da rede: "Was ist das?" sagte er; "Kind, was sprichst Du da?"
Aber Elke zog an einem schwarzen Bändchen einen blinkenden Goldring aus ihrem Mieder: "Ich bin verlobt, Pathe Manners," sagte sie; "hier ist der Ring, und Hauke Haien ist mein Bräutigam."
-- "Und wann -- ich darf's wohl fragen, da ich Dich aus der Taufe hob, Elke Volkerts -- wann ist denn das passirt?"
-- "Das war schon vor geraumer Zeit; doch war ich mündig, Pathe Manners," sagte sie; "mein Vater war schon hinfällig worden, und da ich ihn kannte, so wollt' ich ihn nicht mehr damit beunruhigen; itzt, da er bei Gott ist, wird er ein- sehen, daß sein Kind bei diesem Manne wohl ge- borgen ist. Ich hätte es auch das Trauerjahr hindurch schon ausgeschwiegen; jetzt aber, um Hauke's und um des Kooges willen, hab' ich reden müssen." Und zum Oberdeichgrafen gewandt, setzte sie hinzu: "Euer Gnaden wollen mir das verzeihen!"
Die drei Männer sahen sich an; der Pastor lachte, der alte Gevollmächtigte ließ es bei einem "Hmm, Hmm!" bewenden, während der Oberdeich-
da rede: „Was iſt das?” ſagte er; „Kind, was ſprichſt Du da?”
Aber Elke zog an einem ſchwarzen Bändchen einen blinkenden Goldring aus ihrem Mieder: „Ich bin verlobt, Pathe Manners,” ſagte ſie; „hier iſt der Ring, und Hauke Haien iſt mein Bräutigam.”
— „Und wann — ich darf's wohl fragen, da ich Dich aus der Taufe hob, Elke Volkerts — wann iſt denn das paſſirt?”
— „Das war ſchon vor geraumer Zeit; doch war ich mündig, Pathe Manners,” ſagte ſie; „mein Vater war ſchon hinfällig worden, und da ich ihn kannte, ſo wollt' ich ihn nicht mehr damit beunruhigen; itzt, da er bei Gott iſt, wird er ein- ſehen, daß ſein Kind bei dieſem Manne wohl ge- borgen iſt. Ich hätte es auch das Trauerjahr hindurch ſchon ausgeſchwiegen; jetzt aber, um Hauke's und um des Kooges willen, hab' ich reden müſſen.” Und zum Oberdeichgrafen gewandt, ſetzte ſie hinzu: „Euer Gnaden wollen mir das verzeihen!”
Die drei Männer ſahen ſich an; der Paſtor lachte, der alte Gevollmächtigte ließ es bei einem „Hmm, Hmm!” bewenden, während der Oberdeich-
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da rede: „Was iſt das?” ſagte er; „Kind, was
ſprichſt Du da?”
Aber Elke zog an einem ſchwarzen Bändchen
einen blinkenden Goldring aus ihrem Mieder:
„Ich bin verlobt, Pathe Manners,” ſagte ſie;
„hier iſt der Ring, und Hauke Haien iſt mein
Bräutigam.”
— „Und wann — ich darf's wohl fragen, da
ich Dich aus der Taufe hob, Elke Volkerts —
wann iſt denn das paſſirt?”
— „Das war ſchon vor geraumer Zeit; doch
war ich mündig, Pathe Manners,” ſagte ſie;
„mein Vater war ſchon hinfällig worden, und da
ich ihn kannte, ſo wollt' ich ihn nicht mehr damit
beunruhigen; itzt, da er bei Gott iſt, wird er ein-
ſehen, daß ſein Kind bei dieſem Manne wohl ge-
borgen iſt. Ich hätte es auch das Trauerjahr
hindurch ſchon ausgeſchwiegen; jetzt aber, um
Hauke's und um des Kooges willen, hab' ich reden
müſſen.” Und zum Oberdeichgrafen gewandt, ſetzte
ſie hinzu: „Euer Gnaden wollen mir das verzeihen!”
Die drei Männer ſahen ſich an; der Paſtor
lachte, der alte Gevollmächtigte ließ es bei einem
„Hmm, Hmm!” bewenden, während der Oberdeich-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin)… [mehr]
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin), April/Mai 1888. Erste Buchausgabe Berlin: Paetel 1888, diese wurde für das DTA zur Digitalisierung herangezogen.
Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/108>, abgerufen am 16.02.2025.
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