durch die Zähne, "dazu hat sie von der Geest sich Lehm und Steine hergeschleppt! Aber dann kommt sie in den Binnenweg; -- hat sie denn Concession?"
"Weiß ich nicht," meinte Elke; aber er hatte das letzte Wort so laut gesprochen, daß der Deich- graf aus seinem Schlummer auffuhr. "Was Con- cession?" frug er und sah fast wild von Einem zu der Andern. "Was soll die Concession?"
Als aber Hauke ihm dann die Sache vor- getragen hatte, klopfte er ihm lachend auf die Schulter: "Ei was, der Binnenweg ist breit genug; Gott tröst' den Deichgrafen, sollt' er sich auch noch um die Entenställe kümmern!"
Hauke fiel es aufs Herz, daß er die Alte mit ihren jungen Enten den Ratten sollte preisgegeben haben, und er ließ sich mit dem Einwand ab- finden. "Aber uns' Weerth," begann er wieder, "es thät' wohl Dem und Jenem ein kleiner Zwicker gut, und wollet Ihr ihn nicht selber greifen, so zwicket den Gevollmächtigten, der auf die Deichordnung passen soll!"
"Wie, was sagt der Junge?" und der Deich- graf setzte sich vollends auf, und Elke ließ ihren
durch die Zähne, „dazu hat ſie von der Geeſt ſich Lehm und Steine hergeſchleppt! Aber dann kommt ſie in den Binnenweg; — hat ſie denn Conceſſion?”
„Weiß ich nicht,” meinte Elke; aber er hatte das letzte Wort ſo laut geſprochen, daß der Deich- graf aus ſeinem Schlummer auffuhr. „Was Con- ceſſion?” frug er und ſah faſt wild von Einem zu der Andern. „Was ſoll die Conceſſion?”
Als aber Hauke ihm dann die Sache vor- getragen hatte, klopfte er ihm lachend auf die Schulter: „Ei was, der Binnenweg iſt breit genug; Gott tröſt' den Deichgrafen, ſollt' er ſich auch noch um die Entenſtälle kümmern!”
Hauke fiel es aufs Herz, daß er die Alte mit ihren jungen Enten den Ratten ſollte preisgegeben haben, und er ließ ſich mit dem Einwand ab- finden. „Aber unſ' Weerth,” begann er wieder, „es thät' wohl Dem und Jenem ein kleiner Zwicker gut, und wollet Ihr ihn nicht ſelber greifen, ſo zwicket den Gevollmächtigten, der auf die Deichordnung paſſen ſoll!”
„Wie, was ſagt der Junge?” und der Deich- graf ſetzte ſich vollends auf, und Elke ließ ihren
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durch die Zähne, „dazu hat ſie von der Geeſt
ſich Lehm und Steine hergeſchleppt! Aber dann
kommt ſie in den Binnenweg; — hat ſie denn
Conceſſion?”
„Weiß ich nicht,” meinte Elke; aber er hatte
das letzte Wort ſo laut geſprochen, daß der Deich-
graf aus ſeinem Schlummer auffuhr. „Was Con-
ceſſion?” frug er und ſah faſt wild von Einem zu
der Andern. „Was ſoll die Conceſſion?”
Als aber Hauke ihm dann die Sache vor-
getragen hatte, klopfte er ihm lachend auf die
Schulter: „Ei was, der Binnenweg iſt breit genug;
Gott tröſt' den Deichgrafen, ſollt' er ſich auch
noch um die Entenſtälle kümmern!”
Hauke fiel es aufs Herz, daß er die Alte mit
ihren jungen Enten den Ratten ſollte preisgegeben
haben, und er ließ ſich mit dem Einwand ab-
finden. „Aber unſ' Weerth,” begann er wieder,
„es thät' wohl Dem und Jenem ein kleiner
Zwicker gut, und wollet Ihr ihn nicht ſelber
greifen, ſo zwicket den Gevollmächtigten, der auf
die Deichordnung paſſen ſoll!”
„Wie, was ſagt der Junge?” und der Deich-
graf ſetzte ſich vollends auf, und Elke ließ ihren
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin)… [mehr]
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin), April/Mai 1888. Erste Buchausgabe Berlin: Paetel 1888, diese wurde für das DTA zur Digitalisierung herangezogen.
Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/58>, abgerufen am 24.07.2024.
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