Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.Schwört ihr erst in tausend Briefen, Tausend unerhörte Dinge Hättet ihr für meine Ohren, Und das Herz sei voll zum Springen! Fleht ihr erst in tausend Briefen Um ein heimlich einsam Stündchen! Wohl, die Stunde ist gekommen -- Redet jetzt von tausend Dingen!" Und der Ritter bricht das Schweigen: "Zürnt mir nicht, o Wonnemilde; Wisset, daß geheimer Zauber Bleiern mir die Zunge bindet. Nur ein Wink aus euren Augen, Nur ein Wort von euren Lippen, Nur ihr selbst, o meine Herrin, Könnt den argen Bann bezwingen." Schwört ihr erſt in tauſend Briefen, Tauſend unerhörte Dinge Hättet ihr für meine Ohren, Und das Herz ſei voll zum Springen! Fleht ihr erſt in tauſend Briefen Um ein heimlich einſam Stündchen! Wohl, die Stunde iſt gekommen — Redet jetzt von tauſend Dingen!“ Und der Ritter bricht das Schweigen: „Zürnt mir nicht, o Wonnemilde; Wiſſet, daß geheimer Zauber Bleiern mir die Zunge bindet. Nur ein Wink aus euren Augen, Nur ein Wort von euren Lippen, Nur ihr ſelbſt, o meine Herrin, Könnt den argen Bann bezwingen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0136" n="126"/> <lg n="4"> <l>Schwört ihr erſt in tauſend Briefen,</l><lb/> <l>Tauſend unerhörte Dinge</l><lb/> <l>Hättet ihr für meine Ohren,</l><lb/> <l>Und das Herz ſei voll zum Springen!</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Fleht ihr erſt in tauſend Briefen</l><lb/> <l>Um ein heimlich einſam Stündchen!</l><lb/> <l>Wohl, die Stunde iſt gekommen —</l><lb/> <l>Redet jetzt von tauſend Dingen!“</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Und der Ritter bricht das Schweigen:</l><lb/> <l>„Zürnt mir nicht, o Wonnemilde;</l><lb/> <l>Wiſſet, daß geheimer Zauber</l><lb/> <l>Bleiern mir die Zunge bindet.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Nur ein Wink aus euren Augen,</l><lb/> <l>Nur ein Wort von euren Lippen,</l><lb/> <l>Nur ihr ſelbſt, o meine Herrin,</l><lb/> <l>Könnt den argen Bann bezwingen.“</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0136]
Schwört ihr erſt in tauſend Briefen,
Tauſend unerhörte Dinge
Hättet ihr für meine Ohren,
Und das Herz ſei voll zum Springen!
Fleht ihr erſt in tauſend Briefen
Um ein heimlich einſam Stündchen!
Wohl, die Stunde iſt gekommen —
Redet jetzt von tauſend Dingen!“
Und der Ritter bricht das Schweigen:
„Zürnt mir nicht, o Wonnemilde;
Wiſſet, daß geheimer Zauber
Bleiern mir die Zunge bindet.
Nur ein Wink aus euren Augen,
Nur ein Wort von euren Lippen,
Nur ihr ſelbſt, o meine Herrin,
Könnt den argen Bann bezwingen.“
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/136>, abgerufen am 16.02.2025. |