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Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

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in seinem Antlitz lesen; aber sie sagte einfach - und es war der Ton der Dienerin, welche ihrem Herrn eine Bestellung ausrichtet: "Es ist Jemand da, der Sie zu sprechen wünscht."

"Der mich zu sprechen wünscht, Franziska?"

Sie nickte. "Es ist der Vormund, der Schuster," sagte sie beklommen, als fühle sie das Pech an ihren Fingern.

"Ihr Vormund! Was kann der von mir wollen?"

"Ich weiß es nicht; aber ich habe Angst vor ihm."

"So kommen Sie, Franziska!"

Und rasch schritten sie den Weg zurück.

- - Es war ein untersetztes Männlein mit wenig intelligentem, stumpfnasigem Antlitz, das in dem Stübchen der Frau Lewerenz auf sie gewartet hatte. Richard führte ihn nach dem Wohnzimmer hinauf, wohin Franziska schon vorangegangen war.

"Nun, Meister, was wünschen Sie von mir?" sagte er, indem er sich auf den Sessel vor seinem Schreibtisch niederließ.

Der Handwerker, der trotz des angebotenen Stuhles wie verlegen an der Thür stehen blieb, brachte zuerst

in seinem Antlitz lesen; aber sie sagte einfach – und es war der Ton der Dienerin, welche ihrem Herrn eine Bestellung ausrichtet: „Es ist Jemand da, der Sie zu sprechen wünscht.“

„Der mich zu sprechen wünscht, Franziska?“

Sie nickte. „Es ist der Vormund, der Schuster,“ sagte sie beklommen, als fühle sie das Pech an ihren Fingern.

„Ihr Vormund! Was kann der von mir wollen?“

„Ich weiß es nicht; aber ich habe Angst vor ihm.“

„So kommen Sie, Franziska!“

Und rasch schritten sie den Weg zurück.

– – Es war ein untersetztes Männlein mit wenig intelligentem, stumpfnasigem Antlitz, das in dem Stübchen der Frau Lewerenz auf sie gewartet hatte. Richard führte ihn nach dem Wohnzimmer hinauf, wohin Franziska schon vorangegangen war.

„Nun, Meister, was wünschen Sie von mir?“ sagte er, indem er sich auf den Sessel vor seinem Schreibtisch niederließ.

Der Handwerker, der trotz des angebotenen Stuhles wie verlegen an der Thür stehen blieb, brachte zuerst

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[41/0045] in seinem Antlitz lesen; aber sie sagte einfach – und es war der Ton der Dienerin, welche ihrem Herrn eine Bestellung ausrichtet: „Es ist Jemand da, der Sie zu sprechen wünscht.“ „Der mich zu sprechen wünscht, Franziska?“ Sie nickte. „Es ist der Vormund, der Schuster,“ sagte sie beklommen, als fühle sie das Pech an ihren Fingern. „Ihr Vormund! Was kann der von mir wollen?“ „Ich weiß es nicht; aber ich habe Angst vor ihm.“ „So kommen Sie, Franziska!“ Und rasch schritten sie den Weg zurück. – – Es war ein untersetztes Männlein mit wenig intelligentem, stumpfnasigem Antlitz, das in dem Stübchen der Frau Lewerenz auf sie gewartet hatte. Richard führte ihn nach dem Wohnzimmer hinauf, wohin Franziska schon vorangegangen war. „Nun, Meister, was wünschen Sie von mir?“ sagte er, indem er sich auf den Sessel vor seinem Schreibtisch niederließ. Der Handwerker, der trotz des angebotenen Stuhles wie verlegen an der Thür stehen blieb, brachte zuerst

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/45>, abgerufen am 23.11.2024.