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Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887.

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zu machen", sagte er tonlos, "und ich habe keine Eschenstämme mehr. Ich bin ein armer Lump, Nachbar!"

Der Alte sah ihn eine Weile schweigend durch seine runden Brillengläser an. "Ich weiß wohl", sagte er dann, "daß Du dies Weib nicht verdientest; Du brauchst just nicht davon zu reden - wie ist denn das Unglück hier zu Platz gekommen?"

Und John berichtete, was geschehen war; ohne Auslaß, trocken, als sei es eines Dritten Sache; dann aber warf er sich wieder zu der Todten und betrachtete mit Scheu ihr Antlitz, das wie schlafend vor ihm lag; leise, als gelte es ein Verbot zu übertreten, streckte seine große Hand sich aus und strich zitternd über die leblosen Züge. "Wie schön, o wie schön!" murmelte er; "und sie werden ein glattes Brett darüber nageln, wie sie es den armen Menschen thun!"

Der Alte kannte seinen Mann; er glaubte seinem Berichte: er wußte, er brauchte nicht weiter darüber zu reden; dennoch trug er ihm mehr Groll als Mitleid. "Sei ruhig, John", sagte er fast mürrisch, "ich mache Deinem Weibe ihren Sarg

zu machen“, sagte er tonlos, „und ich habe keine Eschenstämme mehr. Ich bin ein armer Lump, Nachbar!“

Der Alte sah ihn eine Weile schweigend durch seine runden Brillengläser an. „Ich weiß wohl“, sagte er dann, „daß Du dies Weib nicht verdientest; Du brauchst just nicht davon zu reden – wie ist denn das Unglück hier zu Platz gekommen?“

Und John berichtete, was geschehen war; ohne Auslaß, trocken, als sei es eines Dritten Sache; dann aber warf er sich wieder zu der Todten und betrachtete mit Scheu ihr Antlitz, das wie schlafend vor ihm lag; leise, als gelte es ein Verbot zu übertreten, streckte seine große Hand sich aus und strich zitternd über die leblosen Züge. „Wie schön, o wie schön!“ murmelte er; „und sie werden ein glattes Brett darüber nageln, wie sie es den armen Menschen thun!“

Der Alte kannte seinen Mann; er glaubte seinem Berichte: er wußte, er brauchte nicht weiter darüber zu reden; dennoch trug er ihm mehr Groll als Mitleid. „Sei ruhig, John“, sagte er fast mürrisch, „ich mache Deinem Weibe ihren Sarg

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[77/0077] zu machen“, sagte er tonlos, „und ich habe keine Eschenstämme mehr. Ich bin ein armer Lump, Nachbar!“ Der Alte sah ihn eine Weile schweigend durch seine runden Brillengläser an. „Ich weiß wohl“, sagte er dann, „daß Du dies Weib nicht verdientest; Du brauchst just nicht davon zu reden – wie ist denn das Unglück hier zu Platz gekommen?“ Und John berichtete, was geschehen war; ohne Auslaß, trocken, als sei es eines Dritten Sache; dann aber warf er sich wieder zu der Todten und betrachtete mit Scheu ihr Antlitz, das wie schlafend vor ihm lag; leise, als gelte es ein Verbot zu übertreten, streckte seine große Hand sich aus und strich zitternd über die leblosen Züge. „Wie schön, o wie schön!“ murmelte er; „und sie werden ein glattes Brett darüber nageln, wie sie es den armen Menschen thun!“ Der Alte kannte seinen Mann; er glaubte seinem Berichte: er wußte, er brauchte nicht weiter darüber zu reden; dennoch trug er ihm mehr Groll als Mitleid. „Sei ruhig, John“, sagte er fast mürrisch, „ich mache Deinem Weibe ihren Sarg

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_doppelgaenger_1887/77>, abgerufen am 22.11.2024.