hund herein, der es bald gelernt hatte, mit seiner breiten Pfote die Zimmerthür zu öffnen. Er legte den Kopf aus seines Herrn Schooß und blickte ihn wie fragend mit den </p> </div> </body> </text> </TEI> [85/0089]
sehen; aber morgen oder übermorgen werde sie gewiß schon eine bringen können.
Ihre Augen glänzten, ihre Wangen waren heiß. Er ergriff ihre Hand und wollte sie an sich ziehen.
„Du hast wohl sehr weit umher gesucht!“ sagte er.
Aber er fühlte ein leises Widerstreben „O, ziemlich weit! Es war ein wenig feucht, ich muß die Schuhe wechseln“
„So thue das erst, komm' aber bald zurück! Ich habe fast um dich gesorgt.“
„Um mich? Das war nicht nöthig.“
„Ja, Franzi, wenn man krank im Lehnstuhl sitzt! – Ich hörte schießen, drüben vom Waldwasser her. Hast du es nicht gehört?“
„Ich? Nein, ich hörte nichts.“ Sie hatte im selben Augenblick den Kopf gewandt. „Ich komme gleich zurück,“ sagte sie, ohne umzusehen, und ging rasch zur Thür hinaus.
Als sie gegangen war, kam der Hund herein, der es bald gelernt hatte, mit seiner breiten Pfote die Zimmerthür zu öffnen. Er legte den Kopf aus seines Herrn Schooß und blickte ihn wie fragend mit den
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/89>, abgerufen am 24.07.2024. |