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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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sie drängte die Augen aneinander, als könne sie sicherer so das eine Ziel verfolgen, das vor ihren Sinnen stand.

Da wurde die schwere Thür zurückgestoßen. Sie fuhr empor. "Wer ist da?"

"Der Herr Schloßhauptmann von Haderslevhuus!" erwiderte der junge Bookwald, der hereingetreten war. "Ihr, Herrin, hättet um sein Kommen ihn ersucht."

"Er ist willkommen! - Doch wart' noch, Gehrt! Rück' erst den Sessel hier zum Tische!" Sie hatte sich in ihrer ganzen stattlichen Gestalt erhoben und begann im Gemache auf und ab zu schreiten, während der Knabe das Aufgetragene besorgte und sich dann entfernte.

Nach einigen Augenblicken war ein grauhaariger Mann in dunkler Tracht und von gewaltigem Körperbau hereingetreten. "Euer Gemahl, edle Frau," sprach er, nachdem die Grüße gewechselt waren, "scheint nicht daheim zu sein; Ihr selber wünschtet mich!"

"Mein Gemahl, Herr Schloßhauptmann," erwiderte Frau Wulfhild, "würde zu Euch gekommen sein; Ihr müsset diesmal Euch an mir genügen lassen!"

sie drängte die Augen aneinander, als könne sie sicherer so das eine Ziel verfolgen, das vor ihren Sinnen stand.

Da wurde die schwere Thür zurückgestoßen. Sie fuhr empor. „Wer ist da?“

„Der Herr Schloßhauptmann von Haderslevhuus!“ erwiderte der junge Bookwald, der hereingetreten war. „Ihr, Herrin, hättet um sein Kommen ihn ersucht.“

„Er ist willkommen! – Doch wart’ noch, Gehrt! Rück’ erst den Sessel hier zum Tische!“ Sie hatte sich in ihrer ganzen stattlichen Gestalt erhoben und begann im Gemache auf und ab zu schreiten, während der Knabe das Aufgetragene besorgte und sich dann entfernte.

Nach einigen Augenblicken war ein grauhaariger Mann in dunkler Tracht und von gewaltigem Körperbau hereingetreten. „Euer Gemahl, edle Frau,“ sprach er, nachdem die Grüße gewechselt waren, „scheint nicht daheim zu sein; Ihr selber wünschtet mich!“

„Mein Gemahl, Herr Schloßhauptmann,“ erwiderte Frau Wulfhild, „würde zu Euch gekommen sein; Ihr müsset diesmal Euch an mir genügen lassen!“

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[185/0189] sie drängte die Augen aneinander, als könne sie sicherer so das eine Ziel verfolgen, das vor ihren Sinnen stand. Da wurde die schwere Thür zurückgestoßen. Sie fuhr empor. „Wer ist da?“ „Der Herr Schloßhauptmann von Haderslevhuus!“ erwiderte der junge Bookwald, der hereingetreten war. „Ihr, Herrin, hättet um sein Kommen ihn ersucht.“ „Er ist willkommen! – Doch wart’ noch, Gehrt! Rück’ erst den Sessel hier zum Tische!“ Sie hatte sich in ihrer ganzen stattlichen Gestalt erhoben und begann im Gemache auf und ab zu schreiten, während der Knabe das Aufgetragene besorgte und sich dann entfernte. Nach einigen Augenblicken war ein grauhaariger Mann in dunkler Tracht und von gewaltigem Körperbau hereingetreten. „Euer Gemahl, edle Frau,“ sprach er, nachdem die Grüße gewechselt waren, „scheint nicht daheim zu sein; Ihr selber wünschtet mich!“ „Mein Gemahl, Herr Schloßhauptmann,“ erwiderte Frau Wulfhild, „würde zu Euch gekommen sein; Ihr müsset diesmal Euch an mir genügen lassen!“

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/189>, abgerufen am 02.05.2024.