Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

Bild:
<< vorherige Seite

Quartier, um Band und Nagel zu holen; er macht's halt firti für heunt Abend."

"Bist du denn ganz allein hier, Lisei?"

- "O nei; du bist ja aa no da!"

"Ich meine," sagte ich, "ob nicht deine Mutter oben auf dem Saal ist?"

Nein, die Mutter saß in der Herberge und besserte die Puppenkleider aus; das Lisei war hier ganz allein.

"Hör'," begann ich wieder, "du könntest mir einen Gefallen thun; es ist unter Euern Puppen einer, der heißt Kasperl; den möcht ich gar zu gern einmal in der Nähe sehen."

"Den Wurst'l meinst?" sagte Lisei, und schien sich eine Weile zu bedenken. "Nu, es ging scho; aber g'schwind mußt sein, eh' denn der Vater wieder da ist!"

Mit diesen Worten waren wir schon ins Haus getreten und liefen eilig die steile Wendeltreppe hinauf. - Es war fast dunkel in dem großen Saale; denn die Fenster, welche sämmtlich nach dem Hofe hinaus lagen, waren von der Bühne verdeckt; nur

Quartier, um Band und Nagel zu holen; er macht’s halt firti für heunt Abend.“

„Bist du denn ganz allein hier, Lisei?“

– „O nei; du bist ja aa no da!“

„Ich meine,“ sagte ich, „ob nicht deine Mutter oben auf dem Saal ist?“

Nein, die Mutter saß in der Herberge und besserte die Puppenkleider aus; das Lisei war hier ganz allein.

„Hör’,“ begann ich wieder, „du könntest mir einen Gefallen thun; es ist unter Euern Puppen einer, der heißt Kasperl; den möcht ich gar zu gern einmal in der Nähe sehen.“

„Den Wurst’l meinst?“ sagte Lisei, und schien sich eine Weile zu bedenken. „Nu, es ging scho; aber g’schwind mußt sein, eh’ denn der Vater wieder da ist!“

Mit diesen Worten waren wir schon ins Haus getreten und liefen eilig die steile Wendeltreppe hinauf. – Es war fast dunkel in dem großen Saale; denn die Fenster, welche sämmtlich nach dem Hofe hinaus lagen, waren von der Bühne verdeckt; nur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="141"/>
Quartier, um Band und Nagel zu holen; er macht&#x2019;s halt firti für heunt Abend.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Bist du denn ganz allein hier, Lisei?&#x201C;</p>
        <p>&#x2013; &#x201E;O nei; du bist ja aa no da!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich meine,&#x201C; sagte ich, &#x201E;ob nicht deine Mutter oben auf dem Saal ist?&#x201C;</p>
        <p>Nein, die Mutter saß in der Herberge und besserte die Puppenkleider aus; das Lisei war hier ganz allein.</p>
        <p>&#x201E;Hör&#x2019;,&#x201C; begann ich wieder, &#x201E;du könntest mir einen Gefallen thun; es ist unter Euern Puppen einer, der heißt Kasperl; den möcht ich gar zu gern einmal in der Nähe sehen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Den Wurst&#x2019;l meinst?&#x201C; sagte Lisei, und schien sich eine Weile zu bedenken. &#x201E;Nu, es ging scho; aber g&#x2019;schwind mußt sein, eh&#x2019; denn der Vater wieder da ist!&#x201C;</p>
        <p>Mit diesen Worten waren wir schon ins Haus getreten und liefen eilig die steile Wendeltreppe hinauf. &#x2013; Es war fast dunkel in dem großen Saale; denn die Fenster, welche sämmtlich nach dem Hofe hinaus lagen, waren von der Bühne verdeckt; nur
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0145] Quartier, um Band und Nagel zu holen; er macht’s halt firti für heunt Abend.“ „Bist du denn ganz allein hier, Lisei?“ – „O nei; du bist ja aa no da!“ „Ich meine,“ sagte ich, „ob nicht deine Mutter oben auf dem Saal ist?“ Nein, die Mutter saß in der Herberge und besserte die Puppenkleider aus; das Lisei war hier ganz allein. „Hör’,“ begann ich wieder, „du könntest mir einen Gefallen thun; es ist unter Euern Puppen einer, der heißt Kasperl; den möcht ich gar zu gern einmal in der Nähe sehen.“ „Den Wurst’l meinst?“ sagte Lisei, und schien sich eine Weile zu bedenken. „Nu, es ging scho; aber g’schwind mußt sein, eh’ denn der Vater wieder da ist!“ Mit diesen Worten waren wir schon ins Haus getreten und liefen eilig die steile Wendeltreppe hinauf. – Es war fast dunkel in dem großen Saale; denn die Fenster, welche sämmtlich nach dem Hofe hinaus lagen, waren von der Bühne verdeckt; nur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource (Waldwinkel, Pole Poppenspäler).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/145
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/145>, abgerufen am 02.05.2024.