Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

Bild:
<< vorherige Seite

haarklein erzählt, wie Ihr zusammen in der Kiste habt gesessen; aber so leicht wärst du doch nicht von mir fortgekommen!"

Das Lisei sah etwas verlegen vor sich nieder; dann aber fragte sie mich hastig aus nach ihrem Vater. Nachdem ich ihr Bescheid gegeben hatte, erbat ich mir ein paar Bettstücke von der Meisterin, nahm von den meinigen noch etwas hinzu, und trug es selbst hinüber in die Zelle des Gefangenen, wozu ich vorhin von dem Inspector die Erlaubniß erhalten hatte. - So konnten wir, als nun die Nacht herankam, hoffen, daß im warmen Bette und auf dem besten Ruhekissen, das es in der Welt giebt, auch unseren alten Freund in seiner öden Kammer drüben ein sanfter Schlaf erquicken werde.



Am anderen Vormittage, als ich eben, um, zum Herrn Criminalcommissarius zu gehen, auf die Straße trat, kam von drüben der Inspector in seinen Morgenpantoffeln auf mich zugeschritten. "Ihr habt Recht

haarklein erzählt, wie Ihr zusammen in der Kiste habt gesessen; aber so leicht wärst du doch nicht von mir fortgekommen!“

Das Lisei sah etwas verlegen vor sich nieder; dann aber fragte sie mich hastig aus nach ihrem Vater. Nachdem ich ihr Bescheid gegeben hatte, erbat ich mir ein paar Bettstücke von der Meisterin, nahm von den meinigen noch etwas hinzu, und trug es selbst hinüber in die Zelle des Gefangenen, wozu ich vorhin von dem Inspector die Erlaubniß erhalten hatte. – So konnten wir, als nun die Nacht herankam, hoffen, daß im warmen Bette und auf dem besten Ruhekissen, das es in der Welt giebt, auch unseren alten Freund in seiner öden Kammer drüben ein sanfter Schlaf erquicken werde.



Am anderen Vormittage, als ich eben, um, zum Herrn Criminalcommissarius zu gehen, auf die Straße trat, kam von drüben der Inspector in seinen Morgenpantoffeln auf mich zugeschritten. „Ihr habt Recht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0197" n="193"/>
haarklein erzählt, wie Ihr zusammen in der Kiste habt gesessen; aber so leicht wärst du doch nicht von mir fortgekommen!&#x201C;</p>
        <p>Das Lisei sah etwas verlegen vor sich nieder; dann aber fragte sie mich hastig aus nach ihrem Vater. Nachdem ich ihr Bescheid gegeben hatte, erbat ich mir ein paar Bettstücke von der Meisterin, nahm von den meinigen noch etwas hinzu, und trug es selbst hinüber in die Zelle des Gefangenen, wozu ich vorhin von dem Inspector die Erlaubniß erhalten hatte. &#x2013; So konnten wir, als nun die Nacht herankam, hoffen, daß im warmen Bette und auf dem besten Ruhekissen, das es in der Welt giebt, auch unseren alten Freund in seiner öden Kammer drüben ein sanfter Schlaf erquicken werde.</p>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Am anderen Vormittage, als ich eben, um, zum Herrn Criminalcommissarius zu gehen, auf die Straße trat, kam von drüben der Inspector in seinen Morgenpantoffeln auf mich zugeschritten. &#x201E;Ihr habt Recht
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0197] haarklein erzählt, wie Ihr zusammen in der Kiste habt gesessen; aber so leicht wärst du doch nicht von mir fortgekommen!“ Das Lisei sah etwas verlegen vor sich nieder; dann aber fragte sie mich hastig aus nach ihrem Vater. Nachdem ich ihr Bescheid gegeben hatte, erbat ich mir ein paar Bettstücke von der Meisterin, nahm von den meinigen noch etwas hinzu, und trug es selbst hinüber in die Zelle des Gefangenen, wozu ich vorhin von dem Inspector die Erlaubniß erhalten hatte. – So konnten wir, als nun die Nacht herankam, hoffen, daß im warmen Bette und auf dem besten Ruhekissen, das es in der Welt giebt, auch unseren alten Freund in seiner öden Kammer drüben ein sanfter Schlaf erquicken werde. Am anderen Vormittage, als ich eben, um, zum Herrn Criminalcommissarius zu gehen, auf die Straße trat, kam von drüben der Inspector in seinen Morgenpantoffeln auf mich zugeschritten. „Ihr habt Recht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource (Waldwinkel, Pole Poppenspäler).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/197
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/197>, abgerufen am 24.11.2024.