Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

- "Des Schloßhauptmanns Tochter? - Ein Kind!"

Er spreizte seine Finger: "Erlaubt, beim ersten Kusse pfegt sich das zu wandeln; und überdies - das Neue ist ein Dämon!"

Sie war vom Sessel ausgesprungen und schritt mit funkelnden Augen auf und ab; ihre Finger griffen in ihr Sacktuch, als sei's ein lebend Wesen, das sie würgen müsse.

"Das Spielzeug könnet Ihr nicht nehmen," sagte Gaspard wieder; "doch wenn das Spielzeug nicht vom Kinde kann, so muß das Kind vom Spielzeug!"

- "Was heißt das? Rede deutlich!"

"Sind hier die Wände sicher?"

"Das weißt Du selber," erwiderte Frau Wulfhild und warf sich in den Sessel. "Nun rede!"

Und Gaspard setzte sich zu ihren Füßen auf den Schemel, den sie ihm gewiesen hatte. "Ihr habet, edle Herrin," begann er leise, mit Fingerspiel sein Wort begleitend, "meine Maulwurfsarbeit nicht gesehen, aber ich habe sie gethan. So leiht mir nun ein hörend Ohr! - Die unruhigen Herren in Holstein spinnen einmal wieder etwas gegen den König Atterdag" - er sah sich um; dann fuhr er fort:

- „Des Schloßhauptmanns Tochter? – Ein Kind!“

Er spreizte seine Finger: „Erlaubt, beim ersten Kusse pfegt sich das zu wandeln; und überdies – das Neue ist ein Dämon!“

Sie war vom Sessel ausgesprungen und schritt mit funkelnden Augen auf und ab; ihre Finger griffen in ihr Sacktuch, als sei’s ein lebend Wesen, das sie würgen müsse.

„Das Spielzeug könnet Ihr nicht nehmen,“ sagte Gaspard wieder; „doch wenn das Spielzeug nicht vom Kinde kann, so muß das Kind vom Spielzeug!"

- „Was heißt das? Rede deutlich!“

„Sind hier die Wände sicher?“

„Das weißt Du selber,“ erwiderte Frau Wulfhild und warf sich in den Sessel. „Nun rede!“

Und Gaspard setzte sich zu ihren Füßen auf den Schemel, den sie ihm gewiesen hatte. „Ihr habet, edle Herrin,“ begann er leise, mit Fingerspiel sein Wort begleitend, „meine Maulwurfsarbeit nicht gesehen, aber ich habe sie gethan. So leiht mir nun ein hörend Ohr! – Die unruhigen Herren in Holstein spinnen einmal wieder etwas gegen den König Atterdag“ – er sah sich um; dann fuhr er fort:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0180" n="176"/>
        <p>- &#x201E;Des Schloßhauptmanns Tochter? &#x2013; Ein Kind!&#x201C;</p>
        <p>Er spreizte seine Finger: &#x201E;Erlaubt, beim ersten Kusse pfegt sich das zu wandeln; und überdies &#x2013; das Neue ist ein Dämon!&#x201C;</p>
        <p>Sie war vom Sessel ausgesprungen und schritt mit funkelnden Augen auf und ab; ihre Finger griffen in ihr Sacktuch, als sei&#x2019;s ein lebend Wesen, das sie würgen müsse.</p>
        <p>&#x201E;Das Spielzeug könnet Ihr nicht nehmen,&#x201C; sagte Gaspard wieder; &#x201E;doch wenn das Spielzeug nicht vom Kinde kann, so muß das Kind vom Spielzeug!"</p>
        <p>- &#x201E;Was heißt das? Rede deutlich!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Sind hier die Wände sicher?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Das weißt Du selber,&#x201C; erwiderte Frau Wulfhild und warf sich in den Sessel. &#x201E;Nun rede!&#x201C;</p>
        <p>Und Gaspard setzte sich zu ihren Füßen auf den Schemel, den sie ihm gewiesen hatte. &#x201E;Ihr habet, edle Herrin,&#x201C; begann er leise, mit Fingerspiel sein Wort begleitend, &#x201E;meine Maulwurfsarbeit nicht gesehen, aber ich habe sie gethan. So leiht mir nun ein hörend Ohr! &#x2013; Die unruhigen Herren in Holstein spinnen einmal wieder etwas gegen den König Atterdag&#x201C; &#x2013; er sah sich um; dann fuhr er fort:
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0180] - „Des Schloßhauptmanns Tochter? – Ein Kind!“ Er spreizte seine Finger: „Erlaubt, beim ersten Kusse pfegt sich das zu wandeln; und überdies – das Neue ist ein Dämon!“ Sie war vom Sessel ausgesprungen und schritt mit funkelnden Augen auf und ab; ihre Finger griffen in ihr Sacktuch, als sei’s ein lebend Wesen, das sie würgen müsse. „Das Spielzeug könnet Ihr nicht nehmen,“ sagte Gaspard wieder; „doch wenn das Spielzeug nicht vom Kinde kann, so muß das Kind vom Spielzeug!" - „Was heißt das? Rede deutlich!“ „Sind hier die Wände sicher?“ „Das weißt Du selber,“ erwiderte Frau Wulfhild und warf sich in den Sessel. „Nun rede!“ Und Gaspard setzte sich zu ihren Füßen auf den Schemel, den sie ihm gewiesen hatte. „Ihr habet, edle Herrin,“ begann er leise, mit Fingerspiel sein Wort begleitend, „meine Maulwurfsarbeit nicht gesehen, aber ich habe sie gethan. So leiht mir nun ein hörend Ohr! – Die unruhigen Herren in Holstein spinnen einmal wieder etwas gegen den König Atterdag“ – er sah sich um; dann fuhr er fort:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/180
Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/180>, abgerufen am 02.05.2024.