und riß sich ein paar Mal in seinen Zwickelbart. "Das ist nur so ihr Willkommsgruß, Sieur Jo¬ hannes;" sagte er dann, indem er sich bückte, um die Bestien zu streicheln. "Damit Jedweder wisse, daß ein ander Regiment allhier begonnen; denn -- wer mir in die Quere kommt, den hetz' ich in des Teufels Rachen!"
Bei den letzten Worten, die er heftig aus¬ gestoßen, hatte er sich hoch aufgerichtet; dann pfiff er seinen Hunden und schritt über den Hof dem Thore zu.
Ein Weilchen schaute ich hinterdrein; dann folgte ich Katharinen, die unter dem Linden¬ schatten stumm und gesenkten Hauptes die Frei¬ treppe zu dem Herrenhaus emporstieg; eben so schweigend gingen wir mitsammen die breiten Stufen in das Oberhaus hinauf, allwo wir in des seligen Herrn Gerhardus Zimmer traten. -- Hier war noch Alles, wie ich, es vordem gesehen; die goldgeblümten Ledertapeten, die Karten an der Wand, die saubern Pergamentbände auf den Regalen, über dem Arbeitstische der schöne Wald¬
und riß ſich ein paar Mal in ſeinen Zwickelbart. „Das iſt nur ſo ihr Willkommsgruß, Sieur Jo¬ hannes;“ ſagte er dann, indem er ſich bückte, um die Beſtien zu ſtreicheln. „Damit Jedweder wiſſe, daß ein ander Regiment allhier begonnen; denn — wer mir in die Quere kommt, den hetz' ich in des Teufels Rachen!“
Bei den letzten Worten, die er heftig aus¬ geſtoßen, hatte er ſich hoch aufgerichtet; dann pfiff er ſeinen Hunden und ſchritt über den Hof dem Thore zu.
Ein Weilchen ſchaute ich hinterdrein; dann folgte ich Katharinen, die unter dem Linden¬ ſchatten ſtumm und geſenkten Hauptes die Frei¬ treppe zu dem Herrenhaus emporſtieg; eben ſo ſchweigend gingen wir mitſammen die breiten Stufen in das Oberhaus hinauf, allwo wir in des ſeligen Herrn Gerhardus Zimmer traten. — Hier war noch Alles, wie ich, es vordem geſehen; die goldgeblümten Ledertapeten, die Karten an der Wand, die ſaubern Pergamentbände auf den Regalen, über dem Arbeitstiſche der ſchöne Wald¬
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0055"n="41"/>
und riß ſich ein paar Mal in ſeinen Zwickelbart.<lb/>„Das iſt nur ſo ihr Willkommsgruß, Sieur Jo¬<lb/>
hannes;“ſagte er dann, indem er ſich bückte,<lb/>
um die Beſtien zu ſtreicheln. „Damit Jedweder<lb/>
wiſſe, daß ein ander Regiment allhier begonnen;<lb/>
denn — wer mir in die Quere kommt, den hetz'<lb/>
ich in des Teufels Rachen!“</p><lb/><p>Bei den letzten Worten, die er heftig aus¬<lb/>
geſtoßen, hatte er ſich hoch aufgerichtet; dann<lb/>
pfiff er ſeinen Hunden und ſchritt über den Hof<lb/>
dem Thore zu.</p><lb/><p>Ein Weilchen ſchaute ich hinterdrein; dann<lb/>
folgte ich Katharinen, die unter dem Linden¬<lb/>ſchatten ſtumm und geſenkten Hauptes die Frei¬<lb/>
treppe zu dem Herrenhaus emporſtieg; eben ſo<lb/>ſchweigend gingen wir mitſammen die breiten<lb/>
Stufen in das Oberhaus hinauf, allwo wir in<lb/>
des ſeligen Herrn Gerhardus Zimmer traten. —<lb/>
Hier war noch Alles, wie ich, es vordem geſehen;<lb/>
die goldgeblümten Ledertapeten, die Karten an<lb/>
der Wand, die ſaubern Pergamentbände auf den<lb/>
Regalen, über dem Arbeitstiſche der ſchöne Wald¬<lb/></p></body></text></TEI>
[41/0055]
und riß ſich ein paar Mal in ſeinen Zwickelbart.
„Das iſt nur ſo ihr Willkommsgruß, Sieur Jo¬
hannes;“ ſagte er dann, indem er ſich bückte,
um die Beſtien zu ſtreicheln. „Damit Jedweder
wiſſe, daß ein ander Regiment allhier begonnen;
denn — wer mir in die Quere kommt, den hetz'
ich in des Teufels Rachen!“
Bei den letzten Worten, die er heftig aus¬
geſtoßen, hatte er ſich hoch aufgerichtet; dann
pfiff er ſeinen Hunden und ſchritt über den Hof
dem Thore zu.
Ein Weilchen ſchaute ich hinterdrein; dann
folgte ich Katharinen, die unter dem Linden¬
ſchatten ſtumm und geſenkten Hauptes die Frei¬
treppe zu dem Herrenhaus emporſtieg; eben ſo
ſchweigend gingen wir mitſammen die breiten
Stufen in das Oberhaus hinauf, allwo wir in
des ſeligen Herrn Gerhardus Zimmer traten. —
Hier war noch Alles, wie ich, es vordem geſehen;
die goldgeblümten Ledertapeten, die Karten an
der Wand, die ſaubern Pergamentbände auf den
Regalen, über dem Arbeitstiſche der ſchöne Wald¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/55>, abgerufen am 24.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.