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Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

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Als das Vaterunser gesprochen war, und die Menschen sich verlaufen hatten, trat der alte Propst zu uns, die wir noch immer in die Grube starrten. "Es hat eine Ruchlosigkeit sein sollen," sagte er, indem er liebreich unsere Hände faßte. "Laßt uns es anders nehmen! In seiner Jugendzeit, wie Ihr es mir erzähltet, hat der selige Mann die kleine Kunstfigur geschnitzt, und sie hat einst sein Eheglück begründet; später, sein ganzes Leben lang, hat er durch sie, am Feierabend nach der Arbeit, gar manches Menschenherz erheitert, auch manches Gott und den Menschen wohlgefällige Wort der Wahrheit dem kleinen Narren in den Mund gelegt; - ich habe selbst der Sache einmal zugeschaut, da Ihr noch Beide Kinder waret. - Laßt nun das kleine Werk seinem Meister folgen; das stimmt gar wohl zu den Worten unserer heiligen Schrift! Und seid getrost; denn die Guten werden ruhen von ihrer Arbeit."

- Und so geschah es. Still und friedlich gingen wir nach Hause; den kunstreichen Kasperl aber, wie unseren guten Vater Joseph, haben wir niemals wiedergesehen.

Als das Vaterunser gesprochen war, und die Menschen sich verlaufen hatten, trat der alte Propst zu uns, die wir noch immer in die Grube starrten. „Es hat eine Ruchlosigkeit sein sollen,“ sagte er, indem er liebreich unsere Hände faßte. „Laßt uns es anders nehmen! In seiner Jugendzeit, wie Ihr es mir erzähltet, hat der selige Mann die kleine Kunstfigur geschnitzt, und sie hat einst sein Eheglück begründet; später, sein ganzes Leben lang, hat er durch sie, am Feierabend nach der Arbeit, gar manches Menschenherz erheitert, auch manches Gott und den Menschen wohlgefällige Wort der Wahrheit dem kleinen Narren in den Mund gelegt; – ich habe selbst der Sache einmal zugeschaut, da Ihr noch Beide Kinder waret. – Laßt nun das kleine Werk seinem Meister folgen; das stimmt gar wohl zu den Worten unserer heiligen Schrift! Und seid getrost; denn die Guten werden ruhen von ihrer Arbeit.“

– Und so geschah es. Still und friedlich gingen wir nach Hause; den kunstreichen Kasperl aber, wie unseren guten Vater Joseph, haben wir niemals wiedergesehen.

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[218/0222] Als das Vaterunser gesprochen war, und die Menschen sich verlaufen hatten, trat der alte Propst zu uns, die wir noch immer in die Grube starrten. „Es hat eine Ruchlosigkeit sein sollen,“ sagte er, indem er liebreich unsere Hände faßte. „Laßt uns es anders nehmen! In seiner Jugendzeit, wie Ihr es mir erzähltet, hat der selige Mann die kleine Kunstfigur geschnitzt, und sie hat einst sein Eheglück begründet; später, sein ganzes Leben lang, hat er durch sie, am Feierabend nach der Arbeit, gar manches Menschenherz erheitert, auch manches Gott und den Menschen wohlgefällige Wort der Wahrheit dem kleinen Narren in den Mund gelegt; – ich habe selbst der Sache einmal zugeschaut, da Ihr noch Beide Kinder waret. – Laßt nun das kleine Werk seinem Meister folgen; das stimmt gar wohl zu den Worten unserer heiligen Schrift! Und seid getrost; denn die Guten werden ruhen von ihrer Arbeit.“ – Und so geschah es. Still und friedlich gingen wir nach Hause; den kunstreichen Kasperl aber, wie unseren guten Vater Joseph, haben wir niemals wiedergesehen.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/222>, abgerufen am 27.11.2024.