Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875."Ich?" sagte sie. "Wo sollte ich ihn sonst gesehen haben?" "Nun er war so gütig, dich zum Tanz zu laden." "Ach! Tanzen!" Und ein Blitz von heller Jugendlust schoß durch ihre grauen Augen. Er sah sie fast erschrocken an. "Was meinst du, Franzi?" sagte er. "Ich habe ihn natürlich abgewiesen." "Abgewiesen!" wiederholte sie tonlos, und der Glanz in ihren Augen war plötzlich ganz erloschen. "War das nicht recht, Franzi? Soll ich ihn zurückrufen?" Aber sie winkte nur abwehrend mit der Hand. - Ohne ihn anzusehen, doch mit jenem scharfen Klang der Stimme, der sich zum ersten Mal jetzt gegen ihn wandte, fragte sie nach einer Weile: "Hast du je getanzt, Richard?" "Ich, Franzi? Warum fragst du so? - Ja, ich habe einst getanzt." "Nicht wahr, und es ist dir eine Lust gewesen?" „Ich?“ sagte sie. „Wo sollte ich ihn sonst gesehen haben?“ „Nun er war so gütig, dich zum Tanz zu laden.“ „Ach! Tanzen!“ Und ein Blitz von heller Jugendlust schoß durch ihre grauen Augen. Er sah sie fast erschrocken an. „Was meinst du, Franzi?“ sagte er. „Ich habe ihn natürlich abgewiesen.“ „Abgewiesen!“ wiederholte sie tonlos, und der Glanz in ihren Augen war plötzlich ganz erloschen. „War das nicht recht, Franzi? Soll ich ihn zurückrufen?“ Aber sie winkte nur abwehrend mit der Hand. – Ohne ihn anzusehen, doch mit jenem scharfen Klang der Stimme, der sich zum ersten Mal jetzt gegen ihn wandte, fragte sie nach einer Weile: „Hast du je getanzt, Richard?“ „Ich, Franzi? Warum fragst du so? – Ja, ich habe einst getanzt.“ „Nicht wahr, und es ist dir eine Lust gewesen?“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0083" n="79"/> <p>„Ich?“ sagte sie. „Wo sollte ich ihn sonst gesehen haben?“</p> <p>„Nun er war so gütig, dich zum Tanz zu laden.“</p> <p>„Ach! Tanzen!“ Und ein Blitz von heller Jugendlust schoß durch ihre grauen Augen.</p> <p>Er sah sie fast erschrocken an. „Was meinst du, Franzi?“ sagte er. „Ich habe ihn natürlich abgewiesen.“</p> <p>„Abgewiesen!“ wiederholte sie tonlos, und der Glanz in ihren Augen war plötzlich ganz erloschen.</p> <p>„War das nicht recht, Franzi? Soll ich ihn zurückrufen?“</p> <p>Aber sie winkte nur abwehrend mit der Hand. – Ohne ihn anzusehen, doch mit jenem scharfen Klang der Stimme, der sich zum ersten Mal jetzt gegen ihn wandte, fragte sie nach einer Weile: „Hast <hi rendition="#g">du</hi> je getanzt, Richard?“</p> <p>„Ich, Franzi? Warum fragst du so? – Ja, ich habe einst getanzt.“</p> <p>„Nicht wahr, und es ist dir eine Lust gewesen?“</p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0083]
„Ich?“ sagte sie. „Wo sollte ich ihn sonst gesehen haben?“
„Nun er war so gütig, dich zum Tanz zu laden.“
„Ach! Tanzen!“ Und ein Blitz von heller Jugendlust schoß durch ihre grauen Augen.
Er sah sie fast erschrocken an. „Was meinst du, Franzi?“ sagte er. „Ich habe ihn natürlich abgewiesen.“
„Abgewiesen!“ wiederholte sie tonlos, und der Glanz in ihren Augen war plötzlich ganz erloschen.
„War das nicht recht, Franzi? Soll ich ihn zurückrufen?“
Aber sie winkte nur abwehrend mit der Hand. – Ohne ihn anzusehen, doch mit jenem scharfen Klang der Stimme, der sich zum ersten Mal jetzt gegen ihn wandte, fragte sie nach einer Weile: „Hast du je getanzt, Richard?“
„Ich, Franzi? Warum fragst du so? – Ja, ich habe einst getanzt.“
„Nicht wahr, und es ist dir eine Lust gewesen?“
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/83>, abgerufen am 26.07.2024. |