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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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ihr Spiel; ein Stöhnen drang aus ihrer weißen Brust, und mehr als einmal streckte sie die Arme aus und ließ sie seufzend wieder auf die Decke sinken.

- Der Mann, um den sie solches litt, war längst auf einem Schleichweg in die Burg gekommen; keine Brücke hatte sich um ihn gehoben, kein Thor geöffnet; aber zu seinem Weibe hatte er nicht vermocht zu gehen. Im äußersten Winkel des einen Flügels war eine fast leere Kammer, die er als Haussohn einstmals inne hatte; dort auf einem harten Faulbett lag er unausgekleidet, den blonden Kopf auf beiden Händen; auch er hob träumend die Arme auf, aber er schloß sie selig lächelnd über seiner Brust, und was vor seinem offenen Fenster die Nachtigall noch singen mochte, es kümmerte ihn nicht.



Die Zeit war fast um eine Tagfrist gerückt; es war wieder Abend. Frau Wulfhild saß in ihrem Wohngemache, wo dunkelgemusterte Teppiche an den Wänden hingen; auch hier waren kleine Glasscheiden in den beiden Fenstern, und das Mondlicht, das hindurchfiel, mischte sich mit dem Schein der

ihr Spiel; ein Stöhnen drang aus ihrer weißen Brust, und mehr als einmal streckte sie die Arme aus und ließ sie seufzend wieder auf die Decke sinken.

- Der Mann, um den sie solches litt, war längst auf einem Schleichweg in die Burg gekommen; keine Brücke hatte sich um ihn gehoben, kein Thor geöffnet; aber zu seinem Weibe hatte er nicht vermocht zu gehen. Im äußersten Winkel des einen Flügels war eine fast leere Kammer, die er als Haussohn einstmals inne hatte; dort auf einem harten Faulbett lag er unausgekleidet, den blonden Kopf auf beiden Händen; auch er hob träumend die Arme auf, aber er schloß sie selig lächelnd über seiner Brust, und was vor seinem offenen Fenster die Nachtigall noch singen mochte, es kümmerte ihn nicht.



Die Zeit war fast um eine Tagfrist gerückt; es war wieder Abend. Frau Wulfhild saß in ihrem Wohngemache, wo dunkelgemusterte Teppiche an den Wänden hingen; auch hier waren kleine Glasscheiden in den beiden Fenstern, und das Mondlicht, das hindurchfiel, mischte sich mit dem Schein der

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[151/0155] ihr Spiel; ein Stöhnen drang aus ihrer weißen Brust, und mehr als einmal streckte sie die Arme aus und ließ sie seufzend wieder auf die Decke sinken. - Der Mann, um den sie solches litt, war längst auf einem Schleichweg in die Burg gekommen; keine Brücke hatte sich um ihn gehoben, kein Thor geöffnet; aber zu seinem Weibe hatte er nicht vermocht zu gehen. Im äußersten Winkel des einen Flügels war eine fast leere Kammer, die er als Haussohn einstmals inne hatte; dort auf einem harten Faulbett lag er unausgekleidet, den blonden Kopf auf beiden Händen; auch er hob träumend die Arme auf, aber er schloß sie selig lächelnd über seiner Brust, und was vor seinem offenen Fenster die Nachtigall noch singen mochte, es kümmerte ihn nicht. Die Zeit war fast um eine Tagfrist gerückt; es war wieder Abend. Frau Wulfhild saß in ihrem Wohngemache, wo dunkelgemusterte Teppiche an den Wänden hingen; auch hier waren kleine Glasscheiden in den beiden Fenstern, und das Mondlicht, das hindurchfiel, mischte sich mit dem Schein der

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/155>, abgerufen am 22.11.2024.