Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.bestelle mir sogleich Ambrosius, meinen alten Diener; laß unten in meinem Gemach den Priester mich erwarten!" Im Hofe zu Dorning saß gegen Abend des nächsten Tages der Ritter Rolf Lembeck unter der Burglinde. - Er war allein; noch am Tage seiner Rückkunft, als vorher die Pappel und sein Glück gefällt worden, hatte Frau Wulfhild eilig nach ihrem Hof in Holstein müssen: zwischen Meyer und Gesinde, so hatte sie gesagt, sei Unfriede ausgebrochen und die Gegenwart der Herrin nöthig worden. Aber es lag wohl Tieferes am Grunde; im Augenblick der Abreise hatte Rolf einen Zug wie von versteinertem Entsetzen in ihrem Antlitz wahrgenommen; die Leidenschaft zu ihrem Eheherrn schien völlig ausgelöscht. Nach ihrer Abfahrt hatte der Junker Bookwald ihm geplaudert: es heiße, Hans Pogwisch, des Ritters Vorwirth, sei nicht durch seine Wunde, er sei durch Gift vom Leben in den Tod gekommen; so werd' in der Gesindestub' geredet; woher es komme, wiss' er nicht; als aber die Schürzenmagd es an die Frau bestelle mir sogleich Ambrosius, meinen alten Diener; laß unten in meinem Gemach den Priester mich erwarten!“ Im Hofe zu Dorning saß gegen Abend des nächsten Tages der Ritter Rolf Lembeck unter der Burglinde. – Er war allein; noch am Tage seiner Rückkunft, als vorher die Pappel und sein Glück gefällt worden, hatte Frau Wulfhild eilig nach ihrem Hof in Holstein müssen: zwischen Meyer und Gesinde, so hatte sie gesagt, sei Unfriede ausgebrochen und die Gegenwart der Herrin nöthig worden. Aber es lag wohl Tieferes am Grunde; im Augenblick der Abreise hatte Rolf einen Zug wie von versteinertem Entsetzen in ihrem Antlitz wahrgenommen; die Leidenschaft zu ihrem Eheherrn schien völlig ausgelöscht. Nach ihrer Abfahrt hatte der Junker Bookwald ihm geplaudert: es heiße, Hans Pogwisch, des Ritters Vorwirth, sei nicht durch seine Wunde, er sei durch Gift vom Leben in den Tod gekommen; so werd’ in der Gesindestub’ geredet; woher es komme, wiss’ er nicht; als aber die Schürzenmagd es an die Frau <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0209" n="205"/> bestelle mir sogleich Ambrosius, meinen alten Diener; laß unten in meinem Gemach den Priester mich erwarten!“</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Im Hofe zu Dorning saß gegen Abend des nächsten Tages der Ritter Rolf Lembeck unter der Burglinde. – Er war allein; noch am Tage seiner Rückkunft, als vorher die Pappel und sein Glück gefällt worden, hatte Frau Wulfhild eilig nach ihrem Hof in Holstein müssen: zwischen Meyer und Gesinde, so hatte sie gesagt, sei Unfriede ausgebrochen und die Gegenwart der Herrin nöthig worden. Aber es lag wohl Tieferes am Grunde; im Augenblick der Abreise hatte Rolf einen Zug wie von versteinertem Entsetzen in ihrem Antlitz wahrgenommen; die Leidenschaft zu ihrem Eheherrn schien völlig ausgelöscht. Nach ihrer Abfahrt hatte der Junker Bookwald ihm geplaudert: es heiße, Hans Pogwisch, des Ritters Vorwirth, sei nicht durch seine Wunde, er sei durch Gift vom Leben in den Tod gekommen; so werd’ in der Gesindestub’ geredet; woher es komme, wiss’ er nicht; als aber die Schürzenmagd es an die Frau </p> </div> </body> </text> </TEI> [205/0209]
bestelle mir sogleich Ambrosius, meinen alten Diener; laß unten in meinem Gemach den Priester mich erwarten!“
Im Hofe zu Dorning saß gegen Abend des nächsten Tages der Ritter Rolf Lembeck unter der Burglinde. – Er war allein; noch am Tage seiner Rückkunft, als vorher die Pappel und sein Glück gefällt worden, hatte Frau Wulfhild eilig nach ihrem Hof in Holstein müssen: zwischen Meyer und Gesinde, so hatte sie gesagt, sei Unfriede ausgebrochen und die Gegenwart der Herrin nöthig worden. Aber es lag wohl Tieferes am Grunde; im Augenblick der Abreise hatte Rolf einen Zug wie von versteinertem Entsetzen in ihrem Antlitz wahrgenommen; die Leidenschaft zu ihrem Eheherrn schien völlig ausgelöscht. Nach ihrer Abfahrt hatte der Junker Bookwald ihm geplaudert: es heiße, Hans Pogwisch, des Ritters Vorwirth, sei nicht durch seine Wunde, er sei durch Gift vom Leben in den Tod gekommen; so werd’ in der Gesindestub’ geredet; woher es komme, wiss’ er nicht; als aber die Schürzenmagd es an die Frau
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