Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.Kind beruhigt hatte, oder ob die Scene nach einem anderen Theil des Hauses verlegt war, kann ich nicht sagen; aber der Lärm hörte auf und wir sprachen weiter nicht davon. - - Einige Tage später, da ich von dem Jungen nichts mehr gemerkt hatte, fragte ich über unseren Zaun den Armenvater, der einige Weiber bei der Arbeit in seinem Garten überwachte. "Nun, wie geht es mit Ihrem neuen Alumnen?" "Wen meinen Sie?" fragte der Mann zurück und sah mich wie unwissend an. "Wen sollte ich meinen? natürlich den Riew'schen Jungen; ich weiß nicht seinen Namen. " "Oh, der! Der sitzt schon längst wieder im warmen Nest; der beerbt den Alten noch bei lebendigem Leibe. Ich hätte ihn nur behalten sollen!" fügte er mit einer entsprechenden Handbewegung hinzu. Ich dachte an das zarte Gesicht des Knaben und sprach zu mir selber. "Es ist doch besser so." Kind beruhigt hatte, oder ob die Scene nach einem anderen Theil des Hauses verlegt war, kann ich nicht sagen; aber der Lärm hörte auf und wir sprachen weiter nicht davon. – – Einige Tage später, da ich von dem Jungen nichts mehr gemerkt hatte, fragte ich über unseren Zaun den Armenvater, der einige Weiber bei der Arbeit in seinem Garten überwachte. „Nun, wie geht es mit Ihrem neuen Alumnen?“ „Wen meinen Sie?“ fragte der Mann zurück und sah mich wie unwissend an. „Wen sollte ich meinen? natürlich den Riew’schen Jungen; ich weiß nicht seinen Namen. “ „Oh, der! Der sitzt schon längst wieder im warmen Nest; der beerbt den Alten noch bei lebendigem Leibe. Ich hätte ihn nur behalten sollen!“ fügte er mit einer entsprechenden Handbewegung hinzu. Ich dachte an das zarte Gesicht des Knaben und sprach zu mir selber. „Es ist doch besser so.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="10"/> Kind beruhigt hatte, oder ob die Scene nach einem anderen Theil des Hauses verlegt war, kann ich nicht sagen; aber der Lärm hörte auf und wir sprachen weiter nicht davon.</p> <p>– – Einige Tage später, da ich von dem Jungen nichts mehr gemerkt hatte, fragte ich über unseren Zaun den Armenvater, der einige Weiber bei der Arbeit in seinem Garten überwachte. „Nun, wie geht es mit Ihrem neuen Alumnen?“</p> <p>„Wen meinen Sie?“ fragte der Mann zurück und sah mich wie unwissend an.</p> <p>„Wen sollte ich meinen? natürlich den Riew’schen Jungen; ich weiß nicht seinen Namen. “</p> <p>„Oh, der! Der sitzt schon längst wieder im warmen Nest; der beerbt den Alten noch bei lebendigem Leibe. Ich hätte ihn nur behalten sollen!“ fügte er mit einer entsprechenden Handbewegung hinzu.</p> <p>Ich dachte an das zarte Gesicht des Knaben und sprach zu mir selber. „Es ist doch besser so.“</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [10/0014]
Kind beruhigt hatte, oder ob die Scene nach einem anderen Theil des Hauses verlegt war, kann ich nicht sagen; aber der Lärm hörte auf und wir sprachen weiter nicht davon.
– – Einige Tage später, da ich von dem Jungen nichts mehr gemerkt hatte, fragte ich über unseren Zaun den Armenvater, der einige Weiber bei der Arbeit in seinem Garten überwachte. „Nun, wie geht es mit Ihrem neuen Alumnen?“
„Wen meinen Sie?“ fragte der Mann zurück und sah mich wie unwissend an.
„Wen sollte ich meinen? natürlich den Riew’schen Jungen; ich weiß nicht seinen Namen. “
„Oh, der! Der sitzt schon längst wieder im warmen Nest; der beerbt den Alten noch bei lebendigem Leibe. Ich hätte ihn nur behalten sollen!“ fügte er mit einer entsprechenden Handbewegung hinzu.
Ich dachte an das zarte Gesicht des Knaben und sprach zu mir selber. „Es ist doch besser so.“
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/14>, abgerufen am 16.02.2025. |