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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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sauber sein wie aus einem Schiffsdeck. Er lebt allein mit einer freundlichen und verständigen Haushälterin; aber an Sommernachmittagen, zumal des Sonntags, kommt er gern zur Kaffeestunde auf unsere Terrasse, und es stört ihn auch nicht, wenn der Südost dort einmal durch seine weißen Haare fährt. "Ich danke, Madame, den haben wir einstmals anders kennen lernen," sagt er mit seiner gütigen Höflichkeit, wenn meine Frau eine Besorgniß um ihn kundgiebt. - Nach dem Kaffee spazieren wir in unserem Garten und besehen die Fruchtbäume oder reden über unsere Nelken und Levkojen; denn darin sucht der Eine dem Andern es zuvorzuthun und die Sache ist nicht ohne Eifersucht. Wenn die Dämmerung anbricht, begleite ich ihn nach Hause, und dann reden wir von Rick - nur von Rick; denn von diesem ist das Herz ihm doch am vollsten; aber es ist auch eine Freude, über Rick zu sprechen.

Abends ist der Capitän zu Hause und allein, außer wenn ich einmal ein Stündchen bei ihm sitze, wo mir mein Glas Madeira-Grog niemals entgeht. Sonst liest er dann seine Zeitung, den Hamburger Correspondenten; am aufmerksamsten und mit seinem Herzen die Schiffsnachrichten; denn er segelt mit

sauber sein wie aus einem Schiffsdeck. Er lebt allein mit einer freundlichen und verständigen Haushälterin; aber an Sommernachmittagen, zumal des Sonntags, kommt er gern zur Kaffeestunde auf unsere Terrasse, und es stört ihn auch nicht, wenn der Südost dort einmal durch seine weißen Haare fährt. „Ich danke, Madame, den haben wir einstmals anders kennen lernen,“ sagt er mit seiner gütigen Höflichkeit, wenn meine Frau eine Besorgniß um ihn kundgiebt. – Nach dem Kaffee spazieren wir in unserem Garten und besehen die Fruchtbäume oder reden über unsere Nelken und Levkojen; denn darin sucht der Eine dem Andern es zuvorzuthun und die Sache ist nicht ohne Eifersucht. Wenn die Dämmerung anbricht, begleite ich ihn nach Hause, und dann reden wir von Rick – nur von Rick; denn von diesem ist das Herz ihm doch am vollsten; aber es ist auch eine Freude, über Rick zu sprechen.

Abends ist der Capitän zu Hause und allein, außer wenn ich einmal ein Stündchen bei ihm sitze, wo mir mein Glas Madeira-Grog niemals entgeht. Sonst liest er dann seine Zeitung, den Hamburger Correspondenten; am aufmerksamsten und mit seinem Herzen die Schiffsnachrichten; denn er segelt mit

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[97/0101] sauber sein wie aus einem Schiffsdeck. Er lebt allein mit einer freundlichen und verständigen Haushälterin; aber an Sommernachmittagen, zumal des Sonntags, kommt er gern zur Kaffeestunde auf unsere Terrasse, und es stört ihn auch nicht, wenn der Südost dort einmal durch seine weißen Haare fährt. „Ich danke, Madame, den haben wir einstmals anders kennen lernen,“ sagt er mit seiner gütigen Höflichkeit, wenn meine Frau eine Besorgniß um ihn kundgiebt. – Nach dem Kaffee spazieren wir in unserem Garten und besehen die Fruchtbäume oder reden über unsere Nelken und Levkojen; denn darin sucht der Eine dem Andern es zuvorzuthun und die Sache ist nicht ohne Eifersucht. Wenn die Dämmerung anbricht, begleite ich ihn nach Hause, und dann reden wir von Rick – nur von Rick; denn von diesem ist das Herz ihm doch am vollsten; aber es ist auch eine Freude, über Rick zu sprechen. Abends ist der Capitän zu Hause und allein, außer wenn ich einmal ein Stündchen bei ihm sitze, wo mir mein Glas Madeira-Grog niemals entgeht. Sonst liest er dann seine Zeitung, den Hamburger Correspondenten; am aufmerksamsten und mit seinem Herzen die Schiffsnachrichten; denn er segelt mit

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/101>, abgerufen am 24.11.2024.