Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.Mein Haus steht auf dem Lande, in einer holzreichen Gegend zwischen einem Kirchdorf und einem kleinen, in breiten Kastanien-Alleen fast vergrabenen Orte, welcher allmälig um einen Gutshof aufgewachsen ist, von beiden kaum zehn Minuten fern. Fast täglich mache ich nach rechts oder links meinen Spaziergang, und im Frühling und Sommer ergötzt mich dann das Leben, das hier aus den Bauerngehöften, im Orte aus den kleinen Häusern der dort wohnenden Handwerker oder Handelsleute auf den Weg oder in die Vorgärten hinaus dringt; die Kinder des Gutsortes und ich, wir grüßen uns allzeit ganz vertraulich; um Weihnachten aber beehren sie mich von beiden Seiten, sei es als "ruge Klas" oder als "Kasper und Melcher aus dem Morgenland", und sind freundschaftlicher Behandlung sicher. Deshalb plagte mich ein Haus am Ende des Gutsortes; ich selber hatte es theilweis bauen sehen, Mein Haus steht auf dem Lande, in einer holzreichen Gegend zwischen einem Kirchdorf und einem kleinen, in breiten Kastanien-Alleen fast vergrabenen Orte, welcher allmälig um einen Gutshof aufgewachsen ist, von beiden kaum zehn Minuten fern. Fast täglich mache ich nach rechts oder links meinen Spaziergang, und im Frühling und Sommer ergötzt mich dann das Leben, das hier aus den Bauerngehöften, im Orte aus den kleinen Häusern der dort wohnenden Handwerker oder Handelsleute auf den Weg oder in die Vorgärten hinaus dringt; die Kinder des Gutsortes und ich, wir grüßen uns allzeit ganz vertraulich; um Weihnachten aber beehren sie mich von beiden Seiten, sei es als „ruge Klas“ oder als „Kasper und Melcher aus dem Morgenland“, und sind freundschaftlicher Behandlung sicher. Deshalb plagte mich ein Haus am Ende des Gutsortes; ich selber hatte es theilweis bauen sehen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0007" n="3"/> <p>Mein Haus steht auf dem Lande, in einer holzreichen Gegend zwischen einem Kirchdorf und einem kleinen, in breiten Kastanien-Alleen fast vergrabenen Orte, welcher allmälig um einen Gutshof aufgewachsen ist, von beiden kaum zehn Minuten fern. Fast täglich mache ich nach rechts oder links meinen Spaziergang, und im Frühling und Sommer ergötzt mich dann das Leben, das hier aus den Bauerngehöften, im Orte aus den kleinen Häusern der dort wohnenden Handwerker oder Handelsleute auf den Weg oder in die Vorgärten hinaus dringt; die Kinder des Gutsortes und ich, wir grüßen uns allzeit ganz vertraulich; um Weihnachten aber beehren sie mich von beiden Seiten, sei es als „ruge Klas“ oder als „Kasper und Melcher aus dem Morgenland“, und sind freundschaftlicher Behandlung sicher.</p> <p>Deshalb plagte mich ein Haus am Ende des Gutsortes; ich selber hatte es theilweis bauen sehen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [3/0007]
Mein Haus steht auf dem Lande, in einer holzreichen Gegend zwischen einem Kirchdorf und einem kleinen, in breiten Kastanien-Alleen fast vergrabenen Orte, welcher allmälig um einen Gutshof aufgewachsen ist, von beiden kaum zehn Minuten fern. Fast täglich mache ich nach rechts oder links meinen Spaziergang, und im Frühling und Sommer ergötzt mich dann das Leben, das hier aus den Bauerngehöften, im Orte aus den kleinen Häusern der dort wohnenden Handwerker oder Handelsleute auf den Weg oder in die Vorgärten hinaus dringt; die Kinder des Gutsortes und ich, wir grüßen uns allzeit ganz vertraulich; um Weihnachten aber beehren sie mich von beiden Seiten, sei es als „ruge Klas“ oder als „Kasper und Melcher aus dem Morgenland“, und sind freundschaftlicher Behandlung sicher.
Deshalb plagte mich ein Haus am Ende des Gutsortes; ich selber hatte es theilweis bauen sehen,
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/7>, abgerufen am 16.02.2025. |