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Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

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Händen in die Luft. "Nichts, nichts, Hauke;
da sind zu viele Ratten in Euren Gräben;
Gott tröst' mich; man muß sich anders nähren!"
Und somit drängte sie sich in den Menschenhaufen
und bot wieder ihren Schnaps und ihre Honig-
kuchen an.

Die Sonne war endlich schon hinter den Deich
hinabgesunken; statt ihrer glimmte ein rothvioletter
Schimmer empor; mitunter flogen schwarze Krähen
vorüber und waren auf Augenblicke wie vergoldet,
es wurde Abend. Auf den Fennen aber rückte
der dunkle Menschentrupp noch immer weiter von
den schwarzen schon fern liegenden Häusern nach
der Tonne zu; ein besonders tüchtiger Wurf mußte
sie jetzt erreichen können. Die Marschleute waren
an der Reihe; Hauke sollte werfen.

Die kreidige Tonne zeichnete sich weiß in
dem breiten Abendschatten, der jetzt von dem
Deiche über die Fläche fiel. "Die werdet Ihr
uns diesmal wohl noch lassen!" rief einer von den
Geestleuten; denn es ging scharf her; sie waren
um mindestens ein halb Stieg Fuß im Vortheil.

Die hagere Gestalt des Genannten trat eben
aus der Menge; die grauen Augen sahen aus dem

Händen in die Luft. „Nichts, nichts, Hauke;
da ſind zu viele Ratten in Euren Gräben;
Gott tröſt' mich; man muß ſich anders nähren!”
Und ſomit drängte ſie ſich in den Menſchenhaufen
und bot wieder ihren Schnaps und ihre Honig-
kuchen an.

Die Sonne war endlich ſchon hinter den Deich
hinabgeſunken; ſtatt ihrer glimmte ein rothvioletter
Schimmer empor; mitunter flogen ſchwarze Krähen
vorüber und waren auf Augenblicke wie vergoldet,
es wurde Abend. Auf den Fennen aber rückte
der dunkle Menſchentrupp noch immer weiter von
den ſchwarzen ſchon fern liegenden Häuſern nach
der Tonne zu; ein beſonders tüchtiger Wurf mußte
ſie jetzt erreichen können. Die Marſchleute waren
an der Reihe; Hauke ſollte werfen.

Die kreidige Tonne zeichnete ſich weiß in
dem breiten Abendſchatten, der jetzt von dem
Deiche über die Fläche fiel. „Die werdet Ihr
uns diesmal wohl noch laſſen!” rief einer von den
Geeſtleuten; denn es ging ſcharf her; ſie waren
um mindeſtens ein halb Stieg Fuß im Vortheil.

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[64/0076] Händen in die Luft. „Nichts, nichts, Hauke; da ſind zu viele Ratten in Euren Gräben; Gott tröſt' mich; man muß ſich anders nähren!” Und ſomit drängte ſie ſich in den Menſchenhaufen und bot wieder ihren Schnaps und ihre Honig- kuchen an. Die Sonne war endlich ſchon hinter den Deich hinabgeſunken; ſtatt ihrer glimmte ein rothvioletter Schimmer empor; mitunter flogen ſchwarze Krähen vorüber und waren auf Augenblicke wie vergoldet, es wurde Abend. Auf den Fennen aber rückte der dunkle Menſchentrupp noch immer weiter von den ſchwarzen ſchon fern liegenden Häuſern nach der Tonne zu; ein beſonders tüchtiger Wurf mußte ſie jetzt erreichen können. Die Marſchleute waren an der Reihe; Hauke ſollte werfen. Die kreidige Tonne zeichnete ſich weiß in dem breiten Abendſchatten, der jetzt von dem Deiche über die Fläche fiel. „Die werdet Ihr uns diesmal wohl noch laſſen!” rief einer von den Geeſtleuten; denn es ging ſcharf her; ſie waren um mindeſtens ein halb Stieg Fuß im Vortheil. Die hagere Geſtalt des Genannten trat eben aus der Menge; die grauen Augen ſahen aus dem

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/76>, abgerufen am 22.11.2024.