Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.ein Schwärmer!" sagte er; "es ist doch seltsam, daß Eure Sorte immer - -" Aber Richard ergriff den kleinen guten Mann bei beiden Händen. "Du disputirst sie mir nicht ab," sagte er innig. "Laß gut sein, Fritz; sprich lieber, wie steht es mit dem Herrn Magister?" "Er sitzt!" erwiederte der Bürgermeister mit einem höchst fröhlichen Erwachen feiner Stimme. "Aber sein Proceß?" "Still; weck' ihn nicht! Der schläft." "Und Franziska?" "Wird nicht mehr beunruhigt werden. Die Acten sind eingesandt; das Urthel kommt schon zu seiner Zeit." "Nun, Fritz, so hilf mir und laß uns Alles rasch besorgen!" - - Und Alles wurde besorgt; schon am nächsten Vormittage hatte Richard die Licenz und alle nöthigen Scheine in seinen Händen. Es war sein Plan gewesen, die Reise noch auf jene Großstadt auszudehnen; aber wieder befiel ihn eine fast angstvolle Sehnsucht und trieb ihn nach dem Wald zurück; die beabsichtigten ein Schwärmer!“ sagte er; „es ist doch seltsam, daß Eure Sorte immer – –“ Aber Richard ergriff den kleinen guten Mann bei beiden Händen. „Du disputirst sie mir nicht ab,“ sagte er innig. „Laß gut sein, Fritz; sprich lieber, wie steht es mit dem Herrn Magister?“ „Er sitzt!“ erwiederte der Bürgermeister mit einem höchst fröhlichen Erwachen feiner Stimme. „Aber sein Proceß?“ „Still; weck' ihn nicht! Der schläft.“ „Und Franziska?“ „Wird nicht mehr beunruhigt werden. Die Acten sind eingesandt; das Urthel kommt schon zu seiner Zeit.“ „Nun, Fritz, so hilf mir und laß uns Alles rasch besorgen!“ – – Und Alles wurde besorgt; schon am nächsten Vormittage hatte Richard die Licenz und alle nöthigen Scheine in seinen Händen. Es war sein Plan gewesen, die Reise noch auf jene Großstadt auszudehnen; aber wieder befiel ihn eine fast angstvolle Sehnsucht und trieb ihn nach dem Wald zurück; die beabsichtigten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0101" n="97"/> ein Schwärmer!“ sagte er; „es ist doch seltsam, daß Eure Sorte immer – –“</p> <p>Aber Richard ergriff den kleinen guten Mann bei beiden Händen. „Du disputirst sie mir nicht ab,“ sagte er innig. „Laß gut sein, Fritz; sprich lieber, wie steht es mit dem Herrn Magister?“</p> <p>„Er sitzt!“ erwiederte der Bürgermeister mit einem höchst fröhlichen Erwachen feiner Stimme.</p> <p>„Aber sein Proceß?“</p> <p>„Still; weck' ihn nicht! Der schläft.“</p> <p>„Und Franziska?“</p> <p>„Wird nicht mehr beunruhigt werden. Die Acten sind eingesandt; das Urthel kommt schon zu seiner Zeit.“</p> <p>„Nun, Fritz, so hilf mir und laß uns Alles rasch besorgen!“</p> <p>– – Und Alles wurde besorgt; schon am nächsten Vormittage hatte Richard die Licenz und alle nöthigen Scheine in seinen Händen. Es war sein Plan gewesen, die Reise noch auf jene Großstadt auszudehnen; aber wieder befiel ihn eine fast angstvolle Sehnsucht und trieb ihn nach dem Wald zurück; die beabsichtigten </p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0101]
ein Schwärmer!“ sagte er; „es ist doch seltsam, daß Eure Sorte immer – –“
Aber Richard ergriff den kleinen guten Mann bei beiden Händen. „Du disputirst sie mir nicht ab,“ sagte er innig. „Laß gut sein, Fritz; sprich lieber, wie steht es mit dem Herrn Magister?“
„Er sitzt!“ erwiederte der Bürgermeister mit einem höchst fröhlichen Erwachen feiner Stimme.
„Aber sein Proceß?“
„Still; weck' ihn nicht! Der schläft.“
„Und Franziska?“
„Wird nicht mehr beunruhigt werden. Die Acten sind eingesandt; das Urthel kommt schon zu seiner Zeit.“
„Nun, Fritz, so hilf mir und laß uns Alles rasch besorgen!“
– – Und Alles wurde besorgt; schon am nächsten Vormittage hatte Richard die Licenz und alle nöthigen Scheine in seinen Händen. Es war sein Plan gewesen, die Reise noch auf jene Großstadt auszudehnen; aber wieder befiel ihn eine fast angstvolle Sehnsucht und trieb ihn nach dem Wald zurück; die beabsichtigten
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/101>, abgerufen am 23.07.2024. |