Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887.

Bild:
<< vorherige Seite

zuzuhören, welche der in Schurzfell und Hemdsärmeln an dem Lindenstamme lehnende Meister Fritz ihnen vortrug; besonders die junge Blonde, nach ihrem anmuthigen Lächeln zu urtheilen, schien lauter goldene Worte zu hören. Aus den Gärten, durch die Gänge zwischen den Häusern wehten schon die Herbst-Resedadüfte.

Ich konnte nicht umhin, dem friedlichen Kleeblatte näher zu treten. Eine kleine Pause folgte meiner Begrüßung, die ich gleichfalls der hinter dem Fenster sitzenden Mamsell Therebinte hatte zukommen lassen; dann aber, da mir zwischen dem alten Meister und dem jungen Mädchen ein Platz geräumt worden, bekam auch ich noch meinen Antheil von den lustigen kalifornischen Spitzbubengeschichten. Wir lachten Alle; und in das freundliche alte Gesicht schauend sprach ich: "Wahrhaftig, Meister, jetzt ist es, wie ich's mir nicht anders vorgestellt: Ihr habt jetzt Alles wieder und mehr noch, als Ihr einst gehabt habt: hier Eueren Sohn, den neuen Meister, dort oben Eueren Dompfaff, der freilich jetzt wohl ohne Sang und Klang sein Gnadenbrod frißt;

zuzuhören, welche der in Schurzfell und Hemdsärmeln an dem Lindenstamme lehnende Meister Fritz ihnen vortrug; besonders die junge Blonde, nach ihrem anmuthigen Lächeln zu urtheilen, schien lauter goldene Worte zu hören. Aus den Gärten, durch die Gänge zwischen den Häusern wehten schon die Herbst-Resedadüfte.

Ich konnte nicht umhin, dem friedlichen Kleeblatte näher zu treten. Eine kleine Pause folgte meiner Begrüßung, die ich gleichfalls der hinter dem Fenster sitzenden Mamsell Therebinte hatte zukommen lassen; dann aber, da mir zwischen dem alten Meister und dem jungen Mädchen ein Platz geräumt worden, bekam auch ich noch meinen Antheil von den lustigen kalifornischen Spitzbubengeschichten. Wir lachten Alle; und in das freundliche alte Gesicht schauend sprach ich: „Wahrhaftig, Meister, jetzt ist es, wie ich’s mir nicht anders vorgestellt: Ihr habt jetzt Alles wieder und mehr noch, als Ihr einst gehabt habt: hier Eueren Sohn, den neuen Meister, dort oben Eueren Dompfaff, der freilich jetzt wohl ohne Sang und Klang sein Gnadenbrod frißt;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0114" n="114"/>
zuzuhören, welche der in Schurzfell und Hemdsärmeln an dem Lindenstamme lehnende Meister Fritz ihnen vortrug; besonders die junge Blonde, nach ihrem anmuthigen Lächeln zu urtheilen, schien lauter goldene Worte zu hören. Aus den Gärten, durch die Gänge zwischen den Häusern wehten schon die Herbst-Resedadüfte.</p>
        <p>Ich konnte nicht umhin, dem friedlichen Kleeblatte näher zu treten. Eine kleine Pause folgte meiner Begrüßung, die ich gleichfalls der hinter dem Fenster sitzenden Mamsell Therebinte hatte zukommen lassen; dann aber, da mir zwischen dem alten Meister und dem jungen Mädchen ein Platz geräumt worden, bekam auch ich noch meinen Antheil von den lustigen kalifornischen Spitzbubengeschichten. Wir lachten Alle; und in das freundliche alte Gesicht schauend sprach ich: &#x201E;Wahrhaftig, Meister, jetzt ist es, wie ich&#x2019;s mir nicht anders vorgestellt: Ihr habt jetzt Alles wieder und mehr noch, als Ihr einst gehabt habt: hier Eueren Sohn, den neuen Meister, dort oben Eueren Dompfaff, der freilich jetzt wohl ohne Sang und Klang sein Gnadenbrod frißt;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0114] zuzuhören, welche der in Schurzfell und Hemdsärmeln an dem Lindenstamme lehnende Meister Fritz ihnen vortrug; besonders die junge Blonde, nach ihrem anmuthigen Lächeln zu urtheilen, schien lauter goldene Worte zu hören. Aus den Gärten, durch die Gänge zwischen den Häusern wehten schon die Herbst-Resedadüfte. Ich konnte nicht umhin, dem friedlichen Kleeblatte näher zu treten. Eine kleine Pause folgte meiner Begrüßung, die ich gleichfalls der hinter dem Fenster sitzenden Mamsell Therebinte hatte zukommen lassen; dann aber, da mir zwischen dem alten Meister und dem jungen Mädchen ein Platz geräumt worden, bekam auch ich noch meinen Antheil von den lustigen kalifornischen Spitzbubengeschichten. Wir lachten Alle; und in das freundliche alte Gesicht schauend sprach ich: „Wahrhaftig, Meister, jetzt ist es, wie ich’s mir nicht anders vorgestellt: Ihr habt jetzt Alles wieder und mehr noch, als Ihr einst gehabt habt: hier Eueren Sohn, den neuen Meister, dort oben Eueren Dompfaff, der freilich jetzt wohl ohne Sang und Klang sein Gnadenbrod frißt;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • o über a wird als å dargestellt



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/114
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/114>, abgerufen am 25.11.2024.