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Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.

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Ein Ende kam, -- ein Tag, sie wurde krank,
Und lag im Fieber viele Wochen lang;
Ein Morgen dann, wo sanft die Winde gingen,
Da ging sie heim; es blühten die Syringen.
Die Sonne schien; ich lief in's Feld hinaus
Und weinte laut; dann kam ich still nach Haus.
Wohl zwanzig Jahr, und drüber sind vergangen --
An wie viel Andrem hat mein Herz gehangen!
Was hab' ich heute denn nach dir gebangt?
Bist du mir nah, und hast nach mir verlangt?
Willst du, wie einst nach unsren Kinderspielen,
Mein Knabenhaupt an deinem Herzen fühlen?

Ein Ende kam, — ein Tag, ſie wurde krank,
Und lag im Fieber viele Wochen lang;
Ein Morgen dann, wo ſanft die Winde gingen,
Da ging ſie heim; es blühten die Syringen.
Die Sonne ſchien; ich lief in's Feld hinaus
Und weinte laut; dann kam ich ſtill nach Haus.
Wohl zwanzig Jahr, und drüber ſind vergangen —
An wie viel Andrem hat mein Herz gehangen!
Was hab' ich heute denn nach dir gebangt?
Biſt du mir nah, und haſt nach mir verlangt?
Willſt du, wie einſt nach unſren Kinderſpielen,
Mein Knabenhaupt an deinem Herzen fühlen?

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[28/0038] Ein Ende kam, — ein Tag, ſie wurde krank, Und lag im Fieber viele Wochen lang; Ein Morgen dann, wo ſanft die Winde gingen, Da ging ſie heim; es blühten die Syringen. Die Sonne ſchien; ich lief in's Feld hinaus Und weinte laut; dann kam ich ſtill nach Haus. Wohl zwanzig Jahr, und drüber ſind vergangen — An wie viel Andrem hat mein Herz gehangen! Was hab' ich heute denn nach dir gebangt? Biſt du mir nah, und haſt nach mir verlangt? Willſt du, wie einſt nach unſren Kinderſpielen, Mein Knabenhaupt an deinem Herzen fühlen?

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/38>, abgerufen am 20.04.2024.