mit ihren runden Waden auf der alten gelben Stute sitzt, hü hopp? so geht' allemal schräg an der Dossirung den Deich hinan!"
Hauke bemerkte erst jetzt, daß Elke ihre klugen Augen auf ihn gerichtet hatte und leise ihren Kopf schüttelte.
Er schwieg; aber ein Faustschlag, den der Alte auf den Tisch that, dröhnte ihm in die Ohren, "da soll das Wetter dreinschlagen!" rief er, und Hauke erschrak beinahe über die Bärenstimme, die plötzlich hier hervorbrach: "Zur Brüche! Notir' mir das dicke Mensch zur Brüche, Hauke! Die Dirne hat mir im letzten Sommer drei junge Enten weg- gefangen! Ja, ja, notir' nur," wiederholte er, als Hauke zögerte; "ich glaub' sogar, es waren vier!"
"Ei, Vater," sagte Elke, "war's nicht die Otter, die die Enten nahm?"
"Eine große Otter!" rief der Alte schnaufend; "werd' doch die dicke Vollina und Otter aus- einander kennen! Nein, nein, vier Enten, Hauke -- Aber was Du im Uebrigen schwatzest, der Herr Oberdeichgraf und ich, nachdem wir zusammen in meinem Hause hier gefrühstückt hatten, sind im Frühjahr an Deinem Unkraut und an Deiner
mit ihren runden Waden auf der alten gelben Stute ſitzt, hü hopp? ſo geht' allemal ſchräg an der Doſſirung den Deich hinan!”
Hauke bemerkte erſt jetzt, daß Elke ihre klugen Augen auf ihn gerichtet hatte und leiſe ihren Kopf ſchüttelte.
Er ſchwieg; aber ein Fauſtſchlag, den der Alte auf den Tiſch that, dröhnte ihm in die Ohren, „da ſoll das Wetter dreinſchlagen!” rief er, und Hauke erſchrak beinahe über die Bärenſtimme, die plötzlich hier hervorbrach: „Zur Brüche! Notir' mir das dicke Menſch zur Brüche, Hauke! Die Dirne hat mir im letzten Sommer drei junge Enten weg- gefangen! Ja, ja, notir' nur,” wiederholte er, als Hauke zögerte; „ich glaub' ſogar, es waren vier!”
„Ei, Vater,” ſagte Elke, „war's nicht die Otter, die die Enten nahm?”
„Eine große Otter!” rief der Alte ſchnaufend; „werd' doch die dicke Vollina und Otter aus- einander kennen! Nein, nein, vier Enten, Hauke — Aber was Du im Uebrigen ſchwatzeſt, der Herr Oberdeichgraf und ich, nachdem wir zuſammen in meinem Hauſe hier gefrühſtückt hatten, ſind im Frühjahr an Deinem Unkraut und an Deiner
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mit ihren runden Waden auf der alten gelben Stute
ſitzt, hü hopp? ſo geht' allemal ſchräg an der
Doſſirung den Deich hinan!”
Hauke bemerkte erſt jetzt, daß Elke ihre klugen
Augen auf ihn gerichtet hatte und leiſe ihren Kopf
ſchüttelte.
Er ſchwieg; aber ein Fauſtſchlag, den der Alte
auf den Tiſch that, dröhnte ihm in die Ohren,
„da ſoll das Wetter dreinſchlagen!” rief er, und
Hauke erſchrak beinahe über die Bärenſtimme, die
plötzlich hier hervorbrach: „Zur Brüche! Notir' mir
das dicke Menſch zur Brüche, Hauke! Die Dirne
hat mir im letzten Sommer drei junge Enten weg-
gefangen! Ja, ja, notir' nur,” wiederholte er, als
Hauke zögerte; „ich glaub' ſogar, es waren vier!”
„Ei, Vater,” ſagte Elke, „war's nicht die
Otter, die die Enten nahm?”
„Eine große Otter!” rief der Alte ſchnaufend;
„werd' doch die dicke Vollina und Otter aus-
einander kennen! Nein, nein, vier Enten, Hauke —
Aber was Du im Uebrigen ſchwatzeſt, der Herr
Oberdeichgraf und ich, nachdem wir zuſammen in
meinem Hauſe hier gefrühſtückt hatten, ſind im
Frühjahr an Deinem Unkraut und an Deiner
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin)… [mehr]
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin), April/Mai 1888. Erste Buchausgabe Berlin: Paetel 1888, diese wurde für das DTA zur Digitalisierung herangezogen.
Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/60>, abgerufen am 16.02.2025.
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